Jahrg. 3

19 2 1

heft. 8

15. August

Die Frau

und ihr Haus

Zeitschrift für kleidung Gesundheit Körperpflege und Wohnungsfragen Die Heimat auf dem Lande

Beilage zur

Das Eigenkleid

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Ein jeder gebraucht den Namen in einem anderen Sinne: bald ist es das Künstlerkleid", bald die eigen", d. h. von der Trägerin selbst gearbeitete Kleidung und meist bedeutet es Auflehnung gegen den Modezwang und Optimisten sehen im Eigenkleid den ersten Schritt zur Tracht", während anderen nur eine deutsche Mode" dabei vor­schwebt, als die jetzt das Dirndl­kleid" ausgepriesen wird,* das aber in Wirklichkeit auch nur eine Mode oder gar eine Manie ist, die bald von einer anderen abgelöst wird. Und hier soll dem Wort noch ein anderer Sinn beigelegt werden, in­dem nur die Rede sein wird von dem Kleide, das dem Körper, den Gewohnheiten und Bedürfnissen der Trägerin gerecht wird. Voraussetzung dafür ist freilich, daß die Kenntnis des Körpers, des Zweckes, dem das Kleidungsstück dienen soll, wenn nicht bei der Besizerin, so doch mindestens bei der Beraterin lebendig ist. Inner­halb der durch die Zweckmäßigkeit gezogenen Grenzen mag dann alle Freiheit gewährt sein und insbeson­dere möge mit Bedacht auf die äußere Wirkung jeweils die schönste Lösung der Aufgabe gesucht werden. Auch die Schönheit gehört nämlich zur Zweckerfüllung, weil ein Kleid, das so ganz der Trägerin gehört oder, umgekehrt, in das sie hineinpaßt, nicht nur dem, der es beschaut, Wohl­gefallen bereitet, sondern weil ein solches Kleid dem, der es trägt, Sicherheit, Bequemlichkeit, zufrieden

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" In Gustav Cords' Frauenmode" ( Seft 7, 1921) heißt es darüber: Das " Dirndlkleid" ist erschienen und hat auf der ganzen Linie gesiegt. Frisch und ur. sprünglich, fleidsam und nett, sommerlich und hygienisch, dabei praktisch und nicht kostspielig alle Ansprüche sind erfüllt."

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Gleichheit

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heit gewährt und darum das wahrhaft sparsame Kleid darstellt. Es sei zuerst noch ein wenig die Rede von den Grenzen": dem Körper soll nicht Gewalt angetan werden, weil er Schaden leidet, preßt man ihn in enge Futterale und weil es unschön ist, etwa Wohlbeleibtheit zu verbergen, indem man den überfluß an eine andere Stelle schnürt; die Absicht des Verbergens wird meist nicht erreicht, sondern im Gegenteil ein Unterstreichen! Beim Gehen braucht man einen Spielraum von ungefähr 180 Zentimeter- deshalb darf kein Kleid enger sein, während andererseits eine unmäßige über­schreitung dieser Grenze bedeuten würde, daß man bei jedem Schritt überflüssige Stoffmengen transpor tieren muß, die schnelle Ermüdung herbeiführen. Armel, die nur ein teilweises Heben des Armes gestatten, sind zugleich unschön und unzweck­mäßig, lassen ein Wohlbefinden in dem Kleide gar nicht aufkommen. Dieses Wohlbefinden ist nun aber feineswegs, Privatsache", sondern es steht im engsten Zusammenhang mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Modefrage. Jeder von uns hat es ja schon beobachtet, daß die Lebens­oder Gebrauchsdauer, also die Aus­nugung eines Kleidungsstückes, im Busammenhang mit dem Wohlgefühl beim Tragen steht, so daß ein Kleid, das dem Zweck am besten diente, auch das sparsamste war. Diese Spar­samkeit aber ist es ja gerade, die immer als Pflicht gegen die Volfs. gemeinschaft empfunden und geübt werden sollte und die in dieser Beit der Not von jedem gefordert werden muß. Sehen wir einmal um uns, so hat es freilich den Anschein, als verständen die meisten das Gebot so, daß es immer nur den anderen auf­erlegt sei und am wenigsten wird es von denen erfüllt, die das Wort

134. Einfaches Festkleid mit geftitem Gürtel. Bu fornblumenblauer Frotteeseide wurde der Gürtel in bunter Wolle mit Kreuzstich geftidt. Das Kleid ist in einem Stück geschnit ten. Halsausschnittrand mit Baspelvorstoß ge­arbeitet, Armelsaum mit unsichtbaren Stichen festgehalten. Die Gürtelteile werden dem Kleide aufgeknöpft und an den Seiten mittels hand. gedrehter Schnur( aus dem Stickereimaterial) zusammengeschnürt. Normalschnittmuster für zusammengeschnürt. Normalschnittmuster für 86, 90 und 98 cm Oberweite erhältlich. Breis 3 Mart. Stickereimuster 7.50 Mart. WK 804.