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2 Die Heimat auf dem Lande&

Stader Handdrude

Gedruckte Kleiderstoffe kennen ge wiz viele unserer Leserinnen, wie sie bor einigen Jahrzehnten von Haus­frauen und Hausangestellten zu prat tischen Arbeitskleidern und Schürzen bielfach getragen wurden. Wir sprachen in Heft 2, 1921, S. 14 von solchen Stoffen. Weniger bekannt dürste die Verwendung dieser uralten Boltsfunst qu Decken, Kissen, Gardinen und ähnlichen Zwecken sein, wie sie unsere Abb. 186 und 187 zeigen. Sie stammen von der Firma Robert Graevius Söhne in Stade  , die dieses Handwerk in einem Hause betreiben, wo es schon 400 Jahre heimisch ist. Die auf den Stoff übertragene Zeichnung wird mit chemischen Zusammenseßungen gedeckt, das Ganze gefärbt und so­dann die Deckung entfernt. Die ältesten etwa 3-400 Jahre alten Stempel oder Druckstöde sind größten­teils aus trockenem, ausgesuchtem Kernholz geschnitten. Der Stempel -mit Friedrich dem Großen ist zwischen

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FRIDERICH

Abseits auf der Heide Es ist so still; die Heide liegt Im warmen Mittagssonnenstrahle, Ein rosenroter Schimmer fliegt Um ihre alten Gräbermale. Die Kräuter blühn; der Heideduft Steigt in die blaue Sommerluft. Lauftäfer hasten durchs Gesträuch In ihren goldnen Panzerröckchen, Die Bienen hängen Zweig um 3weig Sich an der Edelheide Glöckchen. Die Vögel schwirren aus dem Kraut, Die Luft ist voller Lerchenlaut. Ein halbverfallen Schindelhaus Steht einsam hier und sonnbeschienen; Der Käthner lehnt zur Tür hinaus Behaglich blinzelnd nach den Bienen; Sein Junge auf dem Stein davor Schnitt Pfeifen sich aus Kälberrohr. Kaum zittert durch die Mittagsruh Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten, Dem Alten fällt die Wimper zu, Er träumt von seinen Honigernten.- Kein Klang der aufgeregten Zeit Drang noch in diese Einsamkeit. Annette v. Droste- Hülshoff. Ländliche Wanderhaushaltsschulen. Durch eine Neu­regelung der staatlichen Unterstützungsgrundsäße soll dieser Unterrichtszweig, welcher biele Lehrerinnen der landwirtschaft lichen Haushaltungskunde braucht, neu belebt werden. Die Ausbildung erfordert zweijährigen Besuch der wirtschaftlichen

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186. Kiffenplatte, alter Stempel.

1760-1770 angefertigt. Diese alten Stempel standen etwa 70 Jahre lang unbenugt auf dem Hausboden berpackt und erst zur Stader   Ausstellung im Jahre 1911 sind sie hervorgeholt worden. Kunstmaler und Kunstgewerbler wie Hans am Ende  , Worpswede  , Professor Graf Kalfreuth, Professor Kreis in Düssel dorf, Professor Högg, Rades beul bei Dresden  , Beckerath, Czeschka   Bahnte von der Hamburger Kunst­gewerbeschule in Hamburg  und viele andere schäzen diese alten Arbeiten sehr Hoch ein. Seit dieser Aus stellung verfertigt die Firs ma neben ihren anderen Erzeugnissen Tischdecken, Gardinen, Truhen-, Stuhl­und Sofatissen auf Leinen und Baumwolle mit wasch­echtem Indigo- Grund in Sicher jedem Muster an.

ich haben noch manche un­ferer Landfrauen zur Aus­#tener ihrer Töchter schönes, Selbstgesponnenes Leinen, das bie Ausgabe des Bedruckens Lohnt. Wer gerne eine dauer­Hafte, eigenartige und bei borsichtiger Behandlung gut waschbare Decke haben möchte, -in jedem Haushalt werden fa bunte Leinwanddecken ver­wendet, fann in Stade   die verschiedensten Muster in blau mit weiß, blau mit grün, wohl auch schwarz mit rotbraun erhalten.

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Zaungäste

187. Zell einer Dede, neuer Stempel.

Die verehrlichen Jungen, welche heuer Meine Apfel und Birnen zu stehlen gedenken, Ersuche ich höflichst bei diesem Vergnügen Womöglich insoweit sich zu beschränken, Daß sie daneben auf den Beeten

Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten. Raum wird wieder jemand Zaungästen so liebenswürdig erständnissinnig begegnen wie Theodor Storm   in diesem feinem Inserat". Freilich ein Dichter! Einer von denen, die bas Leben nicht immer oder wenigstens nicht nur so nehmen,

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Frauenschulen auf dem Lan­de, darauf ein Jahr praktische Arbeit in einem Gutshaus­halt gegen fleine Entschädi gung, ein Lehrprobejahr bei freier Station und Taschen­geld, sowie dreimonatige Aus­bildung in Kranken- nnd Säuglingspflege. Gegen Ein­sendung von sieben Mart teilen das Nähere über die Ausbildung mit die Geschäfts­stellen des Reifensteiner Vers bandes in Berlin- Friedenau  , Kaiserallee 93 und der Ge. sellschaft für landwirtschaft. liche Frauenbildung in Mün chen- Gladbach, Sandstr. 5/11.

Das Striden u. Säfeln bon Jacken, Jääden, Westen, Mühen u. Schals. Mit 60 Abbildungen und mit einem großen Schnittbogen mit allen Schnitten. Verlag Otto Beyer  , Leipzig  . Preis 8 50 M.- Die Muster find geschmackvoll und praktisch zugleich. Man kaufe sich das Büchlein zeitig, damit man die entsprechende Winterbor A. G. forge treffen kann.

wie es ist, sondern so, wie es- ihrer Meinung nach sein könnte! Dennoch: in dem ganzen Begriff Baungäste" liegt eine Menge Liebenswürdigkeit und Entgegenkommen, dessen man sich leicht bewußt wird, wenn man ihm nur auf den Grund geht.

Baungäfte gibt es noch überall; allenthalben, wo es etwas zu sehen und zu hören gibt: etwas Schöneres als man sich selber leisten kann. Sie promenieren vor den Konzert gärten, fie laufen zu jeder Hochzeit, zu manchem Begräbnis, und manchmal zu allem Möglichen, was abwechslung auch Inhalt in ihr Alltagsleben bringt. Wer mag ihnen das verwehren? Gast kann man nicht überall sein, aber Baungast in allen Ehren.

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Entnommen bem Büchlein Das Deutsche Dorf" von Dr. Jobannes Kleinpaul, Boltevereinsveriag M.- Gladbach, grb. 8.50. Stücolide in die Vergangenyeit unjerer Heimat und unseres Bolkes". Eine reiche Kulturgeschichtliche Blauberet."