Stelle, auf der man fist. Hat er nicht den Bauer( meister. Ja, und werdet tüchtige Menschen. Wen Röderer ins Gefängnis gebracht und um seine ich erwische, dem kann ich nicht mehr helfen. Wirtschaft, weil er gesagt hatte: Die Herren Und er ist vor uns getreten, ganz dicht ſtand sprechen unter sich, wie es ihnen einfällt; wir er vor uns: Freiheit; Das ist etwas Köstliches! aber möchten am liebsten den Rülpfer überprü- Aber bis dahin ist noch ein harier und weiter fen, ob er einer hohen Obrigkeit genehm ist. Weg.­

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Dieser Adrian hat geschrien, als wenn er am Spieße steckte. Die Wache ist gelaufen ge­tommen. Sie hat ihn aus unseren Händen ge­rissen. Da stand der Jammermann: Herr Wacht meister! Herr Wachtmeister! Diese Kerle haben mich tätlich angegriffen! Das find Hochver räter.

Der Bachimeister Kerner hat sich den Schnauzbart gestrichen: Nun, es ist nicht in der Ordnung, einen Menschen zu verprügeln, aber es ist immerhin noch kein Hochverrat.

Der Schandseele Adrian ist die Stimme übergeliekst: Das nicht! Das ist nicht! Aber hör er: Sie sprechen von Freiheit! Sie behaupten, daß alle gleiche Rechte haben!-

Der Wachtmeister Kerner hat ein bedenk liches Gesicht gemacht: Das ist freilich eine

andere Sache. Dem muß nachgegangen werden. Erſt neulich wieder ist solch ein hochverräterisches Flugblatt in der Stadt herumgegangen. Mit tommen! Das muß untersucht werden.

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Wir wollten etwas sagen, aber er ist rasch ins Borzimmer gegangen zum Wachtmeister und wir, wir sind wie der Wind durch die andere Tür über den Hof ins Freie, jeder nach Haus. Und

R. Lotte Sassower:

jetzt Mutter, leb wohl. Bestimmt ſehen wir uns

wieder,-

Ich hatte inzwischen den Schnappsack ge= packt, ich habe ihn ihm umgehangen. Ich habe ihm noch ein paar Taler gegeben. Dann habe ich ihn zum Gartentor begleitet.

Ich habe die Tür hinter ihm zugeschlossen. Und wie die Tür zu war, habe ich gedacht: Das ist so, als wenn man ein Grab schließt.- Ich habe nichts wieder von ihm gehört.

Hans im Glück

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Er hieß Hansgenau wie in dem Mär-| immer wieder alle Saiten ihrer Gefühl- und chen- war ein Phantast, Träumer, eine ab- Denkweise in harmonischem Gleichklang eriönen wegige dichterische Natur und hatte seltenes zu hören. Auch das soziale Empfinden war bei Glück auch genau wie Hans in dem Mär- beiden stark ausgeprägt. Dennoch- wiewohl er chen. Denn auf der Höhe des Lebens, hart an wußte, daß fie arm war- kam ihm nie der der Kippe, wo es abwärts zu gehen beginnt, Gedanke, in irgendeiner Weise für sie zu for­hatte er die Frau gefunden, die seinem Ideal gen, ihr irgendwie den Daseinskampf zu er entsprach. Sie war gut, flug, brav und schön leichtern, fam i.hr nicht der Gedanke, ihn und dies alles in einem liebenswert gesteigertem darauf aufmerksam zu machen. Sie zergrübelte Maße. Allerdings war sie auch arm, aber das in schlaflosen Nächien ihren Sinn nach einem verschlug nichts, denn er war ja Hans im Ausweg aus der hindernden Misere, ohne den Glüd" und so besaß er, inmitten der Krisenzeit, nächſtliegenden, mit ihm offen darüber zu spre eine vielbeneidete ausgezeichnete Poſition. chen, auch nur einen Moment in Betracht zu ziehen.

