Berliner
Volks- Tribüne.
Social- Politisches Wochenblatt.
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Redaktion und Expedition: S.O.( 26). Oranien- Straße 23.
No. 6.
Inhalt:
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Befähigungsnachweis.
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Aus Liebknechts Tagebuch.
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Zum
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Sonnabend, den 10. September 1887.
durch die Spinneweben der zünstlerischen Bestrebungen in aufnimmt, aber die Innungsbrüder werden auch uns, ihrem Wachsthum nicht hindern läßt. Daß die Zünftler die Vertreter der Arbeiter, verstehen, wenn wir nun Unter- dauernd Oberwasser behalten, braucht man also nicht zu unsrerseits verlangen und alle Bestrebungen unterstützen: nehmerverbände und Arbeiterorganisationen. befürchten. Aber daß sie immerhin viel Schaden anzurichten daß die genannten Einrichtungen durchaus in Austritt aus den Zwangskassen. Die vermögen, wenn ihnen, den Stüßen der Vergangenheit, durch den Händen der Arbeiter bleiben. Wir haben die Arbeiterversicherung in der Schweiz . die Arbeiter, die Träger der Zukunft, nicht recht rasch Uebermacht der Unternehmer zu bekämpfen, darum erein dicker Strich durch ihre anmaßliche Rechnung ge- klären wir uns dagegen, daß Arbeitsnachweis, Herbergen, Der Sozialismus macht wird, deffen sollte man sich auch jederzeit bewußt Reiseunterstützungen so eingerichtet werden, daß die Unterbleiben. Und wer noch nicht weiß, wie das am besten ge- nehmer immer neue Kraft aus ihnen saugen. Wir haben Zur Ent- schieht, dem deuten die zünftlerischen Vorschläge selber ge- den Einfluß der klassenbewußten Arbeiter zu stärken und wicklung der Geschichtsauffassung. Aus den nügend die Wege an, die er einzuschlagen hat, um vor- darum wünschen wir, daß der Arbeitsnachweis ganz und wärts zu kommen. Er braucht bloß für Innungen" gar den Arbeitern zufalle, um lohndrückerische Meister zur Der Drechslerkongreß immer Arbeiterorganisationen" zu setzen, um die richtige Raison zu bringen; deshalb wünschen wir, daß die Fährde zu finden. Reiseunterstützung von den Arbeitern organisirt werde, um Das Programm des Zentralausschusses der ver- Zuziehende bei Streiks und sonstigen Differenzen sofort zur einigten Innungsverbände Deutschlands " verlangt in erster Weiterreise zu ermuntern, ehe sie noch den Meistern in Linie: die Schaffung eines systematischen Nezes von die Neze gegangen sind; deshalb verlangen wir HerInnungen in den einzelnen Berufszweigen durch ganz bergen der Fachvereine und Arbeiterverbände, weil auf Deutschland . Wenn man den Standpunkt der Innungs- solchen mancher Arbeiter aus einer kleinen Stadt und aus brüder theilt, so wird man dieser Forderung nur aus der Provinz durch die ausliegenden Zeitungen, durch die vollem Herzen zustimmen können. Organisation ist Macht, gepflogenen Gespräche zum ersten Male zum Nachdenken Organisation ist Einfluß, während der Einzelne in seiner über die Lage seiner Klasse angeregt wird; nach vielen Verlassenheit nichts ist; und nach Macht und Einfluß Orten kommt kein Agitator, aber aus allen Orten kommen streben die zünstlerischen Kleinhandwerker so gut wie andere schließlich Arbeiter auf unsere Herbergen. Packen wir sie Interessentenkreise. Aber für die Arbeiter erwächst also hier!
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Arbeiterbewe
Politische Nachrichten. gung, Vereine und Versammlungen.
