Krokodil den Rachen aufsperrt, so sliegt der Trochilus hinein, und reinigt ihm die Zähne, indem er so seine Nahrung findet. Das Krokodil aber, welches merkt, daß der Vogel ihm eine Wohlthat erweist, fügt demselben keinen Schaden zu, sondern öffnet den Rachen weit, wenn der Trochilus hinaus will, damit es ihn nicht zerbeißt." Diese Angabe nun hat sich im Wesentlichen als durch aus begründet erwiesen.
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Der Krokodilwächter( Hyas aegyptiacus) gehört zu den Stelz vögeln in der Nähe der Kibize und Regenpfeifer er wurde früher unter dem Namen Charadrius aegyptiacus zu den letzte ren gezählt und bildet mit dem Wüstenläufer die Unterfamilie der schlanken Rennvögel. Es ist ein zierlicher Vogel von gedrungener Gestalt seine Körperlänge beträgt etwa 8½ 3oll mit kurzem, scharf zugespiztem Schnabel, ziemlich kleinem Kopf und großen Augen, am Oberkopf, Nacken und Wangen , sowie am Unterrand der Flügel schwarz oder mit schwarzen Streifen schmuck voll gezeichnet, im übrigen weiß mit schieferblauen Flügeldecken. Er bewohnt die Ufer des Nils in der ganzen Ausdehnung Aegyptens . Hören wir nun, was aus eigner Erfahrung ein Forscher der Gegenwart, Brehm, von diesem Vogel sagt:„ Der Krokodilwächter lebt mit dem Krokodil wirklich in Freundschaft, aber nicht deshalb, weil das gefräßige Kriechthier wohlwollende Gefühle für ihn hegt, sondern weil seine Klugheit und Gewandt heit ihn vor böswilligen Gelüsten sichern. Als ein Bewohner der Sandbänke, welche das Krokodil zum Schlafen und Sonnen aufsucht, ist er mit diesem Ungeheuer von Jugend auf vertraut geworden, und hat gelernt, wie er sich ihm gegenüber benehmen muß. Ohne Besorgniß läuft er auf dem Rücken der Panzereidechsen auf und nieder, als ob dieser ein Stück grünen Rasens wäre, unbekümmert liest er Kerbthiere und Egel ab, welche das Kroko dil schröpfen wollen, wagt sich sogar daran, seinem gewaltigen Freunde die Zähne zu pußen, d. h. buchstäblich Brocken, welche zwischen denselben hängen blieben, oder Thiere, welche sich an den Kinnladen und dem Zahnfleische festsetzten, wegzunehmen: ich habe das gesehen und zwar zu wiederholten malen. In der Achtsamkeit des Krokodilwächters und in der Würdigung der Umstände und Ereignisse beruhen auch die Dienste, welche er leistet. Das Geschrei, welches er beim Anblick eines ihm fremdartig oder gefährlich dünkenden Wesens oder Gegenstandes ausstößt, erweckt das schlafende Krokodil und läßt diesem gerathen erscheinen, sich in die sicheren Fluthen zurückzuziehen." Wir würden in diesem Bericht eine Erklärung der Sache haben, die bis auf einen Punkt vollkommen überzeugend erscheint, das ist die Angabe von dem völlig indifferenten Verhalten des Krokodils gegenüber dem Freundschaftsdienst, den ihm sein Wächter leistet. Daß das plumpe Thier dem gewandten Vogel, so lange er ihm auf dem Rücken oder von der Außenseite der Schnauze umher pickt, nichts anzuhaben vermag, ist begreiflich, keineswegs aber leuchtet dem Unbefangenen ein, wie der Krokodilwächter ungefähr det bleiben könne, wenn er, was Brehm ausdrücklich bestätigt, in dem Innern des aufgesperrten Krokodilrachens umherspaziert, um dort sein Reinigungswerk zu vollbringen und für sich Ernte zu halten. Hier erscheint die Annahme eines freundschaftlichen Verhaltens auch des Krokodils wegen dieser Dienstleistung noch immer natürlicher, und es müssen die Worte des Herodot : Bon allen Vögeln und andern Thieren wird das Krokodil geflohen, mit dem Vogel Trochilus aber lebt es in Frieden, weil es ihm nüßlich ist" in Geltung bleiben, so lange nicht konstatirt ist, daß das Krokodil wenigstens den Versuch macht, durch Schließen des Rachens seinen Wächter so zu behandeln wie alle andern Thiere. Auf die frappante Aehnlichkeit dieses Falles mit dem Verhalten des Haifisches gegenüber seinem Piloten sei an dieser Stelle nochmals hingewiesen.
Noch in mehrfacher Bezugnahme in Dunkel gehüllt ist das folgende Freundschaftsverhältniß, welches außerhalb enger Wissenschaftskreise wohl kaum bekannt sein mag. Die Kluft des Abstandes in der Organisation der beiden Thiere erscheint hier noch erweitert; es sind nicht nur verschiedene Klassen, sondern einander ganz fern stehende Urstämme des Thierreichs, es ist eine Muschel und ein Fisch, die in ein Freundschaftsbündniß getreten sind.