Was sollten wir tun? Der Peter, der Anton, der Wolfgang und ich mußten mitgehen. Bis zu dem Zeitpunkte, da er mit ihr Paß auf: Wir kommen auf die Bachtstube. befannt wurde, hatte er sich wenig um Frauen Dort fißt der Leutnant Eckersberg . Der Wacht- gekümmert, hatte ſie ſozuſagen verſäumt. Daran meister meldet. Adrian stürzt vor: Herr Leut- war der Ehrgeiz schuld, die ihm anhaftende nant! Diese Burschen. Aber der Herr Eckers­ berg unterbricht ihn: Ich kann mich nicht erin nern ihn gefragt zu haben. Der muß sagen: Ich bitte tausendmal um Entschuldigung. Ich sollte ihn beim Wort nehmen, hat der Eders­berg gesagt, er sollte mich hier tausend Male um Verzeihung bitten. Scher er sich hinaus, morgen wird man mit ihm ein Protokoll aufnehmen. Ich bin verprügelt worden, hochverehrier Herr Leutnant! hat Adrian gestammelt. Wo? Beig er mir, wo? hat ihn der Eckersberg angefahren. - Das kann ich nicht, hat entsetzt der Kraus geantwortet. Scher er sich zum Teufel! hat der Leutnant geschrien, aber nur bis morgen. Mklein und Häßlich ist der Herr Ratschreiber Adrian Kraus gegangen.

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Schüchternheit und Einblick in abschreckend ungute Ehen. Die Bekanntschaft mit Beate hatte das Schicksal in augenfälliger Weise selbst ver­mittelt, ihm sofort die volle Kenntnis ihrer erstaunlichen Eigenschaften verschafft und jene Brüde des Verständnisses gebaut, auf der die Liebe am sichersten schreitet. So veränderte sich sein Dasein binnen furzem in ein freud­volles, interessantes und mun restlos glückliches. Hans traf fich mit Beate nur etwas ſeiten, Denn sie war nicht aus derselben Stadt und war arm, konnte sich daher die Reisen und den neuen Aufwand, sie wollte sich dem Geliebten immer anders, immer reizvoll zeigen, nicht häufig leisten. Hans aber war, wie erwähnt, ein Phantast, feine reale Natur diese Ur­sache, obwohl er ihre Vermögensverhältnisse fannte, zog er garnicht in Erwägung. Er freute sich nur immer wieder ihrer harmonischen Er­scheinung, ihres heiteren Charakters, ihrer zärt Solche Prachtjungen wie ihr! hat er plötzlichen, hingebungsvollen Art, die alle seine lang lich angefangen. Aber das Vaterland weiß nichts damit anzufangen. Ihr! Ihr! Mit euern him­melstürmenden Gedanken! Uebrigens ausge

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Ja, und jetzt war es still im Zimmer. Der Leutnant hat dem Wachtmeister bedeutet, er solle hinausgehen ins Borzimmer. Da waren wir denn allein mit dem Eckersberg .

zeichnet, daß ihr diesen Schmachifeßen, der mir zum Koßen ist, durchgebläut habt. Freiheit wollt ihr! Ja. wenn ich zu bestimmen hätte, möchte ich fagen: Wir brauchen Menschen, die den Mund auftun. Wir brauchen feine Konjunkturritter! Keine Speichelleder! Zum Teufel mit allen Spigeln und Spionen!

Hier hat er geseufzt: Ja, aber ich bin nur ein armseliger Leutnant. Ich habe zu tun, was man mir befiehlt. Freiheit! Eine schöne Sache. Da würde alles aufblühen, da würden große Gedanken in die Welt kommen. Ja, aber ich muß euch bestrafen. Ich muß euch in den Kerter werfen lassen. Ja.

