und anderen kostbaren Gegenständen dienten als Schmuck dieses Stückes. Es war für gewöhnlich weiß, doch waren auch farbige in Gebrauch.
Die im Jahre 1575 herausgekommene ,, Weiberzierung" des Allestio giebt auch ein Rezept zur Bereitung von Wasser, um Schnauptücher darin zu beizen oder dunken, welche das Angesicht schön weiß und wohl gefärbt machen, so man es damit abwischt oder abstreicht, und je baß man das Gesicht damit reibet, je schöner es wird. Diese Tücher währen sechs Monate lang." Die zu diesem, zur Erhaltung des Teints dienenden Wasser verwandten Stoffe waren: Alaun, Malvasir, Borris, Gummi Tragand und Arabikum wird mit Quecksilbersublimat und Bleiweis, Erklar, Terpentin, Essig und Imber gekocht, auch Myrten, Kamphor, fünfzig Schnecken, eine gerupfte feiste Henne, Pommeranzen, Zitronen und Zuckerkandel zugemischt." In dieses Wasser tauchte man die Tücher siebenmal, und so du sölches zum siebenten male gethan hast, seind sie recht zubereitet, köstlich und fürtrefflich für Königin und andere köstliche Weiber." Gelüftets da unsern heutigen Schönen nicht? Uns stehen noch eine Anzahl ähnlicher Rezepte zur Erhaltung der Schönheit zur Disposition, natürlich nur für alle die jenigen, welche die Regeln und Gesetze der Natur unter die auch heute üblichen Mittelchen der Charlanterie stellen. Eine berühmte Dame in der früheren Zeit hatte einst ihrem Geliebten in einem Jahre, bei einem einzigen Parfümeur eine Rechnung von 50,000 Thalern für dergleichen Schönheitsmittelchen gemacht. Soviel für heute. Fr. Nauert.
Der Alkohol. In dem großartigen Werke ,, Les Grandes Usines"*) beschreibt Turcan die Getreidebrennerei von Maisons- Alfort und spricht bei dieser Gelegenheit seine Ansicht über den Alkohol im allgemeinen aus, über diese so viel verdammte und doch so nußreiche Flüssigkeit. Turcan sagt: Mehr noch als der Tabak bildet der Alkohol das Thema von Moralpredigten. Allerdings besitzt der konzentrirte Alkohol die Eigenschaft, energisch Wasser anzuziehen, sodaß er für die Schleimhäute, die er berührt, gefährlich wird; er bringt ferner Eiweis zum Gerinnen, er zersetzt gewisse organische Gewebe, er verändert die Gehirnsubstanz. Aber andererseits ist zu beachten, daß er durch seine Bestandtheile, Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, ein mächtiges Hilfsmittel für Respiration und Wärmeerregung ist; davon machen Hygieine und Medizin Anwendung, wie er auch als Vehikel für aromatische Essenzen dient, die in manchen Fällen auf den Organismus einen so wohlthätigen Einfluß ausüben. Er ist für den Magen nicht direkt schädlich; in Flüssigkeiten, wie z. B. Absynth, enthält er einige Stoffe in Lösung, sodaß bei Wasserzusaz die Flüssigkeit trübe wird und einen Bodensaz bildet. Genießen junge Leute häufig solche Liqueure, so wird die Magenschleimhaut angegriffen. Bei manchen Personen scheint Alkohol um so schneller auf den Kopf zu wirken, je verdünnter er ist. Bisweilen tritt schon nach einem einzigen Glase Grog Trunkenheit ein. Alkohol, wie auch viele andere pflanzliche und thierische Stoffe, die in den Körper eingeführt werden, darf nicht ohne Verständniß und gleichsam maschinenmäßig genossen werden, wie es die meisten Menschen thun. Das ist eine Lücke in der Erziehung. Vernünftige Vorträge über Ernährung und Nahrungsmittel sollten in jeder Schule eingeführt werden! Eine Menge anderer, weniger wichtiger Kenntnisse wird gebieterisch verlangt, aber den Lebenszufällen überläßt man die Wahl der Stoffe, welche unsern Körper und unser Gehirn ernähren sollen, die unser ganzes Wesen, unser Denken