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länger ausgehalten werden können, als kalte Bäder, liegt auf der Hand;| dauernde Bäder von außerordentlichem Nußen, oft das einzige Mittel ist es doch allgemein bekannt, daß auch beim Baden und Schwimmen zur Ermöglichung des Heilungsprozesses und Rettung des Lebens. im Freien die Temperatur des Wassers eine bedeutende Rolle spielt, und der Körper umsoweniger rasch erkaltet, je näher die Temperatur des Wassers der Blutwärme kommt. Professor Hebra schreibt: ,, Die Wahrnehmung, daß mancher Kranke sich während des( warmen) Bades und auch noch eine kurze Zeit nach demselben wohl befindet, während einige Stunden später Spannung der Haut, Schmerz, Jucken u. f. w. wieder zum Vorschein kommen, sowie die Thatsache, daß in früheren Jahren, desgleichen auch heute noch in manchen Badeorten, 3. B. Leuk , die Kranken auf ärztliche Anordnung viele Stunden im warmen Bade zubringen, hat mich bestimmt, Versuche anzustellen, um die Frage zu beantworten, wie lange ein Mensch im warmen Bade verweilen kann, ohne Schaden an seiner Gesundheit zu erleiden. So wurde denn die Badezeit anfänglich auf Stunden( 2-24), dann auf Tage( 2-8), endlich auf Monate( 1-9, in Buchstaben ein bis neun Monate!) ausgedehnt, und es hat sich das unerwartete Faktum herausgestellt, daß der Mensch im kontinuirlichen( fortgesetten) warmen Wasserbade gradeso wie außerhalb desselben essen, trinken und schlafen könne, daß seine Funktionen: Athmung, Ernährung, Ausscheidung feine Abnormität zeigen, daß er bei Erkrankungen, die außerhalb des Wassers mit Schmerzen und anderweitigen unangenehmen Empfin dungen verbunden waren, während des Aufenthalts im Bade nicht belästigt wurde, und daß Hautkrankheiten zur Heilung gebracht wurden, die jeder anderweitigen Behandlung hartnäckigen Widerstand leisteten. Die seit dem Jahre 1862 fortgesetzten Beobachtungen haben ferner gelehrt, daß man kontinuirliche Bäder auch in Fällen anwenden kann, wo bisher jedes Bad perhorreszirt wurde, z. B. während gewisser weiblicher Zustände, bei Epileptischen, troß eingetretener Pleuropneumonie( Rippenfellentzündung) u. s. w., ohne je üble Folgen erlebt zu haben."
Professor Hebra war der erste, der es mit warmen Bädern von mehrtägiger und schließlich mehrmonatlicher Dauer versuchte. Die günstigen Erfolge, die er damit erlangte, haben zur Nachfolge angefeuert. Zwar sind seine Neunmonatsbäder unseres Wissens von feinem anderen Arzte erreicht worden, indeß die junge Kaiserstadt an der Spree hat doch ihr Bestes gethan, die alte Kaiserstadt an der Donau einzuholen, und es wenigstens auf sieben Monate gebracht, was sich gewiß sehen läßt. Einige Details über dies merkwürdige Bad dürften den Lesern willkommen sein.
