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schweigen kann fallen gelassen haben soll. Ich hielt die Sache für sehr unwahrscheinlich, weil ich nicht weiß, woher der Alster, tros seiner Vielgeschäftigkeit und seines notorischen Reichthums auch noch die Zeit und das Geld zu einem solchen Unternehmen nehmen soll. Aber ich fragte doch gelegentlich den jungen Wichtel, von dem man ja weiß, daß er Alsters rechte Hand ist. Der lachte und sagte, schon aus Respekt vor meinen Leistungen würde Alster sich hüten, ein industrielles Gebiet zu betreten, auf dem er ganz und garnicht zuhause sei. Der Kerl hat mich offenbar verhöhnt, und ich will ihm sagen, was ich von solcher Perfidie halte, ich

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,, Werde sehr wohl thun," fiel Herr Schweder seinem Freunde in's Wort, so ruhig als möglich wenigstens zu scheinen dieser Hiobspost gegenüber. Wichtel junior würde sich nur noch mehr schadenfreuen. Sieh lieber zu, wie du dich mit der Thatsache jener Fabrikgründung abzufinden vermagst!"

" Abfinden!" seufzte Herr Senkbeil, indem er sein großes Ungarweinglas mit einem Zuge leerte. Abfinden- abtreten vom Schauplatz mit Verlust eines respektablen Vermögens, alles dessen was meine Frau in die Ehe gebracht hat, und der zehn bis fünfzehntausend Thaler, welche ich selbst besessen habe, dazu." ,, Na, na," beruhigte Herr Schweder, den die ganze Sache sehr kalt zu lassen schien, so schlimm wird es nicht sein. Ein gescheiter Mensch läßt sich vom Unglück nicht so leicht werfen, und wird er geworfen, so sucht er es zu machen wie die Kaßen, er fällt auf die Beine und steht dann unversehrt wieder auf." Wenn jedes deiner Trostworte ein Tausendthalerschein wäre, Schweder, so wäre mir auch noch lange nicht geholfen."

,, Mein guter Rath wird dir vielleicht besser munden, als mein Trost, und mehr werth sein, als ein Vermögen,-wenn du ihn nämlich hören willst.""

Herr Senkbeil lächelte in schmerzlichem Unglauben: Bitte, recht gern!"

Schweder richtete seine kräftige Figur im Stuhle hoch auf und betrachtete den Freund ruhig und überlegen. Dann sagte er: Die Seele des Unternehmens soweit der Geldsack die Seele sein kann ist Alster  , nicht wahr?" ,, Unzweifelhaft- Alster!"

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,, Eh bien! Verkaufe ihm deine Fabrik und laß dich von der Gesellschaft Alster  , Wichtel und Kompagnie als erster technischer Direktor mit zehntausend Thalern Gehalt anstellen!"

Herr Senkbeil wollte reden, aber der Mund blieb ihm vor Erstaunen weit offenstehen. Sprachlos starrte er seinen Freund eine Weile an. Endlich sagte er: Ich glaube, du treibst doch mit mir Bossen, Schweder. Alster und Wichtel werden sich hüten, meine Fabrik zu kaufen, deren Konkurrenz ihnen gleichgiltig sein kann, sobald sie die Lieferungen für ihre Bahn in der Tasche haben. Und mich als technischen Direktor anstellen, wäre eine noch größere Narrheit, denn daß ich kein Techniker bin, weiß alle Welt und habe ich zu meinem Schaden selber oft genug gemerkt." ,, Es geschehen viele Narrheiten in der Welt," meinte Herr Schweder, ruhig wie zuvor. Wenn Alster   nun partout darauf versessen ist, deine Fabrik zu kaufen, wer will ihn daran hindern? Und der erste Direktor eines großen Industrie- Etablissements braucht sich um die Kleinigkeiten des technischen Betriebes nicht zu kümmern, wenn er nur die Organisation des Ganzen zu be­herrschen versteht, die Konjunkturen des Rohstoff- und Waaren marktes berechnen kann und sein Geschäft stets auf der Höhe seines Fabrikationszweiges erhält. Für das Uebrige haben Sub­alterne zu sorgen."

,, Sehr gut gesagt," seufzte Herr Senkbeil wieder. Ich würde natürlich sofort auf solch eine Proposition eingehen, aber es denkt natürlich kein Mensch daran, sie mir zu machen."

Herr Schweder legte seinem in Bedrängniß und Sorge be­findlichen Freunde wohlwollend die Hand auf die Schulter. Was gibst du, lieber Senkbeil, wenn ich die Geschichte arrangire? Tu weißt, ich habe schon manches fertig gebracht, worüber sich der Philisterverſtand nicht genug verwundern konnte, und ich bin bereit, dir zu helfen, wenn du mir dafür erkenntlich sein willst." Im Ernst gesprochen?" fragte Sentbeil. ,, Ebenso ernst als deutlich, lieber Freund."

Herr Sentbeil mußte seinem Freunde wirklich viel Zutrauen schenken, denn als er jetzt wieder laut auffeufzte, flang es wie ein Seufzer der Erleichterung. Ich nehme deinen Beistand mit Bergnügen an und sichere dir für den Fall, daß der Plan, dessen glückliche Ausführung mir sehr schwierig scheint, gelingt, ein Spesenpauschale von- nun, von dreitausend Thalern zu!"

