dern nicht zerstört hat, haben die Afrikaerforscher Schaw, Jackson, Greenville, Kennedy, Peyssonet, Desfontaines, Renou, Dubeyrier, Wagner, Bill und Freiherr von Malzan geschildert. Wie schon im ersten Artikel erwähnt, nahmen viele Forscher ihren Aus­gang von Tripolis  . Vor England und Preußen ausgerüstet, traten auch Barth und Overweg unter Richardsons Leitung 1849 ihre berühmte Reise hier an und erreichten über Fesan, Rhat und das bis dahin unbekannte Gebirgsland Asben glücklich den Sudan  ( Nigerland). Richardson, dann Overweg starben in der Nähe von Kuka  , am Tschadsee  ( 12. Grad nördlicher Breite), nur Barth tehrte nach 51/2 Jahren glück­lich nach Tripolis   und von da in die Heimath zurück. Er hat weite Länderstrecken Jnnerafrika's, neue Reiche und Völker der Welt er­schlossen.

Die Strapazen, welche Rohlfs und Dr. Strecker in dieser Gegend( September 1879) durchmachten, übersteigen die kühnsten Phan tafieen eines Romanschriftstellers. Die Entfernung von Batifal nach Taiserbo beträgt 220 englische Meilen. Batifal ist der südlichste Brunnen Cyrenaitas und Taiserbo die nördlichste Dase Kufrahs. Auf dieser ganzen Strecke ist nirgends Wasser. Rohlfs und Dr. Strecker brauchten, um sie zu durchmessen, nur 108 Stunden, also kontinuirlich vier Tage und vier Nächte und 12 Stunden. An Schlafen konnte da bei garnicht gedacht werden, und wenn Rohlfs auch ein Pferd zur Verfügung hatte, so konnte dasselbe doch nicht gewechselt werden. Menschen und Thiere waren Tag und Nacht in Bewegung und mußten es, weil sonst die Karawane an Wassermangel zu Grunde gegangen wäre. Hier heißt es ankommen oder verschmachten. Ihr in Schläuchen mitgenommenes Wasser hatte schon am zweiten Tage einen fauligen Geruch und bei der fortwährenden Verfolgung durch die Berber war ans Abkochen auch nicht zu denken. In welchem Zustande die Reisen­den in Tripolis   ankamen, kann man sich denken, aber sie kamen an.

Weniger glücklich sollte Vogel aus Leipzig   sein, der Barths Forschungen weiter fortsette. Er wurde zu Wara in Wadai am 8. Februar 1856 ermordet. Selbst sein Märtyrertod sollte der Wissen­schaft nüßen. Die Aufgabe, seinen lange bezweifelten Tod festzustellen, veranlaßte außer der Heuglin  'schen Expedition auch die Unternehmungen Beurmanns und Gerhard Rohlfs  . Moris von Beurmann landete 1862 in Bengasi  ; aber weder von Audschila noch von Mursuk und Wan   aus gelang es ihm, die direkte Route nach Wadai sich zu öffnen, um Vogels Tod festzustellen. Er ging dann noch über Bilma   nach Kuta, besuchte Jakoba und wurde bei seinem Eintritt in das Reich Wadai in Mao nordöstlich vom Tschadsee   im Februar 1863 er­schlagen. An Kühnheit und Ausdauer ihm gleich, doch an Erfahrung überlegen, ist Gerhard Rohlfs  , dessen Ausplünderung wir im ersten Artikel schilderten. Als französischer Soldat in Algerien   mit arabischer Sprache und den Sitten des Islam bekannt geworden, durchstreifte er von Tanger   aus ganz Marokko  , tam 1861 bis zu der südlichsten Dase Tafilet und versuchte zwei Jahre später erfolglos von Algerien   nach Tschimbuktu vorzudringen. Dagegen drang er, der erste Europäer in arabischer Kleidung, über die Schneegebirge des Hohen Atlas   über Tafilet bis Tuat. Ein im Nigergebiet ausgebrochener Krieg veranlaßte ihn, statt nach Tschimbuktu über Gadames nach Tripolis   und von da nach Deutschland   zu reisen. Einige Monate später war er schon wie­der in Gadames und da ihm über Mursuk der Eintritt in das Land Wadai nicht gestattet wurde, wendete er sich westlich nach Kuta, über­schritt den Niger   und drang bei Lagos   bis zur Küste des Atlantischen Oceans. Rohlfs hatte somit den afrikanischen Kontinent seiner Breite nach durchmessen, was außer ihm, in anderen Regionen Afrika's  , unter den Neueren nur noch Livingstone, Speke und Stanley gelungen ist. Die Alterthumskunde verdankt ihm außerdem treffliche Detailkarten der Lybischen Wüste, der Kyrenaika   und der Jupiter- Ammons- Dase. Mit Geschenken des Königs von Preußen an den Sultan Omar von Bornu betraut( 1869), eine Mission, die sich 10 Jahre später nach Wadai wiederholte und für ihn so verhängnißvoll wurde, übergab er dieselben dem Forscher Nachtigal  , der mit der schon erwähnten muthigen Hol­länderin Alexandrine Tinné   nach Süden aufbrach. Der zur Schau getragene Reichthum der Dame weckte die Raublust der Tuaret, welcher sie unweit Mursuk im Juni 1869 erlag. Nachtigal   entkam in das den Europäern bisher unbekannte Land und übergab, halb verschmachtet, in Kufa dem Sultan seine Geschenke. Zwei Jahre lang schlug er sich unter Entbehrungen aller Art mit dem schwarzen Gesindel um den Tschadsee herum. Dieser gefährlichen Frrfahrt verdanken wir die Kenntniß der um den Tschadsee gelegenen Landschaften Borku, Bodele und Bagirmi und des nordöstlichen Abflusses des Tschadsees  , des Bahr el Ghasal.