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Vor längerer Zeit deß erinnert sich wohl der eine oder andere enthielten die Tagesblätter die kurze Mittheilung, daß eine Patientin im städtischen Krankenhause am Friedrichshain zu Berlin , eine Frau von 65 Jahren, behufs der ferneren langwierigen Behandlung aus dem Bett in ein Wasserbad gebracht worden war, in dem sie unausgesezt verbleiben mußte. Die bezügliche Kur ist inzwischen beendet und man erfährt jezt darüber folgendes Nähere: Die in Rede stehende Frau hatte einen sehr schweren komplizirten Bruch des Unterschenkels erlitten, sodaß sie nach der chirurgischen Abtheilung des städtischen Krankenhauses geschafft werden mußte. Bei dem hohen Alter der Patientin war der Heilungsprozeß ein sehr langwieriger. Infolgedessen hatte sie sich bald auf dem Rücken durchgelegen und es entstand eine ausgedehnte Entzündung und Eiterung an den durchgeriebenen Stellen. Dazu gesellte sich ein hohes Fieber, welches die ohnehin geringen Kräfte der Greisin sehr bald erschöpfte und für ihr Aufkommen wenig Hoffnung übrig ließ. Die Patientin bekam nun warme Bäder von längerer Dauer, nach welchen sie sich besserte. Doch sobald sie in ihr Bett zurückgebracht wurde, verschlimmerte sich ihr Zustand zusehends. In diesem kritischen Momente ordnete der dirigirende Arzt der äußeren Abtheilung, der als ausgezeichneter Chirurg bekannte Dr. Schede, an, daß die Frau in gar kein Bett mehr gebracht, sondern permanent im Bade gelassen werde. So mußte die Patientin volle sieben Monate unausgesezt Tag und Nacht im Wasser zubringen und ist dank dieser beharrlich und konsequent durchgeführten Behandlungsweise glücklich am Leben erhalten und als geheilt aus dem Krankenhause entlassen worden. Derselbe Fall betraf auch zu gleicher Zeit einen jungen Mann von 18 Jahren, welcher infolge einer allgemeinen Knochenerkrankung ebenfalls im städtischen Krankenhause Aufnahme gefunden hatte. Auch dieser hatte sich durchgelegen und mußte sechs Monate im permanenten Wasserbade zubringen. Danach heilte aber auch alles und er wurde vollkommen wiederhergestellt. Dieses Durch liegen der Patienten, sogenannter Decubitus, ist für die Aerzte eine der gefürchtetsten Komplikationen, welche zumeist zu langwierigen und erschöpfenden Krankheiten hinzutritt und das Leben der Patienten stark gefährdet. In diesen Fällen macht Dr. Schede einen ausgedehnten Gebrauch von der Behandlung im permanenten Vollbade und hat damit, wie erwähnt, schon glänzende Resultate erzielt.
Auch bei größeren Brandwunden und Hautverbrühungen sind an
Ein jüdischer Händler auf der Wartburg.( Bild S. 4. u. 5). Wartburg , die unschäzbare Perle aller Bergvesten Deutschlands , ist nicht nur eine Stätte historisch wichtiger Begebenheiten, sondern auch der ewig frische Quell zum Schöpfen für alle schönen Künste gewesen. Letterer Umstand unterscheidet sie wesentlich von allen anderen Fürstensiten des Mittelalters. Sie erhebt sich auf einer schmalen, schroffen Felsenstirn 1300 Fuß über den Meeresspiegel und 600 Fuß über die Stadt Eisenach . Wahrscheinlich um 1070-80 vom Grafen Ludwig dem Springer erbaut, war sie bis zum Aussterben der alten thüringischen Landgrafen( 1247) ununterbrochen die Residenz jener Dynasten. Als Thüringen an die meißnischen Grafen fiel, war es mit Wartburgs Herrlichkeit vorbei. Zwar residirten noch ab und zu in dem alten Balas" Albrecht der Unartige und Friedrich der Einfältige, aber seit 1440 verfiel die Burg immer mehr und diente schließlich nur einem Schloßhauptmann zum Wohnsitz. Wenn längst das Andenken der Thüringer aus dem Hause Raspe und der Meißner aus dem Hause Wettin erloschen sein wird, bleibt noch lange ein erlauchter Gast der Wartburg in der Erinnerung kommender Geschlechter. Das ist der kühne Augustinermönch Martin Luther , der die erste Bresche in die Mauer riß, mit welcher die römische Klerisei