des römischen Kirchenthums, welches sehr häufig den Kehrreim, den Refrain von Liedern bildet.

Von geringerer politischer Bedeutung, höchstens als( allerdings vorsichtig zu benußende) Quellen kommen die Gedichte zeit geschichtlichen Inhalts in Betracht, in welchen Kleriker die Thaten der Könige und Kaiser meist in lateinischen Versen zummen schrieben und natürlich nur Gutes berichteten, da ihnen das " Spotten" ausdrücklich verboten war, daher gehören der Lob­gesang der Gandersheimer   Nonne Hroswitha   auf Otto I.  , das ebenso wie das genannte lateinisch geschriebene Loblied auf die drei Ottonen, das Lied Wipgus, des Kaplans Heinrich III.  , das sich ausdrücklich einen Panegyrifus*) auf diese Kaiser nennt, und andere mehr. Ferner das vielberühmte Annolied, jener Lob­gesang auf den Erzbischof von Köln  , den heiligen Anno, welches Martin Opitz  ( 1597-1639) entdeckte und zuerst drucken ließ. Inhaltlich entspricht das seinem Titel nur wenig, da es zum größten Theil eine poetische Weltgeschichte von heidnischen und christlichen Königen und ihren Abenteuern ist. Auch die Kaiser chronik zählt zu dieser Gattung; sie berichtet ganz konfus über römische Kaiser von Cäsar bis auf Konrad III.  , wobei darauf hingewiesen sei, daß die ganze deutsche Kaiserherrlichkeit ja eine Fortsetzung des römischen Imperatorenthums sein sollte.

Eine neue Wendung trat ein, als das ausgebildete Ritter thum den Poesiebetrieb dem Klerus abnahm. In dieser wie in der folgenden Zeit hat natürlich die Ader des Volksgesanges, obgleich mannichfach beschränkt und unterbunden, kräftig fortpul­sirt, nur fehlen uns hier Denkmäler, da diese Lieder ja lebendig von Mund zu Mund sich fortpflanzten und nicht in den ge­schriebenen Buchstaben eingekapselt auf dem Papier oder Pergament. *) Eben so viel wie ,, Lobgesang".

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Das Ritterthum durch das Lehnswesen mit den deutschen Königen eng verbunden, erlebte eine reiche politische Geschichte thätig mit und an Stoffen war kein Mangel. Außerdem sah sich nach den starren Gesetzen der Logik der Thatsachen die Kirche, die eine Macht geworden war, auch genöthigt, von dieser Welt zu werden." Die Ritter wurden in den jetzt beginnenden Kampf der zwei Schwerter, der römischen Kirche und des deutschen   Kö­nigthums, hereingezogen, sie wurden in der Welt umhergeworfen in diesem Drängen und Treiben politischer Kraftbethätigung. Als höchste Blüthe der neuen Erscheinungen dieses Zeitraumes brauchen wir nur die Kreuzzüge zu nennen, welche den Deutschen  den Orient verschlossen, dieses Amerika   des Mittelalters, wie man ihn treffend genannt hat. Aber nicht großartige geschicht lich politische Lieder sind es, die uns hier entgegentönen und hauptsächlich den Glanz jener Dichtungsepoche ausmachen; außer den Kreuzliedern und gegen oder für Kaiser und hohe Reichsfürsten gesungenen Liedern war es die Minnepoesie*), in der diese Haudegennaturen schwelgten und ausruhten von den Anstrengungen beschwerlicher Feldzüge und blutiger Schlachten. Der wacker dreinschlagende Michel sang schon damals in dem Tone: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten ,,, und dem, der thatenfreudige politische Lieder fordert, kann wohl ein hartes Wort wie Schmachtlappen" dem Gehege der Zähne entfahren, wenn er sieht, wie die sentimentalen Minnethoren vor ihren Damen seufzen und winseln, wenn er etwa gar liest, wie der Typus dieses Süßholzrasplerthums, Ulrich von Lichtenstein  das gebrauchte Waschwasser seiner Herzdame mit Entzücken hin­untersäuft. ( Fortsetzung folgt.)

*) Minne Liebe.

Hamburg  .

Von W. Blos.

Wer es je gesehen, das stolze Hamburg   mit seinen hoch­ragenden Thürmen und mit dem unendlichen Mastenwald seines Hafens, mit seinen ungeheuren Waarenmassen und seinem Welt­verkehr, mit seinen mittelalterlich verworrenen Straßen und seinen sich kreuzenden Kanälen, mit seinen finsteren Massenquartieren und seinen aristokratisch- eleganten Vororten, der wird sich dem Eindruck des Großartigen und Gewaltigen nicht verschließen können. In der That, hier athmet man so zu sagen Weltluft; man sieht, daß eine der riesigen Hauptadern des Weltverkehrs bloß gelegt ist und man fühlt deren Pulsschlag. Die Reichthümer aller Zonen begegnen hier dem erstaunten Blick und die Eigen­thümlichkeiten aller Völker kommen zur Geltung. Der Verkehr, die Ankunft und Abfahrt der Seeschiffe würfeln täglich die Pro­dukte und die Menschen der alten und neuen Welt durcheinander. Von dieser großartigen Stadt hört man rühmen, daß ihr Handel fast eben so umfangreich sei, wie der von ganz Spanien  , und der Schäfer Heinrich Heine   war von ihrer Großartigkeit so sehr eingenommen, daß er sich Hammonia nur als hochbusiges Frauen­zimmer" vorzustellen vermochte, deren Gliedmaßen er mit dori­schen Säulen verglich.

