seits die körnige Struktur desselben und vergrößern andrerseits seine Plastizität.
Die Gletscherbildungen sind an Gegenden gebunden, wo sich kalte Winter und kühle Sommer im Kreislaufe wiederholen, wo die Massen atmosphärischer Niederschläge bedeutend und endlich die Bedingungen für eine Bewegung auf geneigtem Untergrunde, durch Bodenerhebungen gegeben sind. Diesen Erfordernissen entsprechen die Hochgebirge der heißen und gemäßigten Zonen, die Gebirge der kältern Landstriche, sowie die Kontinente der Polar gegenden. Früher, in der Eisperiode, welche der Jezztzeit vorausging, besaßen die Gletscher eine viel größere Verbreitung. Aus den Hauptthälern der Alpen traten mächtige Eisströme in die Ebene; die einen füllten das weite Thal zwischen Jura und dem erstgenannten Gebirge vollständig, also bis zu 1350 Meter Höhe aus, andere drangen über den Bodensee bis weit nach Baiern und Schwaben vor; von den Südabhängen der Alpen stiegen Eismassen bis in die Po- Ebene hinab.
Großbritannien und Skandinavien ähnelten in der Eiszeit in Bezug auf ihre Gletscherbedeckung und die Ausdehnung ihrer Gletscher bis zum Meeresspiegel dem heutigen Feuerland und Grönland .
Der Vorschub, welchen das Eis der Aufgabe des Wassers leistet, indem es Hand in Hand mit ihm die Gebirge abzutragen beslissen ist, offenbart sich am augenfälligsten in dem Transporte von Gesteinsmassen auf dem Rücken der Gletscher. Von den Felspartien, zwischen welchen sich diese hindurchdrängen, stürzen, zum Theil infolge der Gesteinszersprengung durch den Frost, zum Theil infolge der zerstörenden Gewalt der Lawinen, größere oder kleinere Trümmer auf die Gletscheroberfläche, wo sie sich dadurch, daß der Gletscher unter dem Ursprungsorte der Gesteinsbruchstücke langsam vorbeizieht, in lange, der Bewegung und den Rändern des Gletschers parallele Reihen ordnen, welche man Seitenmoränen nennt. Beladen mit solchen Gesteinsmassen, setzt der Gletscher seine thalabwärts gerichtete Wanderung fort. Vereinigen sich zwei Eisströme zu einem Hauptgletscher, so bilden diejenigen ihrer Seitenmoränen, welche auf den miteinander bei der Berührung verschmelzenden Rändern der beiden Gletscher lagen, auf dem Rücken des neu entstandenen Hauptgletschers eine Mittelmoräne. An seiner Grenzlinie angelangt, schmilzt das Eis des Gletschers, seine Belastung stürzt auf die Thalsohle und häuft sich hier im Laufe der Zeit zu einem oft mehrere hundert Fuß hohen Wall, der Endmoräne, auf, eine Station auf der Wanderung der Gesteinsfragmente von den höchsten Bergesgipfeln nach dem Meere.
Diejenigen Gesteinstrümmer, welche in die Spalten zwischen dem Gletscher und seinen felsigen Uferwänden oder zwischen ihn nnd die Thalsohle gerathen, werden unter dem Drucke der un geheuren Eismasse entweder zu Sand zerrieben oder doch abgerundet, geglättet und an ihrer Oberfläche mit feinen Streifen versehen.
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Sie bilden eine Geröll- und Schlammschicht unterhalb des Grundmoräne ganzen Eisstromes und werden an der untern Grenze des Gletschers von diesem ausgestoßen oder theilweise durch ihm entströmende Gletscherbäche fortgeführt. Die Quantität des durch Gletscherbäche weggeschwemmten Materials ist so bedeutend, daß z. B. dem Aargletscher, welcher im Monat August zirka zwei millionen Kubikmeter Wasser pro
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Tag zu liefern pflegt, in derselben Zeit 284,374 Kilo Sand entführt werden.
Durch denselben Vorgang, aus welchem die Grundmoränen entstehen, werden große Flächen des Felsenbettes, in welchem der Gletscher dahingleitet, glatt gescheuert und vollständig polirt ( Schliffflächen). In die Oberfläche der ebenen Schliffflächen hat der Gletscher die Richtung seiner Bewegung vermittelst besonders harter, an seinem Boden eingefrorner Gesteinsfragmente in Gestalt zahlloser, feiner, geradliniger, mehr oder minder paralleler Rizen und Streifen eingegraben.