Kehren wir nach der erläuternden Einleitung zu dem zweiten Distrikt, dem Nigergebiet, zurück. Das Flußgebiet des Niger  , von dem man bis vor kurzem weder den Ursprung noch die Mündung kannte, ist ein wahrer Kirchhof für die Afrikareisenden. Die Afrika  nische Gesellschaft in London   hat die Erforschung Sudans   von allen Richtungen her in Angriff genommen. Im Auftrage der Gesellschaft drangen Lucas von Tripolis  , Ledyard von Nubien   und Houghton vom Gambia   ins Innere des Landes, wobei alle Drei umfamen. Der Schotte Mungo Part war anfänglich glücklicher, ohne jedoch dem Schicksal seiner Vorgänger zu entrinnen. Unter namenlosen Beschwer­den und Gefahren erreichte er vom Gambia   aus 1795 den Niger   in Bambarra und rettete sich, frank und wie ein Bettler abgerissen, zu den Mandingo zurück, von wo ihn ein Sklavenhändler 1797 zum

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Gambia   geleitete. Noch einmal drang er von da, aufs neue ausge­rüstet, durch unwegsames Gebirgsland zum Niger   vor, aber von 43 Begleitern brachte er nur acht krank und entkräftet an den Strom. Auf einem Boote, welches er selbst gebaut, trat er die verhängnißvolle Stromfahrt am 19. August 1805 an. Nach vergeblichen Versuchen, sich mit den Anwohnern friedlich zu verständigen, begannen die An­griffe der Tuarek von Kabara unterhalb Tschimbuktu. Zuletzt allein im heldenmüthigen Widerstande, fuhr Mungo Park   den Strom hinab, um nahe am Ziele bei Bussa ein ruhmvolles Ende zu finden. Die nächsten Opfer, welche die Erforschung des Niger   erforderte, waren die drei deutschen   Reisenden Hornemann, Seeßen und Röntgen. Das Schicksal scheint die Franzosen zu den zukünftigen Herren des nordwestlichen Afrika's bestimmt zu haben, weil es einestheils ihre Kolonien am Senegal   und in Algerien   gedeihlich unterſtüßt, andern­theils aber ihren Forschern die Wege zu wichtigen Entdeckungen ebnet. Den Kreuz- und Querzügen in Senegambien( 1818) des Franzosen Mollien verdanken wir die Kenntniß der Quellen des Senegal  , Gam­ bia   und Rio Grande. Während die Engländer Ritchie, Oudney, Clapperton, Denham und Laing auf der Reise nach Tschimbuktu dem mörderischen Klima erlagen, war es einem Franzosen, Namens René Caillié, beschieden, das heißersehnte Ziel als schußloser Aben­teurer im Bettlergewande zu erreichen. Die zünftigen Gelehrten Eng­lands haben ihn zwar als Aufschneider und Lügner verschrieen, aber die Folgezeit hat seine Glaubwürdigkeit unwidersprechlich erwiesen. Einem anderen Abenteurer, Namens Richard Lander  , einem Die­ner des Naturforschers Clapperton, gelang es, ohne jegliche Ausrüstung das von Mungo Park   vergeblich erstrebte Ziel zu erreichen. In Be­gleitung seines Bruders John drang derselbe von Badlagri an der Sklavenküste aus zum Niger   nach Bussa vor und verfolgte glücklich den Strom bis zu seiner Mündung. Durch Lösung dieses Problems, mit dem sich schon die Araber und Portugiesen beschäftigt haben, wur­den die Uferländer des Niger   mit einem Schlage aufgeschlossen, weil dadurch die Einfahrt der Schiffe vom Meerbusen von Guinea in den Niger   ermöglicht wurde. Der unerschrockene Richard Lander   war auch der erste, der im Jahre 1832 im Dampfboot mit dem Kapitän Laird den Niger   stromaufwärts fuhr. Oldfield und Allens setzten zu Wasser und zu Lande die Erforschung des Nigerstromgebietes fort und legterer