Im Jahre 1785 veröffentlichte der Neapolitanische Arzt und Naturforscher Cavolini eine werthvolle Schrift über die Er zeugung der Fische und Krebse, worin er zuerst die merkwürdige Entdeckung mittheilte, daß in den Kiemen der Teichmuschel( Anodonta) sich zuweilen befruchtete Eier vorfinden, aus denen sich nicht Muscheln, sondern Fische entwickeln. Die Sache, die
damals wohl kaum geglaubt wurde, gerieth dann in Vergessenheit, bis sie viel später im Jahre 1843 von den deutschen Forschern Oken und Döllinger wieder aufgenommen und in der Zeitschrift Jsis" als begründet bestätigt wurde. Beide sprechen die Meinung aus, die Eier möchten von dem Stichling herrühren. Karl Vogt dagegen, der in dem Lahnfluß dieselbe Erscheinung beobachtete und darüber 1848 eine französische Abhandlung schrieb, nahm für die Muscheleier die Kaulquappe, den Kaulfopf( Cottus gobio ) in Anspruch. Von zwei russischen Forschern wurde sodann die Sache auf's neue untersucht. Sie fanden Fischeier und reife Fischembryonen in einer verwandten Art, in der Malermuschel, gleichfalls zwischen den Kiemenfalten verborgen, ohne über die Fischeltern derselben etwas feststellen zu können. Erst als 1863 der münchener Zoologe von Sieboldt sein ausgezeichnetes Werk über die Süßwasserfische Mitteleuropas veröffentlichte, worin er auch die Eier der bekannten Fische sorgfältig beschrieb, kam mehr Licht in die Sache. Es fand sich, daß ein bekannter Süßwasserfisch, der Bitterling , Eier besitzt, die in Färbung und Größe genau mit den in der Teich- und Malermuschel gefundenen übereinstimmen. Zudem wurde man jetzt auf die Entdeckung aufmerksam, die einige Jahre vorher der würtembergische Forscher Krause an dem Bitterling gemacht hatte. Es entwickelt sich nämlich bei dem trächtigen Weibchen dieses Fisches eine lange Legeröhre, welche, so wie die Eier ihre Reife erlangt haben, als ein wurmförmiger Strang vor der Afterflosse des Thieres frei vom Hinterleibe herabhängt. Diese Umstände nun ließen die Ansicht begründet erscheinen, daß der Urheber der sonderbaren Muscheleier niemand anders sei als unser Bitterling. Nochmals verwandte nun gegen Ende der 60er Jahre ein Forscher, Dr. Noll vom Senkenbergischen Museum zu Frankfurt am Main , ein eifriges Studium auf die Lösung des Räthsels. Seine Untersuchungen und Beobachtungen hatten indeß nur das Resultat, daß mit sehr hohem Grade von Wahrscheinlichkeit der Bitterling als derjenige Fisch betrachtet werden kann, der die Teichmuschel aufsucht, um ihr seine Eier in Pflege und Wartung zu übergeben. Eine direkte Beobachtung der Thatsache des Ei- Ablegens in die Muschel oder der Entwickelung dieser Eier zu jungen Bitterlingen ist auch diesem Forscher nicht gelungen. So ist denn noch bis auf diesen Tag, wenn auch die Gründe, die für den Bitterling sprechen, überaus gewichtiger Natur sind, für die strenge Wissenschaft die Frage: Wer ist der Vater? nicht beantwortet.
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Die Teichmuschel und Entenmuschel( Anodonta eygnea und An. anatina) sowie die ihr sehr nahestehende Malermuschel( Unio pictorum) sind in ihrer äußeren Gestalt wohl überall in Deutsch land bekannt. Ueber ihre Lebensweise ist kaum etwas besonders Auffallendes zu berichten. Wo in Teichen und Flüssen Boden und Strömung ihnen zusagt, da wühlen sie sich mit ihrem beilförmigen Fuße es ist dies eine Muskelfortsetzung des Rumpfes an der Bauchseite an der Bauchseite so tief in den Sand und Schlamm ab wärts, daß nur das äußerste, hintere Spizenende ihrer Schalen noch hervorsieht. So bleiben sie Tage, ja Wochen lang an derselbeit Stelle im Sande stecken und verrathen ihr Leben nur da durch, daß sie das hervorstehende Ende der Schalen ein klein wenig öffnen, so daß der gefranste Rand ihres Mantels, jener zarten Haut, welche die beiden Schalen immer bedeckt, etwas hervortreten kann. Durch diese stets bewegten Fransenwimpern wird fortwährend ein Wasserstrom in die Muschel eingesogen, der zur Athmung und vermittelst seiner organischen Stoffe zur Nahrung des Thieres dient. Auf jeder Seite des Muschelleibes zwischen Rumpf und Mantel liegen zwei aus je einem doppelgeschichteten Blatt bestehende Kiemen, und der Zwischenraum dieser Kiemenblattschichten ist der Aufbewahrungsort der merkwürdigen Fischeier. Dr. Noll fand an den seichten Uferstellen des Mainstromes die auffallenden, dottergelben Eikörper in den Muscheln frühestens und in geringer Zahl in der ersten Woche des April, bei den später herausgenommenen Muscheln waren die Eier stets zahlreicher vorhanden, und schon in der ersten Woche des Mai fand er die Eier theilweise zu kleinen Fischchen entwickelt, die langestreckt in den Kiemenfächern steckten und mit ihrem dicken Kopf und schwarzen Augen deutlich durch die Kiemenhaut hervorstachen. Bei dem vorsichtigen Aufschlitzen der Kiemen kamen dann die niedlichen Fischlein unversehrt zum Vorschein, die eine längliche, gelbe Dotterblase als Vorrathssack am Bauche trugen und durch lebhaften Silberglanz sich auszeich neten. Es machte stets einen wunderbaren Eindruck, aus den innersten Organen des Muschelthieres die kleinen Fischchen her