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ten der neueren Philosophie. Die Pfafferei und Muckerei hatte ihn verfolgt, weil sie nicht anders fonnte. Die alte Weltan­schauung fämpft ja- freilich mit sehr verrosteten Waffen­den Kampf ums Dasein mit der neuen Welterklärung. Der fana­tische Kleriker, die bigotte Nonne, wie der orthodoxe Protestant, sie alle, die in tausenderlei Farben die Lehre der Kirche in ihr Inneres gemalt haben: sie können nicht anders, sie dürfen nicht anders, als dem Geist der Neuzeit, vorab der Idee exakter Forschung, ihren energischen Protest entgegenzuhalten. Für die Mittel und Wege, die sie bei dieser ihrer beruflichen Pflichter­füllung in Anwendung bringen, kann man die einzelnen Personen nicht verantwortlich machen; denn die Kirche selbst hat in ihrer Vergangenheit jene Mittel und Wege vorgezeichnet. Alles be­greifen, heißt alles verzeihen!" ist Deublers Wahrspruch. Er ist dieser Sentenz praktisch nachgekommen und dabei auch im Un­glück glücklich geblieben.

Ja, der Weise von Primesberg ist heitern Sinnes, voll köstlichen Humors und er lacht und lächelt gerne. Er lächelt, wenn er daran denkt, daß er, der Goisern- Wirth, einen Aler­ander v. Humboldt von dem Verdachte des Kommunismus" purifizieren mußte, weil man dessen Ansichten der Natur" bei ihm vorgefunden und den Verfasser als Komplizen Struve's, Heinzens, Heckers und anderer ,, Republikaner  " und" Umstürzler", die sich nach Amerika   geflüchtet, hielt, bis, wie erwähnt, Deub ler die Bedeutung Humbolds als Naturforscher seinen An­Klägern auseinandersetzte! Und das konfiszirte Buch war neben­bei ein theures Andenken, das ihm die Familie Meyerbeers, der er ein Führer in den Alpen   gewesen, in schöner Würdigung des Werthes seiner Person und seiner instruktiven Führerschaft, mit einem herzlichen Begleitschreiben verehrte, wie ja auch Scharbach zur freundlichen Erinnerung" an ihre gemeinschaftliche Berg­wanderung ihm sein fünfbändiges Werk zugesendet."

Nach seiner Rückkehr aus Gefängniß und Verbannung fand, wie bereits bemerkt, unser Deubler einen sehr geordneten Haus halt. Er begann mit neuer Lust zu arbeiten und zu sparen und Bücher zu kaufen, da ihm seine ganze frühere Bibliothek fon­fiszirt wurde. Es ist bezeichnend, welche Auswahl er bei den Neubeschaffungen traf; in erster Linie waren es Voigt, Ule, Moleschott, Roßmäßler und Buckle's Geschichte der Civilisation.

Im Oktober 1863 hegann Deublers Briefwechsel mit Ludwig Feuerbach  , der binnen kurzem diese beiden so ungleichen Männer zu den besten Freunden machte. Im Verhältniß zu Feuerbach  gipfelt Deublers geistiges Behagen einerseits, und Feuerbachs Freundesliebe zu Deubler andererseits ist ein rosiger Lichtpunkt am Abendhimmel des Philosophen vom Rechenberg. Beide lernten sich persönlich kennen und besuchten sich gegenseitig, jeder den andern hoch verehrend, jeder den andern beglückend.

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Unter Feuerbachs Werken sind es namentlich zwei, die es dem Philosoph auf dem Primesberg angethan haben:" Das Wesen des Christenthums  " und die Gedanken über Gedanken über Tod und Unsterblichkeit". Beide haben ihn so begeistert, daß Deubler sich hinseyte, und seinen Empfindungen eben im ersten Brief an Feuerbach   Ausdruck gab. In einem folgenden Briefe vom 11. Dezember 1863 spricht Deubler mit Indignation von Ernst Renans Leben Jesu" als von einem Werk, das wirklich ein schlechtes Schmarren ist".

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Geradezu herzerquickend und alle Misere der Schrifstellerei für Augenblicke vergessen machend, ist eine Stelle aus Deublers Feder, die sich auf den Werth der Bücher bezieht. Er äußert sich brieflich Feuerbach   gegenüber folgendermaßen: ,, So­weit ich in meinem Leben zurückdenke, waren mir Bücher die besten Freunde, sie waren mir Trost im Unglück und Gesellschaft in der Einsamkeit; sie erseßten in meiner Dürftigkeit den Reichthum, in den Kerkern zu Brünn