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Schweder nickte befriedigt. Du bist ein nobler Kerl, Senkbeil. Prosit! Stoßen wir an auf fröhliches Gelingen; ich brauche trotz meiner leidlichen Rente immer und ewig Geld, und will schon dafür sorgen, daß ich's mir hierbei redlich verdiene."

Aber du kannst mir jedenfalls andeuten, wie?" Schweder wollte eben abwehrend antworten, da ging die Thür auf und es trat ein Herr ein, der nach dem Tische, an dem die beiden Freunde saßen, höflich hinübergrüßte.

,, Sieh da, der Baumeister Waldstein!" sagte Schweder. Der Neueingetretene gehörte zu den Stammgästen am Winkel­tisch schräg gegenüber; dort wurde er lustig und geräuschvll begrüßt. Ah, Baumeister, gut, daß sie kommen!" rief der eine der schon seit längerer Zeit anwesenden Herren. Sie werden näheres wissen über die Neuigkeit des Tages, über die projektirte alster­wichtelsche Fabrifgründung, nicht wahr?"

Alster  - wichtelsche Fabrikgründung? Nicht eine Silbe, Herr Gerichtsrath, nicht eine Silbe. Was für eine Fabrik wollen denn die Herren gründen?"

,, Eine Fabrik für Eisenbahnbedarf in großem Stile, um, wie es in der Ankündigung heißt, die Konkurrenz des Auslandes todt zu machen!"

,, Magna voluisse sat est,- es ist schon sehr anerkennens werth, daß Leute, die so klein angefangen haben, wie der Herr Alster, schließlich so hoch hinauswollen," bemerkte satirisch ein ältlicher Herr mit Glaze und großer, goldner Brille.

,, Anerkennenswerth oder nicht, Herr Professor," entgegnete der Baumeister; mir fann's lieb sein, wenn es fein Scherz von den Herren ist; Alster und Wichtel werden meinen Rath als Sachverständige für technische Anlagen gebrauchen können, werden Fabrikgebäude zu bauen oder umzubauen haben u. s. w.,- da blüht also mein Weizen."

,, Geben Sie eine Bowle, Baumeister, wenn wir Ihnen be­weisen, daß die Sache richtig ist?" rief ein junger Herr mit langem, blonden Schnauzbart, der sich mitunter vergebliche Mühe gab, ein sogenanntes Monocle, ein nur für ein einziges Auge bestimmtes Brillenfragment, zwischen Augenbrauen und Nasen­wand festeingeklemmt zu erhalten.

,, Ah, sieh da, der Herr Lieutenant! Hätte Sie beinahe gar­nicht erkannt. Sehen in Civil so so sonderbar aus."

So wie jemand, der als Botschafter für einen Baumwollen­krösus in die Welt hinausgeht, um jedermänniglich zu verkünden, daß bei Epstein selig Söhne die beste und billigste Waare unter der Sonne zu finden ist," spottete der Professor.

Pfui Teufel, Papa!" entgegnete indignirt der Herr Lieutenant, der ursprünglich dazu bestimmt gewesen war, in die Fußstapfen seines gelehrten Vaters zu treten, nachdem er aber als Reserve­lieutenant den Krieg mitgemacht, vorgezogen hatte, durch den Uebertritt zur Linie eine weniger geistesanstrengende Laufbahn einzuschlagen. Pfui Teufel, Papa, das ist ja ein abominabler Vergleich, müßte dich fordern, wenn du nicht das Glück hättest, mein Erzeuger zu sein, auf Ehre, meine Herren!"

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Die Herren lachten. Um Gotteswillen, reizen wir den Löwen nicht. Sie sehen aus wie der Kriegsgott selber, wie Mars im Frack," beruhigten sie den entrüsteten Krieger.

Dieser lachte auch. Aber ohne Bowle," sagte er ,,, kommt der Baumeister nicht davon. Der hat einen Verdienst von etlichen tausend Thälerchen so gut wie in der Tasche, da die Herr. Alster und Wichtel eine große Fabrik bauen, davon muß er 1.16 heute auf Abschlag etwas mitzugenießen geben."

,, Nun, da ich meiner Sache sicher bin," erwiderte der Bau­meister, der sich vom Kellner das Zeitungsblatt hatte geben lassen, auch insofern, als ich weiß, daß mir, als dem Freund des wichtelschen Hauses, der Auftrag, das Etablissement einzurichten, nicht entgehen kann, so soll es mir ein Vergnügen machen, wenn die Herren mit mir ein Glas auf gutes Baumeisterglück trinken wollen. Franz," wandte er sich an den Kellner ,,, die große Bowle, halb roth, halb weiß, aber bleiben Sie uns vom Leibe mit jedem sonstigen Gemengsel!"

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Die Herren Senkbeil und Schweder hatten jedes Wort von der Unterhaltung am andern Ende des Restaurationslokals ver­stehen können.

Nicht übel," seufzte jetzt Herr Senkbeil, der heut aus dem Seufzen garnicht herausfam, obgleich er nichts weniger als senti­mental angelegt war; der gibt schon eine Bowle darauf, daß er die Fabrik baut."

,, Der gute Baumeister macht aber die Rechnung ohne den Wirth," meinte Herr Schweder in gewohnter Kaltblütigkeit.