gewiesen von den gewohnten Wegen zu Wohlstand und Ruhm, und fämpft unter Entbehrungen und großen Anstrengungen um die Be­dingungen ihrer Existenz. Der Staatshaushalt ist mit hohen Ab­findungssummen belastet, deren Gewicht erst in späteren Zeiten geringer wird, wenn die schwierigen Krisen des Uebergangs aus mittelalterlicher Kleinstaaterei zu einem großen geeinigten Staatswesen glücklich über wunden sind, d. h. wenn nicht bis dahin Japan  , wie so manche andren asiatischen Länder, ein Theilungsobjekt der großen seefahrenden Nationen Dr. M. T.

wird.

Die schwarze Margreth.

Kennst du die Trümmer der schwarzen Burg?*) Wind und Wetter heulen hindurch. Stand einst so hoch mit ragender Zinn', Als Mestwins Tochter hauste darin, Die schwarze Margreth.

Nie zog eines Mannes unbändige Kraft Zur Jagd in so rasender Leidenschaft, Mit so grimmiger Gier und wildem Sinn, Wie die pommerellische Jägerin,

Die schwarze Margreth.

Hörst du die Hörner, das Hundegeheul? Es gilt dem Hirsch; in rasender Eil Fliegt hinter ihm her der wendische Troß, Und es stürmt voran auf dem Lieblingsroß Die schwarze Margreth,

Und preßt in die Weichen den treibenden Sporn, Und durch Wiesen geht's und des Bauers Korn Ueber Gräben hinweg, in die Büsche hinein; Es holten die andern sie nimmer ein, Die schwarze Margreth.

Lang hängt die Zunge und blutig roth Dem Hirsch in verzweifelter Todesnoth; Ihm zittern die Knie, wie er vorwärts schoß, Und näher und näher schäumt das Roß Der schwarzen Margreth.

Fernab von der Burg, im Waldesgrund Am Bach hat sie ihn erreicht jeßund. Laut stöhnt der Hirsch durch den düstern Tann  , Und als flehet er sie um Erbarmen an, Die schwarze Margreth­

So zuckte vor Weh das große Aug' Des gehezten Thiers, unter feuchendem Hauch Sant das Geweih und es brachen die Knie;- Noch ergößte so graufiger Anblick nie Die schwarze Margreth.

Von fernher tönet der Höner Klang, Und der Hirsch, er röchelte wild und bang, Wie er höret der gierigen Meute Nahn; Nicht will er den Gnadenstoß empfahn Der schwarzen Margreth,

Und vom Boden noch einmal im Todeskrampf, Schnellt er empor zum Rachekampf,

Und es kehrt sich das wilde, entseßliche Spiel: Hoch schlug das Roß, und die Reiterin fiel, Die schwarze Margreth.

Wohl heulten die Hunde im düsteren Wald, Wohl bebte der Grund von des Falles Gewalt, Es rauschten die Tannen drüber hin, Todt lag das Wild und die Jägerin, Die schwarze Margreth.

Alljährlich nachts in dem Tannenschlag, Wo zur Leba   rieselt der Simmelbach, Hörst du es krachen, dumpf tönt ein Geheul; Dort jagt sich zu Tode nächtlicher Weil' Die schwarze Margreth.

*) Belgard in Pommern  .

Leopold Jacoby  .

Hermann Salza  , Hochmeister des Deutschen Ritterordens. ( Bild S. 112). Unser Bild stellt einen Krieger und Staatsmann in der Mönchskutte, den berühmtesten Hochmeister des deutschen   Ritter­ordens, Hermann von Salza  , vor. Wie dieser ,, Pionier des Ostens", der die Civilisation, oder das, was man im 12. Jahrhundert Civili sation nannte, mit Feuer und Schwert unter den heidnischen Preußen verbreitete, dazu kommt, in Sandstein gehauen, auf der neuen Weichsel­brücke bei Thorn   zu stehen, soll nachstehender Aufsatz des weiteren erklären. Die Kreuzzüge, welche der Menschheit viel Elend bereitet