beeinflussen, uns zu gesunden Menschen machen sollen und in vielen Fällen nur schwächliche, hinfällige, leistungsunfähige Menschen bilden. Bei unserm jezigen Kulturzustande haben wir den Instinkt verloren, der den Wilden leitet, uns kann nur ein beständiges Beachten unserer Bedürfnisse und der Verrichtungen unserer Organe richtig lenken. Verschiedene Klimate, verschiedene Temperamente verlangen verschiedene Ernährung. Der Lappländer und Eskimo genießen ohne Gefahr für ihre Gesundheit ein Kilogramm Fett und Thran; der Araber lebt von einigen Datteln. Für Leute, die sitzende Lebensart und Beschäftigung haben, führt ein Mißbrauch stickstoffhaltiger Nahrung zu Gicht , Harnsand, Blasenstein. Der Mißbrauch fetter Nahrung führt bei andern zur Bildung von Gallensteinen alles ebenso tödtlich wie eine Alkoholvergiftung. Für gewisse Temperamente und Lebensgewohnheiten ist der Mißbrauch von Eiern, Fleisch, fetten Nahrungsmitteln ebenso gefährlich, wie ein Alkoholmißbrauch, aber die Wirkung ist weniger schnell, weniger zu Tage tretend, weniger beobachtet und studirt. Wir vertheidigen sicherlich den Alkoholismus nicht, aber wir glauben, daß die meisten Krankheiten und Schwächen, die tödtlich sind für die Liebhaber des Kneipenlebens, ebenso oft herrühren von Nachtwachen, Raufereien, Unmäßigkeit und schlechter Ernährung als vom Alkohol selbst. Wir betrachten den Alkohol nicht als Gift, sondern als eine Art Nahrungsmittel, das um so werthvoller ist, als es in seiner Wirkung relativ unveränderlich ist. Dr. B. R.
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Gelehrte Bauern. Bauern und Gelehrsamkeit, wie reimt sich das zusammen?" höre ich meine Leser fragen. Besser als man für gewöhnlich annimmt. Ein flüchtiger Blick auf die Dichter und Denker aller Zeit belehrt uns, daß sich auffallend wenig Fachgelehrte darunter befinden. Der Erfinder der griechischen Buchstabenschrift war, um mit der Mythe zu beginnen, der Koch Kadmos , die Evangelisten waren sammt und sonders ehrsame Handwerker, der Erfinder der Taschenuhr ein nürnberger Weber und sein Landsmann, der Schuhmacher Hans Sachs ein trefflicher Dichter. Sein Berufsgenosse Jakob Böhme war ein bedeutender Philosoph und der Strumpfwirker Van den Vandel, ein Holländer, schrieb mehrere Dußend Tragödien in korrektem Latein. Der Schauspieler Shakespeare besuchte nicht einmal so viel Monate die Schule, als er herrliche Stücke schrieb und der Entdecker des Dampfes, James Watt , hat niemals einen naturwissenschaftlichen Kursus durchgemacht. Daß ein Mönch, Berthold Schwarz , das Schießpulver entdeckte, und daß ein Buchdrucker, Benjamin Franklin , den Blizableiter erfand, spricht auch zu Gunsten der obigen Behauptung. Der Bergknappe Stephenson hat mit der Lokomotive ebensoviel zur Veränderung der Erdbahnen, wie der Musiker Herschel mit dem Teleskop zur Kenntniß der Himmelsbahnen beigetragen.
Aber jetzt zu unseren gelehrten Bauern, die desto mehr Anerkennung verdienen, je größere Hindernisse sich ihrer Ausbildung entgegenstellten. Wir nennen zuerst den Astronomen Christoph Arnold , welcher den 17. Dezember 1650 zu Sommerfeld bei Leipzig geboren wurde. Dieser schlichte Landmann zeigte eine große Neigung für Naturwissenschaften und erwarb sich besonders in der Sternkunde umfassende Kenntnisse. Er errichtete auf seinem eigenen Hause eine kleine Sternwarte. Dort beschrieb und beobachtete er den Lauf der Kometen vom Jahre Sein Bildniß steht in der leipziger Raths1683, 1686 und 1690. bibliothek und seine Manuskripte werden in der Universitätsbibliothek aufbewahrt.
