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$ Die Heimat auf dem Lande B
Eifeler Holzarbeit
In dem schön gelegenen Eifelörtchen, das mir seit Jahren aur zweiten Heimat wurde, sind die Erfindungen der modernen Technit teine fremde Erscheinung. Die Eisenbahn führt alljährlich Scharen erholungsbedürfti ger Großstädter in die sonst so stillen Straßen, die nahe Talsperre versorgt auch das kleinste Haus mit elektrischem Licht. Auch die Landwirtschaft und das Handwerk bedienen sich dieser Erfindungen; zur Erntezeit hört man bon den umliegenden Feldern das eintönige Geräusch der Dreschmaschine und aus der benachbarten Schreinerwerkstatt erklingt die elektrisch be= triebene Kreissäge.
Diese Einrich tungen dienen natürlich sehr zur
gewachsener Ast jedoch bricht niemals. Das Hafergerät hat fünf lange Zähne und eine Art Korb, beim Umlegen des Hafers faßi man mit einem Griff die für eine Garbe nötige Menge. Diese Geräte werden von dem jezigen Hersteller sehr viel verkauft, er arbeitet zum Teil noch für die gleichen Familien, für die fchon Bater und Großvater lieferten.
58. Eifeler Stühle
Erleichterung und Verschonerung des täglichen Lebens, man möchte sie sicherlich nicht mehr entbehren. Aber daneben genießt man auch den intimen Neiz, den so mancher alte Brauch, alte Lebensgewohnheiten und die Umgebung mit altem Hausrat und Handwerksgerät auf den modernen Menschen ausübt. So fährt neben der Eisenbahn allwöchentlich ein Fuhrmann zur nächsten größeren Stadt, um besondere Aufträge auszu führen. Eine hübsche alte Ortssitte ist bei Hochzeiten in Gebrauch. Die jungen Mädchen der Nachbarschaft umwinden die Türe des Brauthauses mit einem dicken Kranz und streuen nach der Jahreszeit grüne Blätter und bunte Blüten, oder bunte Papierschnitzel. Dafür werden sie am Sonntag nach der Hochzeit feierlich zum Kaffee geladen.
Im allgemeinen sind unsere Ortseinwohner Bauern, die mehr oder weniger große Felder bewirtschaften. Die feinen Kaufleute und Handwerker haben wenigstens einen Gemüsegarten und da kommen neben Pflug und Egge, Säe- und Mähmaschinen die alten landwirtschaftlichen Geräte zur Geltung, die feit Jahrhunderten von einzelnen bestimmten Fa= milien gearbeitet und noch jetzt angefertigt werden. So bringen wir mit Abbildung 59 a den altbekannten Heurechen, der für langes Gras mit 9, für fürzeres mit 12, auch wohl 14 Zähnen angefertigt wird. Abbildung 59 b ist ein sogenannter KornKnebel, mit dem man genau die zum Binden einer Garbe nötigen Halme aufnimmt. Die Geräte 59 c, d, e bedürfen der Ergänzung durch den Schmied; der bekannte Sensenbaum, der Schaufelstiel aus Naturholz und das Hafergerät. Die gewöhnlich verwendeten Stiele sind künstlich gebogen, fie müssen aber 8. B. beim Düngergraben einem sehr starken Druck standhalten und brechen dann leicht an der unteren Biegung; ein gebogen
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59. Eifeler Feldarbeitsgeräte.
Manches Handwerk, manche Heim arbeit haben sich überlebt, so werden 3. B. teine Butterfässer mehr in Heim. arbeit angefertigt; mit dem Stillegen der großen Tuchfabriken, die in Mont joie , Aachen , Eupen in Betrieb waren, ist für die früher massenhaft angefer tigten Tuchbrettchen fein Bedarf mehr. Andere Heimarbeit ist durch den Krieg und die augenblicklich so drückende wirtschaftliche Lage
der
schwer geschädigt, es ist aber Aussicht vorhanden, daß in absehbarer Zeit die Anfertigung eigenartigen, sehr dauerhaften Bu chenstühle wieder aufgenommen wird, bie unsere Abbil dung 58 zeigt. Die fe Stühle werden schon ſeit 500 Jahren in gleicher
Art und am gleichen Ort hergestellt. Die Beine_find_auf einer ganz primitiven Drehbant angefertigt, das Ausbohren der Löcher ist eine die Brust sehr anstrengende Tätigkeit, da es durch einen Handbohrer geschieht. Die großen Stühle find für Veranden und den Garten, sowie als bequeme Schreibtischstühle zu empfehlen. Unsere Kleinsten werden sehr beglückt durch die hübschen Kinderstühlchen.
Wie man zu gutem Hausrat gelangen kann
Dazu gibt Ferdinand Kühl in der Frankfurter Zeitung eine beachtenswerte Anregung. Sie interessiert uns besonders im Anschluß an die in Nr. 1 dieser Zeitschrift gezeigten Abbildungen guter Bauerntöpfereien. Er schlägt vor, in viel gefehenen Schaufenstern eine Anzahl guter, deutscher Töpferei erzeugnisse auszustellen, in einem anderen Fenster gute und schlechte Arbeiten nebeneinander. Unsere Frauen würden durch das häufigere Ansehen gar bald den Unterschied herausfinden und darauf verzichten, ihre Wohnung mit den titschigen Waren zu berunzieren.- Solche Ausstellung von guten und schlechten Töpfereien käme besonders für solche Städte in Frage, in deren ländlicher Umgebung noch Töpfereien angefertigt werden.
Das Gänseblümchen als Zimmerschmuc Wer an dem Gänseblümchen längere Zeit im Zimmer Freude empfinden will, der hebe im Frühling ein paar Pflanzen mit Wurzelballen aus dem Erdboden heraus und setze sie in Töpfe. Diese werden sodann vor das Fenster einer ungeheizten Stube gestellt, wo die Pflanzen Blume um Blume treiben. Von Zeit au Zeit müssen die Pflanzen etwas gegoffen werden; weiteres berlangt das bescheidene Tausendschön nicht. Beim Einpflanzen bevorzuge man Pflanzen mit möglichst viel Knospen. Hat man einen Garten, seze man die Pflanzen über Sommer mit den Töpfen in die Erde und gieße regelmäßig. über Winter wird etwas Laub um die Pflanzen gedeckt, die man dann vom Januar an in das Zimmer nehmen kann.
Eine einfache Vogelscheuche
Beerensträucher und Kirschbäume werden von Vögeln gerne besucht, wenn die Zeit der Reife der Früchte herangekommen ist. So gerne wir die gefiederten Sänger draußen in der Natur auch haben, so wenig lieben fie die Gartenbesizer in ihren Obstbäumen und Sträuchern. Nun gibt es schon lange gar schön aufgepuzie Vogelscheuchen, aber diefe Vogelscheuchen erfüllen ihren 3wed bald nicht mehr, denn die Vögel gewöhnen sich sehr schnell an die„ schweigsamen Herren an der Stange". Weit besser ist es eine große Kartoffel mit Glasscherben oder Weißblechstücken zu bespicken und dann in die Bäume und zwischen die Sträucher zu hängen. Sobald die Sonne scheint, spiegeln fich die Strahlen in dem Glas oder Blech, dann huschen gespenstische Blize überall und verscheuchen die Vögel.