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haben, sind auch die Stiftungsursache der drei geistlichen Ritterorden, der Templer  , Maltheser und Deutschherrn. Die letzteren, die jüngsten, wurden während des dritten Kreuzzuges bei der Belagerung von Akkon von Lübeckern und Bremensern als Krankenpfleger gegründet und im Jahre 1191 durch eine päpstliche Bulle als Ritterorden bestätigt. In ihnen erstand den Päpsten die Blüthe der Ecclesia militans, der strei­tenden Kirche. Durch das Colibat, die Ehelosigkeit, hat man sie der Familie und dem Staat entfremdet und durch die Ordensregel der Templer  , d. i. Verpflichtung zum Heidenkampf, sie zu nimmersatten Er­oberern gestempelt. Das Einzige, was sie sehr vortheilhaft vor an­dern Orden auszeichnete, ist die freie Verfassung und Verwaltung der Ordensangelegenheiten. Der ,, unbedingte Gehorsam" blieb in ihren Statuten ein todter Buchstabe. Der Hochmeister regierte mit einem Ge­neralkapitel, bestehend aus Landmeistern und Komthuren, nebst einem fünfköpfigen Beirath. Dieser Beirath sezte sich aus dem Großgebietiger ( Schazmeister), dem Marschall( Waffenmeister), dem Spittler( Kranken­aufseher), dem Trappier( Kleidungsverweser) und dem Treßler oder Säckelwart zusammen. Die Mitglieder des Ordens bestanden aus Ritterbrüdern und Priesterbrüdern. Beide Abtheilungen trugen einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuz über der Rüstung oder der Kutte, während die dienenden Brüder graue Mäntel hatten. In den Hospitälern und auf den Meierhöfen wurden auch Schwestern, ja jogar Verheirathete zugelassen, wenn sie ihr Vermögen dem Orden testamentarisch vermachten. Durch diese Maßregel und die Protation der Päpste und Landesfürsten wuchs der Länderbesiz und das Baar­vermögen des Ordens ins Ungeheuerliche. Ein deutschgeschriebenes Ordensbuch, eine große Seltenheit in der zweiten Hälfte des 13. Jahr­hunderts, erzählt uns die erste That des Hochmeisters Hermann von Salza  , eine Belehnungsurkunde von Kaiser Friedrich dem Zweiten, unterzeichnet 15. Februar 1211. Das Geburtsjahr dieses mittelalter­lichen Diplomaten, der es zeitlebens mit dem Kaiser hielt, ohne sich mit Rom   zu verfeinden, ist unbekannt. Aus dem obengenannten Dr­densbuche erfahren wir, daß er am 19. März 1239 zu Barletta   in Apulien  ( Italien  ) starb. Während der zwei Menschenalter, die er an der Spize des Ordens stand, dehnten sich die Besizungen des Ordens am meisten aus: wir hören von Landkomthuren von Livland  , Preußen, Deutschland  , Desterreich, Apulien  , Sizilien  , Spanien  , Romanien( grie­chisches Kaiserreich), Armenien   und Palästina. Hermann von Salza  war es auch, der nach einer mißglückten Kolonisirung des Burzenlan­des in Siebenbürgen  , dem Landmeister Hermann Balk   den Auftrag gab, mit einem Häuflein Ordensbrüder die Stadt Thorn   an der Weichsel   zu gründen und von hier aus die heidnischen Urbewohner Preußens zu bekämpfen und die Gränzen des Christenthums und der deutschen   Civilisation nach dem Nordosten hinauszurücken. Bald er­streckte sich das Ordensgebiet bis zum Strande der Ostsee   und nach­dem der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen   seine Residenz im Jahre 1309 nach Marienburg   verlegt hatte, wurde die Bekehrung, da­mals gleichbedeutend mit Eroberung, von Lithauen und Livland   ins Werk gesezt. Je mehr das Ansehen des Ordens in Palästina und Griechenland   sant, desto mehr erstarkte es im Nordosten Deutschlands  . Nach dem Aussterben der pommerschen Herzogsfamilie( 1308) wurde Pommern   käuflich erworben. Die Glanzperiode des Ordens fällt in das 14. Jahrhundert. Seit der Taufe des lithauischen Großfürsten Jagiello  ( 1386) und seiner Verheirathung mit der polnischen Erbtochter Hedwig erwuchs dem Orden der polnische Erbfeind. Mit Rom   ver­bündet untergrub er stetig das deutschritterliche Bollwerk, bis es die Reformation vollends über den Haufen warf. Auf Martin Luthers Anrathen nahm der Hochmeister Markgraf Albrecht   von Brandenburg­Ansbach( gewählt am 13. Februar 1511) die neue evangelische Lehre an und wurde von Polen   am 10. April 1525 mit dem Ordensland Preußen belehnt. Der livländische Landmeister Gotthard von Kettler folgte dem gegebenem Beispiel im Jahre 1561, indem er Livland   an die Krone Polen   abtrat, um dafür Kurland und Semgallen   als pol­nisches Lehen zu erhalten. Die Abtrünnigen wurden vom Kaiser in die Reichsacht erklärt und der hochmeisterlichen Würde entkleidet. Da aber niemand da war, der die Ausführung solcher Verordnungen über­nommen hätte, so blieben sie damals und in der Folge erfolglos. Der Besitzstand des Ordens sank von da ab allmälich bis auf 40 Quadrat­meilen, seine politische Bedeutung war unwiederbringlich verloren. Die fast im ganzen Reich zerstreuten Güter des Ordens, dessen Hauptsitz nach Mergentheim   verlegt wurde, wurden in 12 Balleien, deren jede unter einem Landkomthur stand, vertheilt: Thüringen  , Desterreich, Hessen  , Franken, Koblenz  , Elsaß  , Bozen  , Utrecht  , Alten- Binsen, Lothringen  , Sachsen  , Westfalen. Aber auch über diesen geschmälerten Besizstand fuhr der Schwamm der französischen   Revolution hin. Jm Frieden von Lüneville( 9. Februar 1801) fielen alle linksrheinischen Besigungen des Ordens an Frankreich  . Die Landesherren von Bayern  , Würtemberg und Baden annektirten zur selben Zeit das in ihren Län­dern gelegene Ordensgut. Die Hoch- und Deutschmeisterwürde, zu einem Titel ohne Mittel herabgefunten, blieb laut dem Preßburger  Frieden ein Erbbesißthum der österreichischen Erzherzoge. Nachdem Kaiser Napoleon   am 23. April 1809 den deutschen Orden in Regens burg in allen Staaten des Rheinbundes für aufgelöst erklärt hatte, blieb derselbe nur in Desterreich und in den Niederlanden( Ballei Utrecht  ) bestehen. Kaiser Ferdinand   verlieh ihm am 28. Juni 1840 neue Sta tuten, doch erst im Jahre 1875 gab der Orden durch seine 40 Feld­sanitätskolonnen ein Lebenszeichen. Die 10 Komthuren der Utrechter