Auf demselben Gebiete des Wissens zeichnete sich im verflossenen Jahrhundert der Bauer Johann Georg Pahlitsch aus, welcher zu Prohlis bei Dresden den 11. Juni 1723 geboren wurde. Ohne jeglichen Unterricht wußte er sich durch rastlosen Fleiß mathematische, astronomische und physikalische Kenntnisse anzueignen. Sein Haus barg, neben den Wirthschaftsgeräthen, mathematische Instrumente, eine gewählte Bibliothek und eine Naturaliensammlung. Diesem Mann, der bei seinen landwirthschaftlichen Arbeiten selbst Hand anlegte, verdanken die Naturforscher die Bekanntschaft eines neuen Planeten. Auch den Kometen von 1769 hat Pahlitsch früher, als die meisten gelehrten Astronomen beobachtet. Mit seinem Freunde, dem berühmten Astronomen Herschel in Greenwich bei London , stand er im lebhaften Briefwechsel. Er starb 1788 und liegt in Leubniß begraben.
Um die Dreizahl zu erfüllen, gedenken wir in der Kürze noch des wendischen Häuslers Johann Gelanski, welcher im Jahre 1767 zu Gödau bei Baudissin starb. Durch Selbstunterricht brachte er es so weit, daß er, wie sein Zeitgenosse Kardinal Mezzofanti , achtunddreißig Sprachen verstand. Sieben davon( die wendische, deutsche, böhmische, französische, italienische, lateinische und hebräische) las, schrieb und sprach er fertig.
Wenn man suchen wollte, so fände man auch in anderen Ländern Männer genug, die ohne die Tretmühle der zünftigen Gelehrsamkeit Dr. M. T. zu tiefer Einsicht der Naturgefeße gelangt sind.
Ursprung des Wortes ,, Halunke". In einer Beschreibung der Belagerung von Wien durch die Türken im Jahre 1625, gedruckt 1693, befindet sich ein Verzeichniß der einzelnen Waffengattungen, aus denen das türkische Heer zusammengesezt war, darunter ein Abschnitt ,, von den Holunden", der also lautet: In den Turkischen Feldzügen finden sich auch lose und verlohrne Rotten von allerley Buben zusammen gelauffen, worunter die Holunden nicht die geringste zu achten; Šie sind gar übel außgerüstet und mit schlechten Gewehr und Waffen versehen. Der Kayser achtet ihnen auch wenig und brauchet sie anders nicht alß zum Anlauffen und Stürmen der Städte und Vestungen, ob ihrer gleich viel Tausend im lauffe blieben und umbkommen also daß er offtmahls die Stadtgraben in den Belägerungen mit ihnen anzufüllen pfleget umb den Janitscharen damit einen Paß zum Stürmen zu machen; So lange sie zu Felde dienen sol ein jeder täglich 3 Aspern zu verzehren; Hernacher ziehet ein jeder seinen weg und begeben sich auff das Rauben und Freybeuten und haben offt die Christen von diesem Gesindel das meiste zu leiden alß welche sie vielmahls mit Verläumdungen und falschem Zeugnüß umb Ehr und Guth Leib und Leben bringen: dahero es auch kommen daß das Wort Holunde bei den Teutschen ein gar schimpfflich Wort worden." Dr. B.-R.
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Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B......( Fortsetzung). Das Leben" der Erde, von C. Fehleisen ( Fortsetzung). Das ältere deutsche Lied in seiner politischen Bedeutung; literarhistorische Stizze von M. Wittig( Fortseßung), Hans Sachs ( mit Illustration). Der Zeustempel in Olympia in seiner ursprünglichen Gestalt( mit Illustration). Modethorheiten vergangener Jahrhunderte. Der Alkohol. Gelehrte Bauern. Ursprung des Wortes ,, Halunke".
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