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sagt, führte er das alte geeignet zu etwas" ein, was ursprüng­lich nur soviel hieß, wie: mit Eigenthum versehen. Adelung sagt zu dem Zeitwort sich eignen, es wird jezt sehr gebräuchlich für: fich qualifiziren, und verdient diese Aufnahme vollkommen". Dieses hatte, ebenso wie geeignet", Campe in Vorschlag gebracht. Jetzt ist dieser Ausdruck( geeignet) in aller Munde und man findet ihn schon in tausend Schriften," berichtet er 1813. Auch das hübsche Wort 3artgefühl für Delikatesse ist von campe'scher Prägung, wie manches andere.

Grimm lehnt freilich Campe und Genossen ab, da sie ohne

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Verständniß vom Wesen und von der Geschichte der deutschen Sprache bessern wollen, also schlimmbessern: Deutschland   pflegt einen Schwarm von Puristen zu erzeugen, die sich gleich Fliegen an den Rand unserer Sprache seßen und mit dünnen Fühlhörnern betasten. Ginge es ihnen nach, die nichts von der Sprache gelernt haben und am wenigsten die Kraft und Keuschheit ihrer alten Ableitungen kennen, so würde unsere Rede bald von schauder­haften Zusammensetzungen für einfache und natürliche fremde Wörter wimmeln." So der Altmeister deutscher Sprachforschung. ( Fortsetzung folgt.)

Johann Wolfgang Goethe  .

Von Dr. Max Vogler. ( Fortsetzung.)

In der Zeit seiner Verbindung mit Schiller hatte Goethe den vom 13. April 1817 datirten Brief, in welchem das ge­seinen Aufenthalt oft in dem freundlichen Jena  , dieser gemüth- schieht, hier wiedergebe. Der Herzog schreibt: ,, Verschiedene Aeuße­lichsten und anziehendsten aller deutschen Universitätsstädte, ge- rungen deinerseits, welche mir zu Augen und Ohren gekommen nommen, theils um Schiller so nahe als möglich zu sein, theils sind, haben mich unterrichtet, daß du es gerne sehen würdest, seiner vielfachen Beziehungen zu den Professoren der Hochschule von den Verdrießlichkeiten der Theaterintendanz entbunden zu und des ruhigeren Lebens wegen. Nach dem Tode des Freundes werden, daß du aber selbiger gern mit Rath und That an die pflegte er die Sommermonate meist in Karlsbad   und in Teplitz  , Hand gehen würdest, wenn, wie dies oft der Fall sein wird, du einigemal auch auf kleineren Reisen zu verbringen. Von den von der Intendanz darum ersucht würdest. Ich komme gerne neuen Bekanntschaften, die der Dichterheros bei diesen Gelegen- hierin deinem Wunsche entgegen, dankend für das viele Gute, heiten und sonst anknüpfte auch mit Ludwig Tieck  , einem der auch mit Ludwig Tieck  , einem der was du bei diesen sehr verworrenen und ermüdenden Geschäften Häupter der sogenannten romantischen Schule, die mit Goethe geleistet hast, bittend, Interesse an der Kunstseite derselben zu einen begeisterten, wenn auch nicht immer lauteren Kultus trieb, behalten und hoffend, daß der verminderte Verdruß deine Ge­war er, und zwar schon im Jahre 1799, in Verbindung gesundheit und Lebensjahre vermehren werde." kommen, ist besonders diejenige mit dem geistreichen Philologen Wolf, der ihn bald nach Schillers Heimgang in Weimar   besuchte, zu erwähnen. Die Kriegswirren bereiteten nach der Schlacht bei Jena  , infolge deren die Franzosen   in Weimar   plünderten, auch Goethe manche Widerwärtigkeiten, wenn er auch von Schlimmerem verschont blieb. Wie stets, so nahm Goethe auch in dieser Zeit nur sehr geringen Antheil an den politischen Ereignissen. Er hielt das innerlich zerrüttete Deutschland   zu einem erfolgreichen Widerstand gegen die Macht des energievollen Titanen Napoleon  nicht für fähig, und konnte nur die Wiedererweckung des Patrio­tismus empfehlen, während ihn sein dichterischer Sinn zur Be­wunderung für die imponirende Erscheinung des französischen  Eroberers, der übrigens Goethe's Genie vollauf zu würdigen wußte und drei Unterredungen mit ihm gehabt hat, hinriß. Eine schwärmerische Verehrung fand Goethe von seiten der damals zweiundzwanzig Jahre alten Tochter seiner Jugendfreundin Maximiliane La Roche  , Bettina Brentano  , die damals nach Weimar   tam und aus ihrer Beziehung zu dem Dichterfürsten, der schließlich vor ihrer Zudringlichkeit Schuh suchen mußte, durch ihr romanhaftes Buch: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde" Kapital schlug. Ungleich tiefer, als die Empfindungen, in denen er anfangs mit Bettina   tändelte, waren die Eindrücke, die die anmuthige Pflegetochter des Buchhändlers Frommann, Minna Herzlieb  , der er eine Reihe schöner Sonette widmete, auf sein Herz hervorbrachte. Dieses Herz, das soviel geliebt hat, erduldete übrigens in dieser Zeit die bittersten Qualen infolge der Un­erquicklichkeit der häuslichen Verhältnisse des Dichters, die durch das einer Frau Geheimräthin von Goethe" nicht wohlanstehende Leben und die üblen Gewohnheiten seiner immer vergnügungs­süchtiger gewordenen Gattin Christiane verschuldet wurden. Nichts­destoweniger liebte Goethe   diese auch jetzt noch zu sehr, um es über sich zu gewinnen, sein Verhältniß zu ihr zu lösen, und nichtsdestoweniger auch verdient hervorgehoben zu werden, daß ihm Christiane in treuer Verehrung anhing und sich in ihrer Bescheidenheit der Auszeichnung, die sie durch ihn erfahren, immer bewußt blieb. Ihre Fehler waren in ihrem Temperament, ihrer nicht eben sorgfältigen Erziehung und endlich auch zu einem be­deutenden Grade in der Natur der Umstände, unter denen sie als Goethe's Gattin an dessen Seite lebte, begründet, und ich mag mich dabei des George Sand  'schen Wortes erinnern: Alles ver­stehen, heißt alles verzeihen.". Weitere Unannehmlichkeiten und Aergernisse erwuchsen dem Dichter aus seiner Thätigkeit als Leiter der Hofbühne und zwangen ihn endlich, das Amt nieder­zulegen. Die Art und Weise, wie der Herzog ihn des letzteren enthob, ist sowohl für den Charakter Karl Augusts wie für das Wesen des Freundschaftsbundes der beiden so bezeichnend, daß ich