Die geologischen Erscheinungen, welche aus der Bewegung der Gletscher hervorgehen, sind so charakteristisch, daß die Ausdehnung und Mächtigkeit ehemaliger, seit langer Zeit verschwnndener Gletscher, der Weg, den sie genommen, aus den unverkennbaren Spuren, die sie zurückgelassen, genau festgestellt werden können. Die jeßige nordeuropäische Tiefebene war während der Eiszeit eine seichte Küstenzone, bedeckt von einem Meere, auf welchem zahlreiche, von den skandinavischen Gletschern abſtammende Eisberge herumschwammen; mit Gesteinsfragmenten befrachtet, strandeten sie auf dem sandigen, flachen Meeresboden und hinterließen als Denkmale ihrer Fahrten die zum Theil gewaltigen erratischen Blöcke oder Frrblöcke, wie sie in unzählbarer Menge in der norddeutschen Niederung zerstreut liegen.
Wie man sieht, macht sich die Thätigkeit der Gletscher, sowie der von ihnen abstammenden Eisberge in doppelter Richtung geltend, einmal in der Abrundung und Polirung der ursprünglich rauhen und zackigen Felsoberflächen, sodann im Transport von Schuttmassen und Felsblöcken, sowie in der Wiederablagerung derselben an anderen Stellen. Manche Gletscher haben auch zur Bildung von Seen beigetragen, indem ihre Endmoränen wie künstliche Dämme Gebirgsthäler absperrten und die Wasser hinter sich aufftauten. Auf diese Weise ist z. B. der Garda- See entstanden. Ein Ereigniß, welches sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte der Erde oftmals wiederholte, war das allmäliche Untertauchen eines Kontinents unter den Spiegel des Meeres, welches sich über ihn ausbreitete und sofort seine Thätigkeit auf dessen einstmaliger Oberfläche begann. In demselben Maße, wie es sich auf Kosten des Festlandes vergrößerte, rückte es seine sandigen Dünen immer weiter landeinwärts, glich Thäler und Vertiefungen wenigstens zum Theil aus und stellte ebene Flächen her, bis allmälich jede Stelle des ganzen Kontinentes einmal Küste gewesen und als solche vom Meere bearbeitet und umgestaltet worden war. Gebirgige und felsige Partien unterwusch und benagte es und suchte mit dem so hergestellten Gerölle und Sand die Thäler auszufüllen, kurz, es arbeitete darauf hin, alle Unebenheiten möglichst auszugleichen, eine Tendenz, welche auch seine Niederschläge verfolgten, nachdem das einstige Festland bereits zum Grunde des Ozeans geworden, und welche endlich von neuem hervortrat, sobald sich der Meeresgrund wiederum langsam zum Festland erhob, wobei von neuem jeder Punkt desselben eine Zeit lang Küste und der ausgleichenden Arbeit der Brandung ausgesetzt war
So wird das Wasser in allen Richtungen seiner Aufgabe gerecht: auszugleichen, was der Vulkanismus aufgethürmt, und die flache, ursprünglich von Gebirgen noch nicht unterbrochene Gestalt der Erde wiederherzustellen, Vorgänge, welche in ihrer Gesammtheit recht wohl ein Leben unsers Planeten genannt werden dürfen.
Das ältere deutsche Lied in seiner politischen Bedeutung.
Literarhistorische Stizze von M. Wittig. ( Schluß.)
In dieser Epoche wird die deutsche Poesie von den Meistersängern, vom Bürgerthum getragen. Die politische Betheiligung des Bürgerthum ist nun einfach eine so stark egoistische als man sie sich nur denken kann, sie ist von Anfang an reine Kirchthumspolitik. Ein Blick auf das große Ganze und das Bestreben, als Glied des Ganzen sich zu fühlen und für dessen Nutz und Frommen zu wirken, dürfen wir hier nicht suchen. Freilich von den Fürsten und Herren wurden die Städtebewohner eben nur als eine Sorte von Bauern" betrachtet und nur noch mehr als jene gehaßt, Sa sie mit anderen Machtmitteln auftretend, diesen Herren ein arger Pfahl im Fleisch wurden. Was die Dichtkunst der Bürger
anlangt, so ist zunächst über die Form zu bemerken, daß diese zur abgeschmacktesten Künstelei und Spielerei ausartete, die auch schon in den Namen der Töne", das ist das Versmaß und die Sangweise, deutlich zu Tage tritt. Da begegnen uns Bezeichnungen, die Schwarzdintenweis, die Kälberweis, die wohlriechende Majoransweis, die heiße Thränenweis, die kurze Affenweis, die abgeschiedene Vielfraßweis, die verschalkte Fuchsweis, die harte Trittweis, die Zimmtröhrenweis und was derartige tindische und unsäglich geschmacklose Namen mehr sind.
Um sich in die Hanswurst- und Zwangsjacken so gesuchter Formen zu fügen, mußten selbstverständlich auch Stoffe gewählt