27
GK- R
62. Bluse mit Fileteinfähen.
62. Bluse mit Fileteinsätzen. Feiner weißer Batist, Opal oder Schleierstoff eignet sich am besten zur Nacharbeit. Die Fileteinfäße sind am Rande mit Ausbogstichen der Bluse einzuarbeiten. Hohlsaumschmud am Armelaufschlag und Schoßrand. Gürtelenden aus dem Blusenstoff. Für dunkle Stoffe würden die Fileteinsätze durch buntgestickte Stoffteile zu er sezzen sein. Normalschnittmuster für 90-116 cm erhältlich. Preis siehe Seite 30. Schnittmuster WK 739.
63. Zurnblufe. Die einfache Bluse aus ungebleichtem Nessel wird im Rüden geschlossen. Das Vorderteil ist bei der Naht unter dem Arm und am eingesetzten Zwidel in fleine Falten gelegt, um die leicht anliegende Form zu gewinnen. Einfache Schiffchenspitze aus rotbraunem Garn am Ausschnitt und Ärmelrand. Die Spitze ist mit 2 Pikots am oberen Rand, 1 Pitot am unteren Rand gearbeitet und mit je 3 überfangstichen aus grünem Garn an der Bluse festgenäht. Am unteren Rand 2 braune Fäden, mit grünenFäden festgenäht. Normalschnittmuster für die Altersstufen von 6-16 Jahren erhältlich. Preis Seite 30. Schnittmuster WK 740.
Jetzt, wo die ersten grünen Triebe sprießen, die ersten Wiesenblumen ihre Köpfe aus der Erde strecken, fängt auch in unsere trauervollen Herzen an Hoffnung einzuziehen. Die Natur fann Trost geben, wenn alles andere versagt. Wer in dieser schweren Zeit einen Garten sein eigen nennt und wäre er noch so klein, er kann in seiner Pflege über manch trübe Stunde hinwegkommen. Aber auch wer nicht so glücklich ist, sollte sich mehr als früher noch in die Natur vertiefen, denn sie ent täuscht nie.
Auch hier ist uns Goethe, wie in allem Lebenskunstwegweiser. Wer den Weimarer Park fennen und lieben gelernt hat, der liebt Goethe auch als Gartenfünstler, und wie viel gibt es da zu lernen! Der Reichskunstwart Professor Redslob ist liebevoll Goethes Spuren nachgegangen. Ihm verdanke ich meine Kenntnis von Goethe als Gartenkünstler, die ich auch andern vermitteln möchte.
Das Motto, das Goethe seiner Gründung der Weimarer Zeichenschule gewidmet hat, gilt auch für den Park und wer eine Gartenanlage schaffen will, sollte es sich zu eigen machen:„ Es wird gut, weils angefangen hat als wärs nichts." Hier zeigt sich auch das individuell Erzieherische Goethes und seiner Zeit. Warten, reifen lassen, als Gärtner empfinden. Kein fertiges Projekt. Das Gute organisch wachsen lassen, ohne vorher das Letzte Ziel zu bestimmen. Wie viel fann aus diesem Streben der Gärtner, auch der Menschengärtner, der Erzieher lernen! Gesundung des geselligen Lebens, eine Rückkehr zur Natur, das bedeutete der Weimarer Park für die Hofgesellschaft, mit dem Motto: und lernet gesünder das Leben genießen". Wie viel können und sollen wir auch da von Goethe lernen, wir, deren Geselligkeit in den letzten Jahren so sehr auf materielle Bahnen gedrängt wurde.
Die vernachlässigten Pläßchen alle mit Händen der Liebe polstern und pußen und jeder Zeit mit größter Sorgfalt die Fugen der Kunst der lieben immer bindenden Natur befestigen", so schreibt Goethe von seiner Arbeit im Weimarer Park und gibt damit vorbildliche Richtschnur für Gärtnerarbeit.
