bekannten Grundstoffe nachgewiesen worden, von diesen sind Chlor, Schwefel, Calcium, Kalium, Natrium und Magnesium die wesent lichsten und betragen 3,5 bis 3,85 Prozent desselben.
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Der Gehalt desselben an festen Bestandtheilen ist ein konstanter und schwankt nur lokal infolge der ungleichen Verdunstung, der Schmelzung großer Eismassen in den Polarzonen und des Zuflusses großer Ströme. Ein bedeutender Unterschied besteht zwischen dem Salzgehalt des Ozeans und demjenigen solcher Binnenmeere, welche zwar Zuflüsse, aber keine Abflüsse besigen und sich der zuströmenden Wasser nur durch Verdunstung entledigen; infolge Savon konzentriren sich nach und nach die ihnen in starker Ver dünnung zugeführten Mineralsubstanzen, wie dies namentlich im großen Salzsee in Nordamerika und im todten Meere der Fall ist. Wie erfolgreich das Wasser seiner Aufgabe nachkommt, dem Innern der Erdrinde Material zu entziehen, ergiebt sich nicht allein aus der Quantität seiner Absäße und des mineralischen Gehaltes des Fluß- und Meerwassers, sondern in augenschein licherer Weise aus dem Massenverluste des Gebirgsinnern selbst, ferner aus dem Einflusse dieser Volumverminderung auf die Lagerungsverhältnisse der über den betroffenen Punkten liegenden Schichten, sowie auf die Gestaltung der Erdoberfläche. Die auf fälligsten derartigen Erscheinungen sind Bildungen von Höhlen und infolge des Zusammensturzes derselben Erderschütterungen, Schichtenstörungen und Erdfälle. Zahlreiche lokale Erdbeben, wie sie kalf oder gypsreiche Gegenden heimsuchen, scheinen durch der artige Einstürze und Senkungen erzeugt zu werden. Hierher dürfte das Erdbeben des Visp Thales in Wallis im Juli und August 1855 zu rechnen sein, welches über einen Monat andauerte und die Bildung von Spalten in anstehenden Gesteinen; in Kirchen und Häusern, den Einsturz von Mauern und das Herabrutschen von Felsmassen zur Folge hatte. Da in jener Gegend nicht weniger als 20 gypsführende Quellen bekannt sind, deren jede dem Erdboden im Laufe eines Jahres über 200 Subikmeter Gyps entzieht, so liegt es nahe, in der massenhaften Entführung dieses Gesteines und den dadurch bedingten Einstürzen die Ursache dieses wie zahlreicher anderer Erdbeben zu suchen, deren im Laufe der letzten anderthalb Jahrhunderte in der Schweiz 1019 beobachtet wurden. Auch das von Höhlen und Grotten total unterminirte Karstgebiet gehört zu den am meisten von Erdbeben heimgesuchten Gegenden, so daß man diese Erderschütterungen nur dem Einsturz solcher Hohlräume zuschreiben kann.
Eines der lehrreichsten und großartigsten Beispiele der erodi renden, d. H. zerfressenden und zerstörenden Thätigkeit des Wassers liefert die Elbe ; das Labyrinth von grotesken Felsmassen wie sie die sächsische Schweiz bilden, war ursprünglich eine monotone Ebene von horizontal liegenden Sandsteinen und dehnte sich im Niveau des Königsteines und Liliensteines gleichförmig aus. Auf diesem Plateau strömte die Elbe, damals augenscheinlich noch der Abfluß eines böhmischen Seebeckens, und stürzte sich ungefähr in der Gegend von Pirna über den steilen Rand des Sandstein territoriums, welches sich dort aus dem Flachlande erhebt. Ihre Wogen unterwühlten das Gestein, es brach zusammen, der Wasser fall rückte stromaufwärts und zog sich unaufhaltsam mehr und mehr in das Sandsteinplateau hinein, bis er dieses ganz durch schnitten hatte und bis oberhalb Tetschen der letzte Damm des böh mischen Elbsee's zusammenstürzte und der See sich durch die tiefe Schlucht entleerte. Das neue Bett der Elbe liegt über 270 Meter tiefer als das ursprüngliche. Durch diese Niveauveränderung
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erhielten auch die Nebenflüsse des Hauptstromes neue Gelegenheit zur Ausübung ihrer Fallthätigkeit, ihre früher nur oberflächlichen Wasserläufe schnitten sich tief in den Sandstein zu jenen Schluchten ein, welche sich heute in labyrinthischent Gewirr zwischen den unberührt gebliebenen Felspartien, den Ruinen eines zerstörten Landstriches, hindurchwinden.
