Algyö und Tapé sind gleich Szegedin von der Hochfluth verschlungen worden. Was an Gut und Blut, Wald und Aussaat das tückische Element verschlungen, ist noch bis heute nicht zu bestimmen. Wir wollen hoffen, daß die Erfahrungen dieses elementaren Ereignisses zum fünf­tigen Heile der Theißbewohner ausgenügt werden. Es lassen sich nicht alle elementaren Katastrophen verhindern, aber es ist möglich, die Aus­dehnung derselben zu beschränken. Dafür ist nicht in entsprechender Weise gesorgt worden. Angesichts des Elends war der nationale Anta­gonismus völlig geschwunden und aufopfernde Menschenliebe an seine Stelle getreten. In einem nächsten Artikel wollen wir über das weitere Schicksal von Szegedin   berichten. Dr. M. T.

Das Budget der Frau von Pompadour. Die Freundinnen der Fürsten des vorigen Jahrhunderts wurden durch ungeheure Geschenke für den Verlust ihres guten Rufes entschädigt und gestatteten sich eine Verschwendung, die uns heutzutage fabelhaft erscheint. Die Pompadour trieb es noch nicht am ärgsten und doch brachte sie Frankreich   in den neunzehn Jahren ihrer Herrschaft von 1745-1764, um 36,924,140 Livres,

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diente man sich in Schlössern und Städten statt der Matten der von Wolle und Seide durchwirkten Tapeten, die allerhand Zeichnungen, ja ganze Gemälde darstellten. Diese Art Arbeit scheint sehr alt zu sein, denn man sieht noch in der Sakristei der Kathedralkirche zu Bayern   ein altes Stück Tapete, das die Eroberung von England durch Wilhelm den | Normannen( 1066) darstellt. Der Gelehrte Montfaucon glaubt, daß diese Tapete bald nach dieser großen Begebenheit verfertigt worden sei. Indessen dauerte es lange, bevor diese Art Wandbekleidung allgemeiner wurde. Dies geschah erst im fünfzehnten Jahrhundert, als die Herzöge von Burgund Herren der Niederlande   waren. Nur sehr reiche Leute konnten sich solcher Tapeten bedienen, weil sie außerordentlich theuer waren. Weniger Bemittelte mußten mit ungarischen oder bergamaskischen Tapeten fürlieb nehmen. Diese lettern hatten ihren Namen von der Stadt Bergamo   in der Lombardei  , wo sie erfunden wurden, sie werden von ziemlich grober verschiedenfarbiger Wolle gemacht. Die ungarischen sind etwas kostbarer, weil Seide zu ihnen verwandt wird. Beide Arten Tapeten wurden auch in der Normandie   verfertigt.

Dr. B.-R.

Der Thee erfährt hinsichtlich seines Preises und der auf ihm

wozu noch 1,700,000 Livres Schulden kommen. Das Verhältniß ihrer lastenden Abgaben eine so hohe Steigerung wie kaum ein anderer

einzelnen Ausgaben gestaltet sich, wie folgt:

Für Gebäude

7,500,000 Livres

Reisen, Schauspiele und Feste für den König 4,000,000

.

1,518,886

810,000

350,225

1,777,000

66,172

=

Zu ihrer Befriedigung( pour se satisfaire) 1,338,167

=

Lohn der Bedienten

Beleuchtung und Heizung.

Kleidung

Leinenzeug

Küchengeschirr

Gold- und Silbergeschirr

687,600

=

Goldene Dosen.

394,000

=

Diamanten

1,783,000

=

Lackirte Sachen

111,945

Chinesisches Porzellan.

150,000

Geschnittene Steine für den König

460,000

Denkmünzen.

400,000

Gemälde

60,000

Bücher.

12,500

Wagen und Pferde

1,800,000

=

Stallung und Fütterung

1,300,000 460,000

400,000

229,236 150,000

=

V

Für ihre Gesellschaftsdamen

Schulden ihres Vaters

An Verwandte, Diener und Klöster An die Armen

Diese Ausgaben wurden durch Geschenke des Königs und aus andern Quellen bestritten. Die Pompadour bezog ein förmliches Ge­halt, 4000 Livres monatlich und 40,000 Livres Neujahrsgelder. Viel brachte ihr das Spiel ein, denn wer hätte nicht der Geliebten des Königs gegenüber verlieren wollen. Sie gewann an manchem Abende im Landsknecht   9000, 20,000, ja selbst 30,000 Livres. Dr. B.-R.

Die orientalischen Gewürze, welche die Römer kaum in den letzten Zeiten ihrer Macht kannten, wurden in Frankreich   erst durch die Kreuzzüge bekannt. Der hohe Preis derselben, die Seltenheit, die Ent­fernung der Länder, wo sie herkommen, setzten sie bei uns bald in großen Werth. Als im Jahre 1163 ein Abt von St. Gisles sich von König Ludwig VII.  ( 1137-1180) eine Gnade zu erbitten Willens war, so glaubte er sie desto eher zu erlangen, wenn er ihm einige Spezereien aus der Levante   sendete. Alle noch vorhandenen Manuskripte aus den Zeiten der Kreuzfahrer sind voller Lobeserhebungen des Zimmts, Ing­wers, der Muskatnüsse u. s. w., welche die Dichter damals mit den vor­trefflichsten Wohlgerüchen verglichen. Es war indessen nicht blos Sinn lichkeit, die unsere Vorfahren zum Gebrauch der orientalischen Gewürze leitete: da sie gewohnt waren, sich mit schwerem Fleische zu nähren, so glaubten sie durch diese Spezereien die Verdauung zu befördern. Erst im achtzehnten Jahrhundert machte Poivre den glücklichen Versuch, von der Insel Ceylon Muskat- und Gewürznägleinbäume zu holen und nach Isle de France   zu verpflanzen; ein Unternehmen, das vom besten Er­folge gekrönt wurde. Dr. B.-R.

