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Johann Wolfgang Goethe  .

Von Dr. Max Vogler. ( Fortsetzung.)

Neben ,, Egmont  " beschäftigten Goethe in Rom   vor allem noch das Schauspiel ,, Torquato Tasso  " und das Fragment" Faust", welche indessen beide erst nach der Heimkehr vollendet wurden. Das einzige vollständige Drama, welches er für die Gesammelten Schriften", deren Redaktion ihn auf der Reise fortwährend in Anspruch nahm, in Italien   neu gedichtet hat, ist das an ,, Künst­ lers Erdenwallen  " anschließende kleine Drama Künstlers Apo­ theose  ". Schließlich wollen wir neben den ebenfalls in Italien  betriebenen, schon erwähnten botanischen Studien( vgl. seine zuerst 1790 zu Gotha   erschie nene Schrift Metamorphose der Pflanze") noch seiner in ihren Anfängen bereits in diese Zeit fallenden Beschäftigung mit der Farbenlehre gedenken, um dem Leser anzudeuten, wie er seine Bildung immer mehr einer gradezu erstaunlichen Viel seitigkeit nahe brachte. Eine, der hauptsächlichsten Wirkungen, seines Aufenthalts in Italien  müssen wir noch darin erblicken, daß sich Goethe, obgleich er sich in Rom   mit vielem Geschick der Ausübung des Zeichnens hingab und mit mehreren be deutenden Malern, u. a. auch mit der edlen, anmuthigen Angelika Kaufmann  , intimen Umgang pflog, hier endlich flar wurde, daß ihn seine Be gabung nicht auf das Feld der bildenden Künste, soviel er von diesen auch gelernt hatte und Zeit seines Lebens lernte, son­dern mit aller Deutlichkeit auf das der Dichtkunst hinwies, und in diesem Sinne schrieb er im Februar von 1788 aus Rom  : Täglich wird mir's deutlicher, daß ich eigentlich zur Dichtkunst geboren bin..... Von meinem längeren Aufent­halt in Rom   werde ich den Vortheil haben, daß ich auf das Ausüben der bildenden Kunst Verzicht thue. Angelika  ( Kaufmann) macht mir das Kompliment, daß sie wenige in Rom   kenne, die besser in der Kunst sähen, als ich. Genug: ich habe schon jetzt meinen Wunsch erreicht: in einer Sache, zu der ich mich leiden­schaftlich getragen fühle, nicht mehr blind zu tappen."

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fand, und sich namentlich der Herzog mehr, als dem Dichter lieb war, mit dem Militärwesen beschäftigte.

G

In diesen Momenten innerer Verstimmung und Vereinsamung begegnete er an einem Herbsttage( 1788) auf einem Spazirgange durch den weimarer Park einem jungen Mädchen, welches ihm eine Bittschrift ihres, als Ver­fasser des Räuberromans ,, Ri­naldo Rinaldini" bereits be­kannten Bruders übergab. Dieses Mädchen, damals 24 Jahre alt, war Christiane Vulpius  , mit der er bald ein intimes Verhältniß einging, und welche er, nachdem sie ihm Weih­nachten des folgenden Jahres einen Sohn geboren hatte, mit ihrer Tante und Schwester in sein Haus aufnahm. Wenn Christiane Vulpius   Goethe gei­stig auch nicht genügen konnte, so erzog er sich doch an der Geliebten eine seinen natur­wissenschaftlichen Arbeiten mit großer Theilnahme folgende Schülerin, und besaß an ihr eine umsichtige und gewissen­hafte Leiterin seiner häuslichen und wirthschaftlichen Angelegen­heiten. Der Dichter ließ sich erst am 19. Oktober 1806 mit ihr vermählen, erfreute sich aber nicht ganz zehn Jahre glücklichen Familienlebens mit ihr; denn am 6. Juni 1816 bereits wurde sie ihm durch den Tod entrissen. Infolge seines Verhältnisses zu Chri­ stiane Vulpius   lockerten sich, da die sogenannte feinere Welt es an offenen Knndgebungen ihrer Entrüstung nicht fehlen ließ, manche gesellschaftliche Ver bindungen, darunter soweit sich sehen läßt, durch beider seitige Schuld- das Verhält niß zur Frau von Stein. Es ist hier selbstverständlich nicht der Ort, ausführlich über die Persönlichkeit Christiane Bul pius' und Goethe's vielfach und sehr verschieden beurtheilte Ver­bindung mit ihr zu berichten, und wir wollen nur noch er­wähnen, daß seinen für sie ge hegten Empfindungen( und den in Italien   geweckten Stimmun gen) die sinnlich gluthvollen, hinsichtlich ihrer formellen Voll endung in der ganzen Welt liferatur ihresgleichen suchenden sind. Die erste Zeit nach der Rückkehr von der italienischen ,, Römischen Elegien  " entflossen Reise wurde durch den Abschluß der letzten Bände seiner ,, Schriften" und die Bearbeitung einzelner Partien der Italienischen Reise" für den Deutschen Merkur", vor allem aber durch umfassende naturwissenschaftliche Studien ausgefüllt. Diese Studien waren botanischer und anatomischer Art und erstreckten sich dann weiter vornehmlich auf die Optik und Farbenlehre; ihre Richtung wird am besten durch den Hinweis darauf charakterijirt, daß Ernst Häckel   neben Kant und Lamard vor allem, und mit Recht, Goethe als den Mitbegründer der nachmals unter dem Namen Darwinsche

R. SAMent

Hermann von Salza.  ( Seite 118.)

Die Rückkehr Goethe's   nach Weimar   erfolgte am 18. Juni 1788. Hatte der Herzog ihm auf seine von Rom   aus an diesen gerichtete Bitte hin auch völlig freien Willen hinsichtlich der Wahl seiner amtlichen Geschäfte ge­lassen, Goethe behielt das Bergwerksfach für sich und über nahm die Oberleitung der wissenschaftlichen und Kunstanstalten, während er nur, wenn es ihm beliebte, noch ferner den Vorsiz in der Kammer führte, so fühlte sich Goethe doch in der ersten Zeit nach seiner Zurückkunft nicht zufrieden, da er bei den alten Freunden, von denen sich zudem bald darauf einige auf Reisen begaben, nicht das volle Verständniß für seine jetzigen Neigungen

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