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Der alte Bund der meerbeherrschenden Hansa, dessen festesten Eckstein die stolze Hammonia einst bildete- wie lange schon ist er in Trümmer gefallen! Es ist lange Zeit vergangen, seitdem seine Heere und seine Flotten die nordischen Könige vor sich herscheuchten. Die mächtigen Städte an Nord- und Ostsee  , deren Ruf einst durch die Welt drang und deren demokratische Bürgerschaft einst den gefährlichen Kampf gegen das gefährliche mittelalterliche Raubritterthum furchtlos aufnahm was sind sie geworden? Das einst so hochberühmte Lübeck   ist heute ein Handelsplatz dritten, das alte Bremen   einer zweiten Ranges und Stralsund  , Wismar  , Rostock   sind zu Provinzialstädten geworden, die man durchaus nicht in den ersten Rang derselben einreiht. Nur Hamburg   ist nicht rückwärts gegangen, sondern zu größerer Blüthe und Machtfülle aufgestiegen, als es früher je aufzuweisen hatte. Mit der ganzen Zeitentwickelung hat Hamburg   immer Schritt halten können durch sein Glück.

Glück hatte Hamburg   gegenüber seiner Nebenbuhlerin, der Stadt Bardavieck, die südlich von Hamburg  - heute an der Uelzener Bahn liegt. Bardavieck ist heute ein Ort von 1600

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Einwohnern ohne alle Bedeutung. Der öde Flecken am Rande der Lüneburger Haide läßt den Beschauer nichts von entschwun­dener Größe ahnen und nur der große alte Kirchthurm mit ſei­nem bemoosten Haupt" erscheint als ein stummer Zeuge ver gangener Macht. Es ist auch lange her, seit Bardavieck's Größe und Reichtum im Blut und in den Flammen des Krieges unter­ging. Bardavieck soll die älteste Stadt Norddeutschlands sein und erfreute sich der besonderen Gunst Karls des Großen", der ihr einen Bischofssiz zuwies und dadurch die Grundlage seiner Bedeutung schuf. Er machte aus ihr den Hauptplatz für den Handel und Verkehr mit den skandinavischen Ländern und Bar­davieck ward eine gar blühende und kriegsgewaltige Stadt. Sie beherrschte den Norden. Aber ihr Stolz brachte ihr Verderben. Als Heinrich der Löwe  , der wilde Braunschweiger, den Friedrich Barbarossa  " in die Reichsacht erklärt hatte, vor Bardavied Einlaß verlangte, schlug man ihm die Thore vor der Nase zu und verhöhnte ihn von den Wällen herab. Furchtbar entbrannte des Braunschweigers Zorn und er schwor, die Stadt zu zerstören. Die troßigen Bürger von Bardaviek vertheidigten todesmuthig die Zinnen ihrer Veste. Aber der wilde Braunschweiger nahm sie 1189 mit Sturm und seine Schaaren hausten darin mit Mord und Brand. Die Stadt wurde bis auf den Dom zerstört, wo heute noch die Inschrift ,, vestigia leonis" von dem furchtbaren Wüthen des Braunschweiger Löwen" zeugt. Bardaviec konnte nie wieder zur Bedeutung gelangen.

Zu Hamburg   steht heute noch ein alterthümliches Gebäude, das Zippelhaus genannt, in welchem die geflüchteten Bardaviecker Bürger aufgenommen worden sein sollen. In jenem Hause fanden die Bardaviecker, wenn sie nach Hamburg   zum Markte kamen, von Alters her unentgeltlich Unterkunft. Diese Gast­freundschaft kam den Hamburgern nicht zu theuer zu stehen, denn nachdem Bardavieck der furchtbaren Rache Heinrichs erlegen, ging sein Handel und seine ganze Bedeutung überhaupt auf Hamburg  über, das rasch aufzublühen begann und bald unter den Städten des Nordens der mächtigsten und berühmtesten eine war. Seine Schiffe beherrschten die nordischen Meere und waren gefürchtet weit umher, was alles vielleicht nicht gekommen wäre, wenn nicht der Zorn des Braunschweiger Löwen die Nebenbuhlerin am Saum der Lüneburger Haide dem Erdboden gleich gemacht