Die erste Tapezirung der Mauern bestand bei den alten Fran­zosen aus Strohmatten: sie wußten die Strohfarben auf eine so fünst liche Art anzuordnen, daß diese Matten ganz hübsche Tapeten vorstellten. Die Stadt Pontoise   hatte in dieser Arbeit den höchsten Ruf. Noch jetzt liefert die Levante   sehr fein und künstlich gewebte Matten. Sehr be­

Handelsartikel. Zuerst wirft er dem chinesischen Erbauer und dann dem Theehändler, der ihn zubereitet, einen erklecklichen Nußen ab. Dann wird er, nach der Hafenstadt Kanton gelangt, auf direkte und indirekte Weise fünf bis sechs mal besteuert, und nachdem der en gros handelnde Hongkaufmann einen großen Gewinn von ihm gezogen, auch noch von den Beamten der Lokalregierung besteuert. Von hier kostet er eine ungeheure Fracht nach Europa  , und nachdem die ostindische Kompagnie ihren reichlichen Gewinn entnommen, fällt er der Krone anheim, die den Thee mit 100 Prozent nach seinem Werthe belegt. Endlich kommen die Makler, die Groß- und Kleinhändler, welche sämmtlich bei Kauf und Verkauf ihren Profit machen. Diesen Tribut könnte Europa   sich er­sparen, da der Thee nur ein Modetrank ist und nicht allein zur Er­haltung der menschlichen Gesundheit nichts beiträgt, sondern sogar wegen seiner arzneilichen Eigenschaften durch einen fortgesetzten Genuß diese Dr. B.-R. schädigt.

Die Kunst des Brodbackens war anfangs den alten Römern unbekannt; sie nahmen die Körner aus den Aehren und verzehrten sie entweder frisch oder rösteten sie leicht, auch warfen sie dieselben in warmes Wasser, um sie zu erweichen. Nach diesem kam man auf den Einfall, die Körner zu zerstoßen, und erst lange nachher wurden die Handmühlen erfunden. Diese waren zu Cäsar's Zeit( 59 bis 50 vor Christi Geburt) in Gallien  , sowohl in den Städten, wie auf dem Lande, allgemein in Gebrauch. Die Windmühlen wurden erst nach dem ersten Kreuzzuge, im Anfange des zwölften Jahrhunderts in Europa   bekannt, nachdem die Kreuzfahrer diese nüßlichen Maschinen bei den Sarazenen fennen gelernt hatten. Wassermühlen wurden erst später allgemeiner. Aber schon unter Kaiser Augustus  ( 30 vor bis 14 nach Chr. Geb.) war in Rom   eine Wassermühle gebaut worden, die als außerordentliche Merkwürdigkeit betrachtet wurde. Die Kunst, das Getreide zu mahlen, führte nun auch zu der Kunst des Brodbackens, die ein römischer Leib­eigener erfunden haben soll, welcher, nebst seiner Freiheit, große Be Rund geschnittene Brode dienten den Gästen bei lohnungen erhielt. Schmausereien als Teller. Dieser Gebrauch erhielt sich einige Jahr­hunderte und wird noch in der Krönungsgeschichte Ludwig XII.  ( 1498 bis 1515) erwähnt, In gewissen Gegenden mahlten die Bauern bei Mißwachs Heu zu grobem Mehl und bereiteten daraus Brod. Auch findet man in den alten Mönchsregeln für gewisse Vergehungen die Strafe festgeseßt, eine Zeit lang Heubrod zu essen. Dr. B.-R.

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Majit als Reizmittel. Alfieri pflegte oft, ehe er dichtete, seinen Geist durch Anhören von Musik vorzubereiten. Fast alle meine Tra­gödien" sagte er einst skizzirte ich in Gedanken beim Anhören von Musik oder wenige Stunden später"; ein Umstand, der auch von vielen anderen Dichtern und Schriftstellern verzeichnet worden. Lord Bacon ließ oft in einem an sein Studirzimmer anstoßenden Ge­mach eine Kapelle spielen. Milton wurde beim Anhören der Orgel von seinen solennen Inspirationen erfüllt. Musik war auch eine Noth­wendigkeit für Warburton, den empfindsamen Dichter. Ein berühmter französischer Prediger, Bourdalone oder Masilia, entwarf seine Pre­digten, die er vor dem Hofe zu halten hatte, während er seine Geige spielte. Curron, der eminente Advokat, dachte über seine geistvollen Plaidoyers ebenfalls mit der Geige in der Hand nach. Auch Lenau  , der im Wahnsinn geendet hat, entwarf geigenspielend seine düsteren Poesien.

T.

Erde, von C. Fehleisen Marienwürmchen.

Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B......( Fortsetzung). Das Leben" der ( Schluß). Das ältere deutsche Lied in seiner politischen Bedeutung; literarhistorische Skizze von M. Wittig( Schluß). Die Kißlochklamm( mit Illustration). Ein gefiederter Gärtner( mit Illustration). Die Katastrophe von Szegedin  . von Pompadour. Die orientalischen Gewürze. Die erste Tapezierung der Mauern. Thee. Die Kunst des Brodbackens.

Reizmittel.

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Das Budget der Frau

Expedition: Färberstraße 12. II.

Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Südstraße 5). Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .

Musik als