Aehnliche Beispiele bieten die Niagarafälle , welche jährlich um zirka 1/3 Meter rückwärts schreiten und nach der Berechnung Halls und Lyells in 70,000 Jahren den Erie- See erreicht haben, mithin verschwunden sein werden; die sog. Kanons des Kolorado und anderer Flüsse in den Hochebenen Kaliforniens und Neu- Mexikos ; der Rheinfall bei Schaffhausen , der endlich die Jurakalkbänke bis zum Bodensee durcharbeiten und dann den Bodensee entwässern wird. Wie schnell das Wasser arbeiten kann, beweist eine durch den Simeto in Sizilien verursachte Schluchtenbildung; dieser Fluß wurde im Jahre 1603 bei einem Ausbruch des Aetna durch einen Lavastrom abgedämmt. Jetzt, nach 2 Jahrhunderten, hat er sich durch den harten Basalt bereits einen Kanal von 20 bis 35 Meter Tiefe und 12 bis 18 Meter Breite gewühlt.
Sehr häufig erhöhen aber auch die Ströme ihr Bett, nament lich dort, wo die Flüsse aus Gebirgen in die Ebene treten und die bis dahin starke Neigung der Flußbette und deshalb die Stromgeschwindigkeit und Transportfähigkeit der Gewässer eine geringere wird. Die Gerölle sezen sich ab und infolge dieser Ablagerungen erhöhen die Ströme allmälich ihr Bett, versanden, brechen über ihre Ufer aus und graben sich ein neues Bett. Um dies zu verhüten und sich und ihre Fluren vor derartigen Ueberschwemmungen zu sichern, dämmen die Bewohner der Stromthäler die Ufer der Flüsse ein und erhöhen diese Dämme in demselben Verhältnisse, in welchem sich der Boden der Ströme erhebt; so ereignet es sich, daß nicht nur der Spiegel der letzteren, sondern sogar der Grund des Flußbettes allmälig ein höheres Niveau erhält, als die beiderseitigen Thalebenen. Dies ist z. B. beim Po der Fall, welcher sich im Laufe der Zeit so sehr über die Niederung erhoben hat, daß jetzt das Niveau der Stadt Ferrara unter dem des nahen Po- Bettes liegt.
Dort, wo die Flüsse ihre Wassermassen in Seen oder in das Meer ergießen, bilden sich unter gewissen Bedingungen durch den Absatz mechanisch fortgeführten Gesteinsmateriales sog. Delta's . Diese bestehen aus abwechselnden Sand, Kies- und Lehmlagen, welche eingeschwemmte Reste von Pflanzen, Land- und Süßwasserthieren einschließen und z. B. regelmäßige, zum Theil aber auch, namentlich bei an Hochfluthen reichen Strömen höchst verworren gelagerte Schichten bilden. Deltabildungen seßen einen flachen, wenig geneigten Meeresgrund an den Flußmündungen voraus, welcher durch einen Uferwall von dem offenen Meere geschieden ist. Dadurch werden Lagunen gebildet, in welche vom Flusse Sand, Schlamm und schwebende Theilchen geführt und dort in ähnlicher Weise wie in einem ruhigen Binnensee abgelagert werden. Durch fortgesetzte Niederschläge werden die Lagunen allmälich ganz oder theilweise ausgefüllt, so daß sich der neugebildete Boden im Laufe der Zeit über das Meeresniveau erhebt und ein flaches, von sich verzweigenden Flußarmen durchfurchtes und seichte Seen, die Ueberreste der Lagunen, umfassendes Land bildet. Die bedeutendsten Deltas sind die des Rheines, der Rhone , des Po, der Donau , des Nil, des Ganges und des Missisippi. ( Schluß folgt.)
Das ältere deutsche Lied in seiner politischen Bedeutung.
Literarhistorische Skizze von W. Wittig. ( Fortsetzung.)
Mächtig aber arbeitete diese Zeit vorwärts auf dem Gebiet der schönen Form, welche bis tief ins 13. Jahrhundert hinein allen diesen Erzeugnissen eigen ist. Die Dichter, meist mittellose, unbegüterte kleine Adelige, bieten häufig ein nicht gerade anmuthiges Bild literarischen Parasiten und Hoffchranzenthums, welches nach Belehrung, Unterhalt, Speis und Trank, ja sogar nach abgelegten Röcken und Mänteln hascht ,, wofür sie den Preis ihrer Gönner in die Lande hinausposaunen. Boten und niedere herumziehende Sänger, fahrende Leute", trugen diese Lieder in anderer Herren Länder und machten öffentliche Meinung.
In solcher Mäcenaten und Beschüßerrolle zeichneten sich besonders der Thüringer und der Wiener Hof unter den babenbergischen Herzögen aus; mit Rudolph dem Habsburger änderte sich das freilich, er schlug aus der Art und ein Zeitgenosse, der bürgerliche Dichter Meister Stolle, rühmt ihm zwar alle möglichen Mannes- und Herrschertugenden nach, in jeder Verszeile aber fehren regelmäßig, wie das ceterum censeo des alten Cato, die Worte wieder: aber er gibt nichts!"
Die Sänger forderten eben Gaben als ihr gutes Recht und diese Anschauung hatte ihren inneren historischen Grund in dem