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Neben der bereits 1805 in Druck gegebenen Farbenlehre" und seinen Arbeiten für die Jenaische allgemeine Literatur­zeitung" beschäftigte Goethe   jetzt besonders die Veranstaltung einer neuen Ausgabe seiner Werke, welche von 1806-1810 bei Cotta in dreizehn Bänden erschien und im achten Bande( 1808) endlich auch den nun zum Abschluß gelangten ersten Theil des Faust" enthielt. Im Jahre 1809 vollendete er die ,, Wahlver­wandschaften", jenen sehr verschieden beurtheilten Roman, der durch die künstlerisch abgerundete, in stilistischer Hinsicht klassische Art, wie in ihm sittliche Probleme der Gesellschaft und die Schäden und Flecken derselben behandelt werden, ein Meisterwerk bleiben wird. In der Ottilie, wie sie in den ,, Wahlverwand­ schaften  " auftritt, hat Goethe übrigens das Bild der vorhin er­wähnten Minna Herzlieb   wiedergeben wollen. Wir reihen hier gleich die Entstehungsgeschichte des andern Romans: ,, Wilhelm Meisters Wanderjahre  " an. Der Plan zu demselben stammt aus dem Jahre 1807. Goethe   wollte in diesem Werke viele in jenem Jahre angefangene kleinere Geschichten" durch einen romantischen Faden zusammenschlingen", um daraus ein wunderlich anziehen­des Ganze zu bilden". Einzelne Erzählungen davon entstanden bereits in dem genannten Jahre, andere nacheinander in den Jahren 1809, 1810 und 1816-1819. Dann sezte der Dichter das Werk 1820 wieder fort, nachdem 1810 die vier ersten Kapitel erschienen waren, und gab den ersten Band im folgenden Jahre heraus. Im Jahre 1826 unterstellte er das Ganze einer sehr schwierigen neuen Redaktion, in der er es, mit früheren Erzeug­nissen verbunden, 1830 in seinen Werken( vollständige Ausgabe leßter Hand) erscheinen ließ. Es ist in Anbetracht dieser bruch­stückweisen Entstehung des Werkes wohl nicht zu verwundern, wenn dasselbe eine wirkliche innerliche Einheitlichkeit vermissen läßt. Im Anschluß hieran erwähnen wir, kleinere Arbeiten über­gehend, den in das Jahr 1809 fallenden Beginn der Vorarbeiten zu seiner Lebensbeschreibung, deren erster Theil 1811 unter dem Titel: Aus meinem Leben, Wahrheit und Dichtung" erschien, während der zweite Abschnitt im Jahre 1812, der dritte 1814, der vierte erst 1831 vollendet, im Jahre 1833, also erst ein Jahr nach Goethe's Tod an die Deffentlichkeit gelangte. Wenn der in ihm vorwaltenden halb poetischen, halb historischen Behandlung" ( wie Goethe   seine Lebensbeschreibung selber charakterisirt) gemäß, in diesem Werke auch nicht eine in allen Stücken der Wirklichkeit entsprechende Schilderung des Goethe'schen Lebens- und Bildungs­gangs erblickt werden darf, so ist doch darin die von dem Dichter selbst als solche bezeichnete Hauptaufgabe der Biographie in ge­radezu meisterlicher Weise gelöst: nämlich, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich eine

Nr. 12

1880