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Der Leutnant Edersberg hat geschwiegen und uns war doch ein wenig bellommen zu Mute. Dann hat er sich vor uns aufgepflanzt: Ihr lie­ben Prachtjungens! Jetzt paßt gut auf: Diese Tür führt in das Vorzimmer und ins Freie. Dort fißt der Wachtmeister, zu dem ich jetzt nehen werde, der sich mit mir unterhalten muß. Aber diese Tür führt in meine Wohnung und über den Hof ins Freie und dort fist kein Wachts

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in fünstlichem Bann gehaltenen Sinne weckte und erfüllte. Die Stunden ihres Beiſammen­seins wurden so zu unirdischen Festen, seine Junggesellenſtube zum Paradies. Die Pausen zwischen ihren Busammenfünften füllte ein Briefwechsel aus, der seine Dichter- Seele nicht minder beglückte, ihm Hochachtung für ihren Geist und Wiß einflößte und allmählich seine bis dahin ziemlich geringſchäßige Meinung von den intellektuellen Fähigkeiten des anderen Ge­schlechtes vollständig wandelte. Mit der auch äußerlichen Veränderung seines Wesens und Eindrucks: er ſah verjüngt, friſch und viel leb­hafter aus, ſtrömte auch ein Fluidum von Wohlwollen, Heiterkeit und Intereſſe auf die Menschen über, mit denen er zu tun hatte und machte ihn allen auffällig ſympathischer.

Indessen kämpfte Beate immer mehr mit widrigem Geldmangel, wurden ihr die Fahrten zu Hans immer schwieriger. Trotz aller Liebe, die fie verband, froß allen Vertrauens, das sie füreinander empfanden, waren Dinge, die irgendwie außerhalb des Zauberbannes ihres Glücksmärchens lagen, fast nie von ihnen be­rührt worden. Wohl tauschten sie ihre Ansichten über jegliches Interessengebiet und freuten sich,

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Hans hatte in seinem Beruf eigentlich oft mit Frauen zu tun. Die günstige Veränderung seines ehemals etwas moros anmutenden Wes sens blieb nicht unbemerkt, sein weitaus vor= teilhafteres Aussehen begann die Weiblichkeit zu interessieren. Man fing an, sich plötzlich zu besinnen, daß er eigentlich eine auffallend gute Erscheinung habe, ein Mann in der schönsten Reife sei und- eine ausgezeichnete Position bekleide. Man lud ihn ein. Man hatte es wohl fchon früher, Jahre vorher, getan, doch seme scheue Zurückgezogenheit, die es bei einem stei­fen Antrittsbesuch bewenden ließ, nicht weiter zu durchbrechen versucht. Er war unbehelligt allein geblieben. Nun aber entdeckte man an ihm auch gesellschaftliche Talente, die überrasch= ten. Denn, erfüllt von anbetender Bewunde­rung für Beate, bat er innerlich schier dem ganzen Geschlecht seine frühere Geringschäzung ab, sah er Helenen in jedem Weibe".

Er begann sich aufmerksamer mit Frauer. zu beschäftigen und fiel von einem Extrem ins andere: wo er früher nur ränkesüchtige Gefähr lichkeit gewittert hatte, sah er jetzt lauter En gel, lauter Schwestern Beatens. Die Eine und Andere machte tieferen Eindruck und ehe er sich versah, war er in die Neße einer kokeiten, ziems lich strupellosen und erfahrenen Witwe geraten, die seine durstigen, zu Enthaltsamkeit durch Beatens verurteilten Sinne überrumpelte und ihn zu einem Verhältnis brachte, aus dem sie reichlichen materiellen Nußen zu ziehen wußte, Denn Hans im Glück war nur verträumt und hatte an Beatens Bedürftigkeit einfach nie ges dacht, da er sie ja immer elegant und gefchmads voll gekleidet gesehen und nie klagen gehört hatte. Diese Witwe aber gestand ihm bei erster passender Gelegenheit ihre Schuldenlaft, ſprach von ihrer Not, von den Entbehrungen ihrer anderwärts wohnenden Kinder, für die sie sich ..jeden Bissen vom Mund abspare". die sein durch das Glück doppelt gebefreudiges Gemüt arglos als bedauerliche Wahrheit hinz nahm. Die Witwe hatte mehrere hilfsbereite Freunde", doch wußte einer nichts vom anderen. Sie war nicht wählerisch und Hans hätte ent setzten Degout verspürt, wenn er geahnt hätte. mit wem allen er die Zärtlichkeiten der Witwa teilte. ( Schluß folgt).

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Tride,