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und Olmüz, in der Verbannung vom Vaterhause mein geliebtes Weib, Eltern und Heimath. Weder Ver­mögen noch Rang würde ich tauschen für den Genuß, den mir meine Bücher dadurch gewähren, daß sie mir den Umgang sichern mit den größten Geistern entschwunde­ner Jahrhunderte, sowie mit denen der Gegenwart." Das sind Trostworte angesichts der Thatsache, daß es heute noch in hochcivilisirten Ländern und Städten gebildet sein wol­lende Millionäre gibt, die jährlich Tausende hinauswerfen, um Livrée und Equipage, schöne Pferde und Jagdhunde zu halten, ohne jemals einen Franken oder Thaler dem Buchhändler zu verabfolgen. Jener Bauer am Primesberg ersparte sich jährlich viele Gulden am eigenen Lebensunterhalt, um innerhalb zweier Jahrzehnte eine Bibliothek zusammenzubringen, die etliche tausend Franken baares Geld und die Quintessenz der Geistesarbeit un­serer vornehmsten Koryphäen repräsentirt, indeß der verweichlichte Städter mitten im Rausch des üppigen Weltlebens nichts findet, um der fortschreitenden Wissenschaft und Wahrheit auch nur den kleinsten Tribut zu bezahlen. Dafür ist jener Bauer auf dem Primesberg in den Hauptwerken der Geisteshelden unserer Zeit beschlagen, wie der beste Professor; ja, er ist persönlich mit vielen derselben bekannt, und im Stande, über jede ueue Er­scheinung der wissenschaftlichen Literatur das Urtheil eines ge­wiegten Kenners abzugeben, indeß der vornehme reiche Städter" die Namen Darwin   und Häckel, Buckle und Hellwald, Feuerbach   und Spencer 2c. 2c. kaum in Beziehung zu irgend einem Begriff zu bringen im Stande ist.

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Feuerbach   schon damals förperlich gebrochen ver= weilte im Sommer 1867 etliche Wochen bei seinem Freunde Deubler im Salzkammergut  . Er schien sich wieder zu erholen, doch 42 Jahr später legte auch dieser Kämpe sein Schwert bei Seite. Schon am 26. März 1871 schreibt Feuerbach   mit zittern­der, geschwächter Hand und bringt den letzten Brief an Deubler nicht fertig. Letzterer eilt nochmals nach dem Rechenberg, um seinen sterbenden Freund zum letztenmal in die Arme zu schließen. Das philosophische Idyll", wie es Karl Grün   in ,, Ludwig Feuerbach   in seinem Briefwechsel und Nachlasse", Leipzig   und Heidelberg 1874, Band II, beschrieben hat, ging seinem Ende entgegen. Am 24. Januar 1872 schrieb die Gattin Feuerbachs an Deubler: ,, Keinen Freund schäßt und liebt er so sehr als Sie. Machen Sie ihm wenigstens jetzt die Freude eines Briefes, ich bitte Sie darum."

Kurz nach Feuerbachs Tode errichtet Deubler an sonniger Stelle, wo sein Freund so gerne geweilt, auf dem Primesberg bei Goisern   eine Gedenktafel mit den schlichten Worten: ,, Den Manen des großen Denkers L. Feuerbach   geweiht."

Mittlerweile zog sich Deubler selbst von seiner Wartburg  " zurück, nachdem er längst die Genugthuung erlebt hatte, von der Gemeinde Goisern zum Bürgermeister ernannt zu werden. So ehrten die braven Bergleute von Goisern   den Wackeren, den man vor wenig Jahren in Ketten schlug. Es ist auch bezeichnend für Deubler, daß er durchaus nur so lange Bürgermeister von Goisern  sein wollte, bis ihm gelungen war, einen namhaften Fortschritt im Schulwesen durchzusetzen, nämlich die Vereinigung der bisher getrennten katholischen und protestantischen Dorfschule zu einer mit drei Lehrern auszustattenden guten paritätischen Bürgerschule. Hernach zog sich Deubler mehr und mehr aus dem Gemeinde­leben zurück, um schließlich die Wartburg  " an seine verheirathete Pflegetochter abzutreten und sich auf den sonnigen Abhängen des Primesberg, 5 Minuten vom Dorf entfernt, anzusiedeln und für seine alten Tage einzurichten.

Seit anfang der siebziger Jahre ist denn auch der Primesberg ein von Gelehrten und Schriftstellern, Malern und Musikern, Naturforschern und Philosophen emsig besuchter Wallfahrtsort eigenster Art. ( Schluß folgt.)

Johann Wolfgang Goethe  .

Von Dr. Max Vogler  . ( Fortsetzung.)

Aus seinen wissenschaftlichen Studien, die sich inzwischen vor­nehmlich auf die Osteologie( Knochenlehre) gerichtet hatten, wurde Goethe durch seine Verbindung mit Schiller, die für das Leben beider Dichter und, insofern mit ihr die eigentlich klassische Pe­

riode unserer Literatur, die goldene Zeit" von Weimar   beginnt, auch für die ganze Nation von der größten Bedeutung war, herausgerissen. Die beiden sahen sich, während Schiller   in­zwischen den nachhaltigsten Eindruck vom Gößz" und Clavigo  "

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