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Die Heimat auf dem Lande B
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Bon Schüsseln, Töpfen und Tellern
Vor dem Krieg, als es auch bei schmalerem Geldbeutel möglich war, Reisen zu machen und von den Reisen Geschenke mit zu bringen, hatte ich das Glück, die verschiedensten Gegenden unseres schönen Vaterlandes kennen zu lernen. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, in ländlichen und kleinstädtischen Läden nach schönen, bunten Tellern und Töpfen Umschau zu halten. Ist doch in vielen Gegenden, z. B. im Siegburger Lande, in Hessen , Bayern , Sachsen , Thüringen , im Schwarzwalde usw. die Töpferei und Porzellanmalerei als uralt ererbtes Handwerk betrieben worden. Leider wurde ich fast immer enttäuscht; in Borzellan und Ton gab es fast nur schlecht geformte, häßlich bemalte Massenware, als ob es nie besseres gegeben hätte oder geben könnte. Warum mußte das sein? Ich glaube, wir Frauen sind daran nicht ohne Schuld, daß die bodenständige Arbeit nicht höher bewertet wurde, daß das eigentliche Handwerk überhaupt nicht mehr in rechter Achtung
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Etwas vom Herd unserer Vorfahren
So weit wir in die Bergangenheit zurückblicken können, hat der Herd als heilig gegolten. Woher kam das? Wir müssen hierbei bedenken, daß das Haus unserer ältesten Vorfahren nur einen einzigen Raum hatte, in dessen Mitte die offene Feuerstätte, der Herd, stand. Sein Feuer diente nicht nur zum Kochen der Speisen, sondern gleichzeitig als Spender von Wärme und Licht für die Familie. Sie sammelte sich um den Herd, verrichtete dort ihre Arbeit, und auch die Schlafstätten waren in diesem gemeinsamen Raume aufgeschlagen. Fenster gab es zunächst noch nicht und der Rauch des Herdes mußte seinen Abzug durch die Tür oder die Fugen der Wände finden, soweit nicht eine Öffnung
im Dach Erleichterung vor der Rauaplage schaffte. Aber beseitigt wurde sie erst durch den Einbau eines Rauchfanges, eines Kamins, worin man dem Beispiel der unseren germanischen Vorfahren benachbarten Römer folgte, von denen man auch den Namen( Caminus) entlehnte. In dieser wichtigen Neuerung lag dann weiter ein Fingerzeig dafür, den Herd von der Mitte an die Seite des gemeinsamen Raumes zu legen und ihm eine Form zu geben, wie wir sie auf unserem Bilde sehen. Hier beobachten wir nun auch schon, daß der Raum mit dem Herde kleiner geworden ist, und in der Tat wurden im Laufe der Zeit bon dem sprünglichen Einraum meh rere Nebenräume abgesondert. Es entstand die Küche,
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stand, obwohl es dem Arbeiter die größte Freude am eigenen Können verschafft, in ihm schlummernde Kräfte weckt und auch, namentlich auf dem Lande, als lohnende Winterfüllarbeit, mancher Familie zu einem behaglicheren Leben verhelfen kann. Glücklicherweise erkennt man die gute, bodenständige Heimarbeit heute wieder mehr und mehr an. Neben vielen Einzelpersonen\ sind Behörden und Vereine tätig, so manche schöne Kunst zu neuer Blüte zu bringen. Da ist es nun Sache der Frauen als Verbraucherinnen tatkräftig mit zu helfen. Für ländliche Gegenden sollten sie doch ja das bunte, lustige Geschirr bevorzugen, mit den kräftigen Blumen und sinnigen Sprüchen. Dieses Geschirr auf dem Bord, auf dem Tisch, im Schrank ist ein prächtiger Schmuck der Wohnung. Und wenn die Mutter täglich an den großen Schüsseln, an den Vasen, Tellern, Krügen und Töpfen sich erfreut, so bildet das kleine Mädchen den Ge schmack an den netten Puppenschüsselchen und Töpfchen.
wie auch die geheizte„ Stube", ein Wort, das von dem alt= römischen( lateinischen) Worte Stufa abeleitet wird. Hierdurch und mit dem Einbau weiterer Sonderräume, auch zu Schlafzwecken, konnte der frühere Hauptraum beträcht lich verkleinert und auf den Zweck als Gingangsraum( Diele) beschränkt werden. Endlich gab die Einrichtung des Kamins die Möglichkeit, obere Stockwerke zu schaffen und auch diese nach Bedarf zu heizen. Inzwischen war aber auch schon längst die Einrichtung der Fenster üblich geworden, zunächst freilich nur durch Holzläden geschlossen, da die Verwendung des Fensterglases wegen seiner teueren Herstellung Jahrhun derte hindurch nur den Wohlhabenden möglich war. Und wenn anfänglich der Herd auch als Lichtquelle dienen mußte, so hatte man schon sehr bald gelernt, durch Berwendung von Kienspänen, aber auch von Lampen mit Dochten eine bessere Beleuchtung für die dunklen Stunden zu schaffen. Gewiß war lange Zeit hindurch alles dies einfach und roh. Welch ge waltiger Fortschritt bis zu den bequemen Herden und Ofeneinrichtungen, den Zentralheizungen und elektrischen Beleuchtungen der Gegenwart. Und wenn uns heute die volle Ausnutzung dieser Errungenschaften durch die Not der Zeit erschwert wird, so finden wir vielleicht einen schwachen Trost durch die Betrachtung der einfa chen Verhältnisse. unserer Vorfahren, denen aber doch ihr bescheidenes Herdfeuer das Sinnbild der Familienzusammengehörigkeit und der Heiligkeit des häuslichen Friedens gewesen ist.
Feuerstelle aus dem 17. Jahrhundert
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