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aus 20 ,, Raumtheilen Sauerstoff und 79, Raumtheilen Stickstoff nebst 2-5 Zehntausendtheilen Kohlensäure besteht das Bestreben, das in ihr durch irgend eine Ursache gestörte Gleichgewicht fort während wiederherzustellen, eine Eigenschaft, durch welche die in der Luft vorhandenen Strömungen hervorgerufen werden. Durch den Einfluß der Sonnenwärme dehnt sich die Luft aus und wird spezifisch leichter, sie steigt in die Höhe und bildet einen auf­steigenden Luftstrom; horizontal von der Seite her zuströmende tältere Luft ersetzt die aufsteigende; letztere erkaltet in der Höhe wieder, wird dadurch schwerer und fließt nach den Gegenden, wo durch das Hinströmen nach der Wärmequelle gewissermaßen leere Räume entstanden sind.

Es erhellt daraus nicht nur, daß im allgemeinen Wärme und Kälte die Veranlassung zu jeder Luftströmung sind, sondern auch daß sich eine jede zuerst an der Stelle zeigt, an welcher das Gleichgewicht der Atmospähre eine Störung erleidet, und daß sie sich von da rückwärts fortpflanzt. Ein Nordwind wird also früher in südlicheren Gegenden bemerkbar sein, als in nördlicheren. Man kann daher allgemein sagen: Jeder Wind hat seine Ursache vor sich, nicht hinter sich, oder ganz vulgär: jeder Wind wird gezogen, nicht geschoben. Nun wird selbstverständlich unter dem Aequator die Luft weit stärker erwärmt als nach den Polen hin, weshalb unter dem Aequator die warme, leichter gewordene Luft in die Höhe steigen, durch kältere von den Polen zufließende ersetzt werden, und in der Höhe erkaltet, wieder nach den Polen zurück­strömen wird. Wir sehen daraus, daß, wenn die Erde im fortwähren den Zustande der Ruhe sich befinden und wenn nicht andere Ein­flüsse, z. B. die größere Erwärmung resp. raschere Abkühlung den großen Landmassen der Erde gegenüber den großen Wasserflächen und sonstige lokale Ursachen störend einwirken würden wir im großen und ganzen nur nördliche und südliche Luft­strömungen haben würden.

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Wie entstehen nun die West- und Ost Winde, sowie die betreffenden Uebergangsrichtungen?

Wenn eine Kugel um ihre Are gedreht wird, so werden die einzelnen Punkte ihrer Oberfläche eine sehr verschiedene Geschwin­digkeit haben, und zwar wird diese Geschwindigkeit am größten sein in der mittelsten Kreislinie der Kugeloberfläche von den Drehungspunkten an gerechnet, und wird nach diesen hin immer mehr an Geschwindigkeit abnehmen. Ganz so verhält es sich mit unserer Erde, die wir ohne Schaden im vorliegenden Falle als Kugel betrachten können. Denkt man sich parallel zum Aequator in regelmäßigen Zwischenräumen Kreise um die Erde beschrieben ( sog. Paralleltreise), so wird deren Umfang, oder, was dasselbe ist, deren Halbmesser, immer kleiner werden, je mehr sie sich den Polen nähern. Da nun alle diese Kreise in der gleichen Zeit von 24 Stunden einen Umlauf vollenden, so werden natürlich auch die einzelnen Punkte der größeren Kreise, da sie einen längeren Weg zu durchlaufen haben als die der kleineren in der selben Zeit, eine weit größere Geschwindigkeit haben müssen, als die einzelnen Punkte der kleineren Paralleltreise. Die Um­drehungsgeschwindigkeiten der einzelnen Punkte der Erdoberfläche verhalten sich demgemäß zu einander wie die Kreise, die sie um die Erdachse beschreiben, oder aber: wie die Halbmesser der Parallelkreise, unter denen sie liegen; d. h. vom Aequator - dem größten Parallel­freise nehmen sie verhältnißmäßig ab nach den Polen , wo die Geschwindigkeit am kleinsten oder gleich Null ist.

So lange nun die unsere Erde rings umgebende Luftmasse im Zustande der Ruhe ist, wird sie an der Drehungsgeschwindig­feit des Ortes der Erdoberfläche theilnehmen, über welchem sie

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sich befindet. Wird daher aus irgend einer Ursache die Luft in der Richtung der Paralleltreise selbst strömen, so wird die Drehung der Erde auf die Strömung der Luft überhaupt keinen Einfluß äußern, weil die Punkte der Erdoberfläche, nach welchen der Luft­strom geht, genau die Geschwindigkeit haben als jene, von denen er herkommt.

