1) Aeußerte sich Deubler über die amerikanischen Zustände, als über diejenigen eines republikanischen Staates, günstig. 2) Trug er eine kurze, lederne Hose, hohe Bundschuhe, grüne Strümpfe und einen runden, Demokratenhut", obwohl seine Verhältnisse ihm gestatteten, sich angemessener zu kleiden".
3) War er ,, eingestandenermaßen" Abonnent des„ Urchristenthums".
4)( ,, besonders verdächtiger Umstand") Brannte erwiesenermaßen" oft die ganze Nacht hindurch in seinem Zimmer Licht.
Die Anklage gegen Deubler lautete a) auf Hochverrath und b) auf Verbrechen der Religionsstörung". Ihr Wortlaut ist folgender:
a) Daß er von republikanischen Gesinnungen und Plänen durchdrungen, die Zwecke der Demokratie und Revolution im Salzkammergut dadurch zu fördern sich bestrebte, daß er es sich zum Geschäfte machte, Bücher destruktiven Inhalts zu verbreiten, die Leser zum Hasse und zur Verachtung gegen die bestehende staatliche Ordnung aufzuwiegeln, den Verkehr unter den verführten Gesinnungsgenossen zu ◆ vermitteln, Landleute um sich zu versammeln und seinen Anhang mittels öffentlich und vor mehreren vorgebrachten Reden, durch gehässige Schilderung der österreichischen Zustände zur Verbreitung der Unzufriedenheit und zur Werbung von Anhängern der republikanischen Verfassung zu benutzen und so die Empörung im Innern des Staates, zum Behufe der Einführung der Republik in Desterreich, vorsätzlich vorzubereiten, und daß er dadurch nach§ 58
Seit wenigen Jahren flingt aus dem fernsten Osten, aus dem den Europäern am spätesten bekannt gewordenen ostasiatischen Inselreiche Japan ( Nippon oder Zipangu genannt) eine Kunde herüber, die desto märchenhafter erscheint, je weniger sie wirklich ein Märchen ist. Japan wandelt sich um zu einem modernen Kulturstaat. Jm vollen Widerspruch mit dem hergebrachten Wesen der asiatischen Staaten, deren Streben grade auf die strengste Erhaltung des Uralten gerichtet war, bricht Japan mit den angestammten Sitten und Gewohnheiten und wird modern. Es will ein Land werden wie Deutschland , England, Frankreich ; es legt seine phantastischen Kleider ab, um in unseren nüchternen Frack zu schlüpfen, rafirt den Zopf, um sich auf den Kopf unsere Filzröhre, die Cylinder, zu stülpen; es gründet Schulen, Afademien, Universitäten, wie es die unsrigen sind, und damit die Schatten seite unsrer Kultur nicht fehle, reorganisirt es seine Heere auf der Basis der Zündnadeln und Hinterlader. Dieser Umschwung geht so schnell vor sich, daß er auch manche faule Frucht zeitigt. Fünfhundert Studenten, ja sogar auch Studentinnen, werden jährlich auf Staatskosten ins Ausland geschickt, welche mit der dem Mongolen eigenthümlichen schnellen Auffassung große Fortschritte in den Naturwissenschaften machen. Daß sie auch im Kneipen und Tabakrauchen gleichen Schritt mit unserm Bruder Studio halten, gehört wohl zum Comment. Japanesische Gesandtschaften besuchen die Höfe und nehmen unter Leitung von Fachleuten und Dolmetschern Kenntniß von allen Einrichtungen abendländischer Kultur. Sie erscheinen in den Parlamenten, wohnen Gerichtsverhandlungen bei, besuchen Gefängnisse, lassen sich über Verkehrscinrichtungen unterweisen und machen massenhafte Bestellungen in unsern Fabriken und Kaufläden. Man glaube aber ja nicht, daß ihre Industrie von der unsrigen nach allen Richtungen überflügelt ist. Die legten vier Weltausstellungen in Paris , London , Wien und Philadelphia haben den Beweis geliefert, daß wir hinsichtlich der Zierlichkeit ihrer Galanteriewaaren noch manches von den Japanesen lernen fönnen. In der Ausnuzung des Bodens, namentlich aber in seiner Verzierung, im Gartenbau, sind die Japanesen unerreichte Meister. Ihre Gärten sind von der feenhaftesten Einbildung geschaffene Anlagen, und dieser friedliche Umstand allein möchte in Verbindung mit der angebornen mannhaften Sinnesart genügen, um den Japanesen zum Reformator asiatischer Zustände vom Schicksal vorherbestimmt erscheinen zu lassen. 18. Jahrhundert in Rußland , so ging im 19. Jahrhundert in Japan die Reform von oben aus. Der vom Mikado, dem Regenten von Japan , ausgestreute Kultursame fand aber in Japans Volksschichten willigeren Boden, wie einst in Rußland , denn auf die 33 300 675 Einwohner kommen 53760 Elementarschulen. Nach Durchführung des 1872 beschlossenen und in Vollzug gesezten Schulplans wird das 7315 Quadratmeilen umfassende Inselreich in acht große Schulbezirke getheilt, von welchen jeder eine Art Hochschule und 32 Mittelschulen erhalten soll. Daneben werden 210 höhere Fachschulen eingerichtet. Die Großen des Reichs schicken ihre Kinder nach Europa und Nordamerika , um sie zu Lehrern ausbilden zu lassen( Aehnliches fommt bei uns nicht vor), damit sie die ausländischen Lehrer der Hochschulen ersetzen. Alle Schulen werden
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St. G. B lit. b und e das nach§ 59b St. G. strafbare Verbrechen des Hochverrathes begangen habe.