Das Anpassen an den Willen der Natur und das Wachsenlassen hat dem Weimarer Park den Charakter gegeben. Man merkt ihm an, daß hier der Natur fein Gefeß aufgezwungen, daß bielmehr ihre Gefeße erlauscht worden sind. Eine gewisse Zärtlichkeit gegen die landschaftlichen Umgebungen" nennt Goethe dieses Etreben. Überall hat die Freude am Wachsen und Werden ge
waltet.
,, Diese Einheit aller Lebensformen, der Gärtner, der Bildhauer, der Baufünstler, der Dichter und Maler haben zur Vollendung des Weimarer Parts bergetragen, diese Überwindung
GK- R
63. Zurubluse.
städtischer de ist wie eine vorahnende Warnung an das fommende Jahrhundert, eine Warnung, die wir erst heute-verspätet begreifen", schreibt Professor Nedslob. Er weist auch darauf hin, wie sehr der Gartenarchitekt Goethe das künstlerische Leben Weimars mit Anregung zu segnen vermochte. Der erste Darsteller Weimars , G. M. Kraus ist einer der besten Erfasser dieser Gartenkunst. Er zeigt, wie sie mit der Bühneninszenie rung der Goethezeit stilistisch eins ist.
Vor allem aber wurde Preller zum Erben Goethes. Die Klassisch komponierte Landschaft, die er erstrebte und seinen Schülern vermittelte, ist mehr als man meist bedenkt aus dem Stil der Goethe schen Gartenkunst entstanden. Die Bäume in der Kraft des freien Eigenlebens erfassen und den Baumschlag als bevorzugtes Gebiet der Weimarer Landschaftsmalerei dar stellen, auch darin ist das Erbe des Partes zu erkennen, in dem die Bäume gepflegt und gekannt werden, wie selten an einer anderen Stelle. So ist der Park zum Symbol der Arbeit Goethes geworden. Er ist bewohnt, benußt, spendet Leben, mehr als in Worten zu fassen, mit Gedanken zu ermessen ist. Sinnvoll zieht Redslob den Vergleich, wie der junge Goethe aus dem Erkennen innerer Gemeinschaft, sein Schaffen vor dem Straßburger Dom mit einem Breislied auf Ervin von Steinbach begann.„ Was die Dome der Gothik für das Mittelalter bedeuten: die Vereinheitlichung allen Rebens, seinen höchsten Ausdruck, seine Zusammenfassung und Ausströmung, das sind in der Zeit der befreiten Persönlichkeit, in der Zeit der Hin. gabe an alles Wollen der Natur, die Parks geworden."
Wir denken heute schmerzerfüllt an Straßburg , die wunder Schöne Stadt, mit seinem herrlichen, so ganz im deutschen Geist empfundenen Münster . Es ist uns genommen. Aber was man uns nicht nehmen konnte, das sind die schönen Barts mit ihrem echt fünstlerischen, ich möchte sagen deutsch empfundenen Gefühl.
Und nun bleibt noch der kleine Garten hinter Goethes Haus , in seiner schlichten Bescheidenheit. Einfachste Aufteilung durch rechtwinklig sich schneidende, mit Buchsbaum eingefaßte Wege, Rosen zu ihren beiden Seiten. Ein lauschiger Sitzplatz unter einer großen Blutbuche. An die Ecke der Grenzmauer ange. lehnt ein Gartenhaus, dessen Dach altväterlich gemütlich über die Mauer hinwegschaut.
Noch einmal ist Goethe Wegweiser in der Lebenskunst, wenn wir sein Gartenhaus in seiner schlichten Einfachheit im Weimarer Park sehen mit dem Blick auf die Wiesen, die Eichen und Buchen, die er selbst gepflanzt. übermütig sieht's nicht aus, dieses fleine Gartenhaus." Hier überkommt uns das Gefühl der Größe, das im Einfachen liegt und das uns so sehr verloren gegangen ist in den letzten Jahren, die gar so viel Gewicht auf äußer liches legten. Wir müssen es wieder lernen, jeßt wo die Natur erwacht, wenn unsere Herzen gesunden sollen. Auch die Natur lehrt es uns, was Goethe uns einst sehen lernte.