Es verursacht aber, wie wir sahen, die Sonnenwärme ein fortwährendes Abfließen der Luft von den Polen nach dem Aequator und umgekehrt. Im ersteren Falle kommt diese von Orten, deren Rotationsgeschwindigkeit gering, nach solchen, wo sie viel bedeutender ist. Kommt also ein Luftstrom mit geringerer Geschwindigkeit von den Polen herabgeflossen, so muß bei der Drehung der Erde von West nach Ost es uns scheinen, als ob derselbe uns aus östlicher Richtung entgegenkäme. Je weiter ein solcher Polarstrom nach niederen Breiten fortrückt, d. h. je weiter er in Gegenden eintritt, in denen die Drehungsgeschwindigkeit der Erde immer bedeutender wird, um so größer muß die Ablenkung des Luftstroms von der ursprünglichen( nord- südlichen) Richtung werden; mit anderen Worten: je größer der Unterschied in der geographischen Breite des Ortes, an welchem der Anfangspunkt des Luftstroms ist von dem Orte, an welchem er gerade bemerkt wird, um so bedeutender wird die Ablenkung sein.

Aus diesem allgemeinen Gesetze entstehen dann für die nörd­liche und südliche Halbkugel der Erde Bestimmungen, die wir nachstehend entwickeln wollen. 1. Polarströmungen.

1. Es sollen auf der nördlichen Erdhälfte von den Orten:

Nord

I I₁ 12 Is 14 II 11₁ Il₂ Ilg 114

West III III, III, III, III, Ost W.

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IV IV1 IV2 IV3 IV4

V V1 V2 V3 V4 Süd

Nord

Süd

14

114

III 0.

IV4

V4

IV unter demselben Meridian( den durch die Pole gehenden sog. Längenkreisen) liegen, I den nördlichsten, V den südlichsten bedeuten, I I, I, I, I, unter demselben Parallelkreise, und I den westlichsten, I den östlichsten vorstellen, und die zwischen 1-1, und V- V, befindliche Luftmasse aus irgend einer Ursache nach Süden d. h. vom Pole nach dem Aequator in Bewegung gesezt werden, so wird, wenn die von IV- IV, ausgegangene Luft noch ziemlich aus Norden in dem Parallelkreise V- V, ankommt, die von 111- III, ausgegangene Luft in V- V4 schon eine etwas östlichere Richtung, die von II östlichere Richtung, die von II- II, ausgegangene noch weiter nach Osten sich gedreht haben, und endlich die aus dem Parallel­freise 1-14 kommende in V- V, vielleicht schon als reiner Ost­wind anlangen, oder besser gesagt, uns so erscheinen. Für einen in V- V, befindlichen Beobachter wird also der Wind sich all­mälich von Nord durch Nordost nach Ost gedreht haben und es entwickelt sich hieraus das Gesetz:

auf der nördlichen Halbkugel gehen Winde, welche als Nordwinde( Polarwinde) entstehen, bei ihrem allmälichen Vorrücken immer mehr in Ostwinde über. ( Schluß folgt.)

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Hans Sachs war ein Schuh­Macher und Boet dazu

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soviel weiß wohl jeder unserer Leser von dem wackeren Nürnberger, dessen Porträt unser Bild( S. 16) wiedergibt, wie es uns ein alter Holzschnitt überliefert hat. Aber das ehrsame Schuhmacherhandwerk in Ehren! es war nicht das Beste und Erste an ihm, dem ,, sinnreichen Herrn Hans Sachs ", wie ihn einer seiner Schüler in Schusterei und Boeterei genannt hat, daß er treffliches Schuhwerk anfertigen konnte, vielmehr möchte es einem beinahe recht beklagenswerth erscheinen, daß ein Mann wie dieser, ein Poet und Gelehrter von hohem natür­lichen Beruf und entschiedenster Neigung, ein tüchtig Theil seiner Zeit auf dem Schusterschemmel in geistarmer Arbeit verbracht hat. Aber, wenn man bedenkt, daß es gerade dieser stete unmittelbare Zusammen­hang mit der kernhaften und zukunftsvollen Handwerkerschaft seiner Zeit

war, der ihm das Verständniß des Volkslebens erschlossen und frisch erhalten, der allen seinen Dichtungen den vollen Hauch der Volksthüm­lichkeit bewahrt und den freigebigen Born seines derben Humors un­erschöpflich gespeist hat; wenn man ferner die wunderbare Fülle des von dem Schuster Hans Sachs dichterisch Geleisteten überschaut und die Trefflichkeit der meisten seiner Schöpfungen anzuerkenen sich gezwungen sieht, so wird man gestehen müssen, daß dieser poetischen Schöpfer­kraft der Handwerksbetrieb, wie er damals gepflogen ward, feinen wesent­lichen Eintrag gethan haben kann. Ja, der Handwerksbetrieb von da mals! Das deutsche Handwerk des 16. Jahrhunderts hatte noch gol­denen Boden. Deutsches Städtewesen und Bürgerthum zog aus dem Verfall der Adelsmacht und Kaiserherrlichkeit reiche Nahrung und blühte jugendfrisch empor. Ein sich immer vielseitiger gestaltendes Geistes­leben erwuchs aus dem fruchtbaren Boden der um die Mitte des voran­