wollte sogar, um die Schrecken des Sklavenhandels zu mildern, am unteren Niger   eine Ansiedelung freier Neger gründen, aber Sumpf­fieber, denen Weiße wie Neger erlagen, wurden Ursache, daß das menschenfreundliche Unternehmen mißlang. Der Würgengel des afri­fanischen Sumpfes machte auch dem vielbewegten Leben des Richard Lander   ein Ende. Auf der Insel Fernando Bo hat man ihn neben den deutschen Naturforscher Vogel gebettet. Der Rest der Expedition drang im Jahre 1854 unter Baitie's Leitung auf einem Nebenfluß des Niger  , Benue   genannt, in das Land Tschadda und erreichte hier die Stadt Jola, den südlichen Endpunkt der Barth'schen Reise in Adam aua. Hier sind sie verschollen. Da nun bereits ein Vierteljahrhundert ohne jegliche Nachricht von ihnen verstrichen ist, darf man sie wohl kaum mehr unter den Lebenden suchen. Am obern Niger   und in den westlich und nördlich davon liegenden Ländern waren die Franzosen  , wie schon oben bemerkt, glücklicher in all ihren Unternehmungen. Rohlf's Untersuchungen in Marokko   und Caillie's Aufschlüsse im Berber­lande Assauat vervollständigten der Franzose Leopold Banet( 1852) und der Marokkaner Sibu Moghaad( 1861). Die im Jahre 1697 von Ambrosius Brun am Senegal   gegründeten Kolonien suchte Frank­ reich   nicht zu vergrößern, wohl aber zu konsolidiren. Von Senegam bien aus, wo sich von Jahr zu Jahr Frankreichs   Handelsverbindungen erweiterten, haben der Marinelieutenant Lambert( 1860) das Land Futah Dschallon und die Schiffsärzte Mage und Quintin( 1863­1866) das Nigergebiet von Sansanding bis Segu erforscht, ohne in­dessen Tschimbuktu erreichen zu können. Der Niger  , dessen meilenbreites Delta( die Schlammbarre an der Mündung) durch fartographische Aufnahmen französischer Marineoffiziere vollständig bekannt geworden ist, erschließt sich dem Handel mehr und mehr, wogegen der flimatischen Verhältnisse wegen an eine Festseßung der europäischen   Kultur in die­sen Sumpfgegenden vorderhand nicht zu denken ist. Günstiger gestaltet sich die Sache am oberen Niger  , wie uns Winwood Reade   berichtet, der 1869 bis Farabana, ein Dorf knapp vor den Nigerquellen, drang. Somit waren die Nigerquellen noch nicht entdeckt. Während wir dieses schreiben, kommt eine hochbedeutsame Nachricht. Wie eine am 12. Novem­ber in Marseille   eingetroffene Depesche aus Sierra Leone   anzeigt, haben die Herren Zweifel und Moustier, Repräsentanten des Mar­seiller Handlungshauses Vermint, im Laufe des September die Quel­len des Niger   erreicht, jenes Hauptstromes des westlichen Sudan  , dessen Wiege bisher in den nördlichen Abhängen des Conggebirges ver­borgen geblieben und von vielen Reisenden, so namentlich von dem Franzosen Caillié und den Engländern Laing und Winwood Reade  vergebens gesucht worden war. Auf Veranlassung ihres Prinzipals Vermint zogen die Herren Zweifel und Moustier von Sierra Leone  ( eine französische Faktorei am Atlantischen Ozean unter dem 9. Grad nördlicher Breite) den Nokellafluß entlang zum Fuße des Conggebirges, erwirkten von der kriegerischen Bevölkerung dieser Gegend, welche bis­her stets die Weißen von ihren Bergen zurückgewiesen hatten, die Er­laubniß, die Gebirgskette zu überschreiten und besuchten ohne weitere Anfechtung die drei Quellen, aus welchen die Bäche entspringen, die sich später zu dem Niger   vereinigen. Der erste Brief, der von Zweifel