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b) Daß er durch öffentlich und vor mehreren vorgebrachte Reden: Christus sei kein Gott, sondern nur ein gewöhnlicher Mensch gewesen, und sei nicht vom Tode auferstanden, Gott gelästert; daß er auf dieselbe Weise durch Parodirung der Frohnleichnamsprozession, durch verächtliche Darstellung des Priesterstandes und der Religionsgebräuche der Religion öffentlich Verachtung bezeigt, daß er auf dieselbe Weise und durch Verbreitung von Büchern und Zeitschriften deutschkatholischen und irreligiösen Inhalts der christlichen Religion widerstrebende Irrlehren auszustreuen und Unglauben zu verbreiten sich bemüht habe, und daß er dadurch nach§ 122, lit. a, c, d St. G. B. das Verbrechen der Religionsstörung begangen habe, womit öffentliches Aergerniß gegeben wurde, Verführung erfolgt und gemeine Gefahr mit großer Bosheit des Thäters verbunden gewesen ist, strafbar nach§ 123."
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Wie wenig all' diese Anklagen begründet waren, erhellt ant besten aus dem Wahrspruch des Landesgerichts zu Graz, welches den Wirth zur Wartburg " sammt seinen elf Genossen freisprach. Der damalige Staatsanwalt Ritter von Wafer legte jedoch beim Kassationshof Nichtigkeitsbeschwerde ein, und hierauf erfolgte die Verurtheilung der verschiedenen Angeklagten. Einer derselben starb schon während der Untersuchungshaft, andere wurden zu mehrjährigem, ja bis zu zehn Jahren Kerker verurtheilt. Konrad Deubler erhielt zwei Jahre schweren Kerkers und nachherige Internirung auf unbestimmte Zeit". ( Fortseßung folgt.)
zu gleichen Theilen von Knaben und Mädchen besucht. Das Zeitungslesen ist dem Japanesen zum Bedürfniß geworden; 1874 erschienen 34 Zeitungen in japanesischer Sprache, die kaiserliche Post beförderte davon 2564 000 Stück. Troß der obenangeführten außerordentlichen Ausdehnung Japans ist der Personen- und Lastenverkehr ein sehr leb hafter, und es leuchtet ein, daß unsere Dampfbeförderungsmittel in dieser Hinsicht dem Beherrscher des Landes, dessen vernünftige Ansichten den Bruch mit dem traditionellen Schlendrian so energisch durchzusetzen wußten, vor allem begehrenswerth erscheinen mußten. Aber auch damit ist der erste Schritt gethan. Zwischen Schinagawa( Hafenort von Yeddo) und Yokohama ( der Hauptstadt der Insel Nipon ) wurde am 12. Juni 1872 die erste Eisenbahn zum höchsten Erstaunen des Volkes der Deffentlichkeit übergeben. Wie einst bei uns den Mitfahrenden auf dem ersten Zuge angesichts der ungewohnten Schnelligkeit ängstlich zu Muthe geworden ist, so mag es auch dort der Fall gewesen sein, denn der Zug war nur mäßig besetzt. In vier Minuten war Kanagawa erreicht, dann durcheilte man die Paddyfelder, stationirte in Thuruma und Kawasaki, passirte die Logobrücke und kam nach 34 Minuten der ganzen Tourzeit in Schinagawa an. Der Premierminister Sanjol war von dieser Einweihungsfeierlichkeit, sonderbarerweise ausgeschlossen- aber durch eigne Schuld; er war zu spät gekommen, aber doch höflich genug, auf den nächsten Zug zu warten.
Das Junere der Wagen ist wie in den amerikanischen und euro päischen Omnibus eingerichtet; die Size laufen längs den Seiten, die Wagen erster Klasse sind in drei Coupés eingetheilt. Jedenfalls dürften die Japanesen bald ausschließlich die neue Reiseart mit ihrer älteren in den unbequemen Dschiuriti- Schas vertauschen. Mit der Eisenbahn zugleich wird sich auch den Fremden endlich das ganze Land erschließen, welches bisher nur in gewissen Theilen und nach besonderer Erlaubniß besucht werden durfte.
So geht Japan mit einer Reform nach der andern vor, und merkwürdigerweise sind die Priester ihre eifrigsten Bahnbrecher, weil sie der schlaue Mikado dafür zu interessiren wußte. Ein Regierungsdekret vom Jahre 1873 entlastet die Geistlichen aller japanischen Tempel von dem Gelübde der Ehelosigkeit, Armuth und Nüchternheit, und hebt Diese Maßregel die Ordensregel in Betreff der Klosterkleidung auf. hat 72000 Finsterlinge zu ebenso vielen Aufklärungsaposteln gemacht. Der Hauptgewinn der Neuerungen ist aber die Gleichberechtigung der Frauen, welche bisher weniger Werth wie das Vieh hatten.
Wir dürfen aber bei den vielseitigen Reformen nicht übersehen, daß der Fortschritt größer scheint, als er in Wirklichkeit ist; das Verständniß für die neuen Lebensgrundsätze, welches sich das Volk auf Befehl der Regierung aneignen soll, ist noch nicht allseitig und kann in der kurzen Zeit unmöglich alle Schichten ergriffen haben. Im Innern des Landes kennt das Volk die Fremden nicht, denen es für Wohlthaten und neue Eindrücke danken soll; es fühlt dagegen, seit diese Die unentbehrlichen dort handeln dürfen, den Steuerdruck stärker. Lebensmittel werden theurer, seit ein großer Theil ausgeführt wird; die zahlreiche, sozial noch immer hochgestellte Klasse des Militär- und Hofdienstadels, der Samurai, verlor ihr gesichertes Einkommen, sieht sich zurückgedrängt durch die eingewanderten Fremden, sieht sich zurück
Mr. 10.
1880.