die Menschheit umschloß. Er wählte die Wartburg zur freiwilligen Gefangenschaft vom 4. Mai 1521 bis zum 3. März 1522. Doch auch er war ein Sohn seiner Zeit, sonst hätte er während des Bibelübersetzens sein Tintenfaß nicht nach dem vermeintlichen Teufel geworfen. Der ominöfe Tintenkley, den der Kastelan sorgfältig erneuert, so oft ihn reliquiensüchtige Engländer und andere Gedächtnißkrämer abkraßen, vermag indessen den Ruhmesglanz des Martin Luther , des Bahnbrechers der Aufklärung, nicht zu verdunkeln. Nach fast dreihundert Jahren, am 18. Oktober 1817, versammelten sich hier 500 Studenten, um den Jahrestag der Schlacht bei Leipzig und die dritte Säkularfeier der Reformation festlich zu begehen. Im jugendlichen Uebermuth verbrannten sie die Werke von 28 mißliebigen Schriftstellern, nebst einer Schnürbrust, einem Zopf und einem Korporalstock. Leider trug dieses Autodafé viel zu den strengen Maßregeln bei, welche die Regierungen gegen die deutschen Akademien und namentlich gegen die Burschenschaften ergriffen. Das Hauptgebäude, das Landgrafenhaus, im Jahre 1855 in ursprünglicher Gestalt renovirt, stammt ohne Zweifel aus dem zwölften Jahrhundert her und ist, im edelsten romanischen Stil aufgeführt, das einzige Fürstenschloß, welches aus jener Periode der Baukunst uns erhalten ist. In den Prunksaal des Landgrafenhauses verlegt die Sage den unter dem Landgrafen Hermann von Thüringen stattgefundenen Wettstreit der Minnesänger Heinrich von Ofterdingen , Walter von der Vogelweide , Wolfram von Eschenbach , Reinmar dem Zweter und Klingsohr aus Ungarland. Ein im Jahre 1300 erschienenes, ziemlich werthloses Gedicht schildert den Sängerkrieg " und der unbekannte Verfasser behauptet, derselbe hätte im Jahre 1206 stattgefunden. Denselben Vorgang behandelt Richard Wagners Oper ,, Tannhäuser "; Franz Lißt hat Hermanns Gemahlin Elisabeth in seinem gleichnamigen Oratorium verherrlicht. Moritz Schwind bannte durch Stift und Farben die Gestalten aus der Glanzzeit der Wartburg mit seiner Meisterhand an die Wand des Landgrafenzimmers. Unser Bild rührt von dem düsseldorfer Maler Karl Gehrts her und versetzt uns ebenfalls in das 13. Jahrhundert. Der Fürst, dem der Sänger an der Seite steht, ist wie die meisten seines Stammes ein Kunstfreund, denn aus allen Schäßen des jüdischen Händlers wählt er eine Schnitzerei, auf deren Schönheit er seine Gemahlin aufmerksam macht. De Santos, der Jude, ist ein Faktotum, der als gewandter Erzähler manche Kunde aus der fremden Welt, ja selbst geheime Botschaft, zur Kurzweil und zum Vortheil zu berichten weiß. Er versteht sein fliegendes Waarenlager, bestehend aus den auserlesensten Schäßen der Elfenbeinschnißeret, sowie aus Juwelen, Geräthen und Stoffen zierlich vor den Füßen der erhabenen Gebieterin auszubreiten, während er den gekrönten Kunstkenner in ein Gespräch über die neuesten Welthändel verwickelt. De Santos junior preist mit semitischer Geläufigkeit den jungen Prinzessinnen die sonstigen Kostbarkeiten an, die für jene ja kein Tand sind. Zwei junge Damen bewundern einen mit Edelsteinen besetzten Stirnreifen; einer andern, die sich prüfend mit einer Halskette geschmückt, hält der galante Jüngling den Spiegel entgegen. Die vierte, die im Begriff war, einen der kunstvoll gestickten Gürtel zu wählen, wird nun doch durch die Bewunderung des Stirnreifens angezogen und wendet sich dem gleißenden Kleinod zu. Selbst der fleine Prinz wird durch die alte Matrone zu den Schäßen geführt; da er aber für seine Wünsche keine Befriedigung findet, versenkt er sich in die Betrachtung des Gesichtes des Judenknaben. Vielleicht begegnen sie sich als Männer auf anderen Pfaden. Alles schon dagewesen, sagt Rabbi Ben- Akiba . Dr. M. T.
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Das Leben“ der Erde, von C. Fehleisen. Das ältere Hamburg , von W. Blos. Die Dampfkessel der Zukunft.