Die Berliner „ Volks- Tribüne"
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Bestellungen wolle man direkt an den daraus auf der anderen Seite das Gebot, auch ihrerseits Auch was die Stellung der Arbeiterorganisationen zu einer Macht zu werden, um nicht unterzugehen in dem zu den Behörden anbelangt, so werden die Arbeiter wirthschaftlichen Ringen ums Dasein. Der Forderung der nur in ihrer Weise ganz dieselben Wege zu wandeln reaktionären Unternehmer ist daher entgegenzustellen die haben, wie sie die Innungen gehen wollen. Der ZentralForderung des vorwärtsdrängenden Proletariats: Schaffung ausschuß betont nämlich gleich im Anfange seines Um einen Ueberblick über die Schicksale und die tionen durch ganz Deutschland . eines systematischen Neßes von Arbeiterorganisa- etwas langgerathenen Wunschzettels, daß eine der gegenwärtige Lage der Berliner Arbeiter- Organi- strebungen gefeßliche Hindernisse im Wege, so sind diese zu verwaltung" des Handwerks in den gewerblichen AnStehen diesen Be- ersten Aufgaben darin bestehen müsse, die„ Selbstsationen zu gewinnen, möchten wir gern aus jedem beseitigen, aber nicht hoffnungslos die Bestrebungen selber gelegenheiten und die Entmündigung" der Innungen einzelnen Gewerk einen ausführlichen Bericht: über die allgemeine Lage: Zahl der in Berlin be- aufzugeben, auf denen unsere ganze Zukunft ruht. von der Aufsicht" der Behörden zu verwirklichen. Wir Das Programm des Innungsausschusses verlangt freuen uns von ganzem Herzen, bezüglich der Arbeiter schäftigten Kollegen, Arbeitszeit, Löhne( Afford- oder Zeit weiter, daß alle Einrichtungen, wie Arbeitsnachweis, ganz die gleichen Interessen vertreten zu können. Den lohn), Verhältniß zum Unternehmer( ob noch kost und Herbergswesen und Reiseunterstüßung von den Spieß nach dieser Seite gedreht, wäre also z. B. zu ver= Logis beim Meister, ob der Arbeiter die Aufträge bei sich Innungen in die Hand genommen würden. Wenn langen: Beförderung der freien" Hilfskassen, in denen zu Hause ausführt, ob Zwischenpersonen den Verkehr wir Anhänger der Herren Stöcker, Brandes und Meyer allein die Selbstverwaltung der Arbeiter zur Wahrzwischen Unternehmer und Arbeiter in Händen haben), ob wären, so würden wir hier ein kräftiges Bravo! nicht heit werden kann; Beseitigung jeder Möglichkeit, daß die Groß- oder Kleinbetrieb, Betheiligung von Weibern und unterdrücken können. Alle die genannten Einrichtungen Behörden mit Hilfe der Paragraphen von Polizei- und find bekanntlich, trotz ihrer Unscheinbarkeit, in ihrer Wir- Versicherungsgeseßen Unterstüßungskassen der Arbeiter unter fung und wenn diese zunächst auch eine bloß agita- ihre und wenn diese zunächst auch eine bloß agita- ihre Mundschaft" bringen, wie dies neuerdings, nicht torische ist gar nicht hoch genug zu schäßen. Der bloß in Preußen, so vielfach geschehen ist. Zur„ EntArbeitsnachweis in den Händen der Meister verrichtet vor- mündigung" der Arbeiter würde alsdann wohl auch ge= über den Fortschritt oder Rückschritt der Vereine, zügliche Dienste, um vorerst alle gesinnungstüchtigen" hören, daß bei Versammlungen, Vorstandssignngen u. s. w. über ihre gegenwärtige Mitgliederzahl und Wirksam Arbeiter in Stellung zu bringen, um alle unruhigen jede Aufsicht der Behörden" beseitigt würde. Was den keit( Streiks, Arbeitsnachweis, Herberge, Unterſtüßungen 2c.) Köpfe" aus den Werkstätten fernzuhalten und zum Zweck Meisterorganisationen recht, ist den Arbeiterorganisationen Wir hoffen durch die Veröffentlichung dieser Berichte der innerlichen Besserung einer kleinen Hungerkur zu unter- billig! die Arbeitervertreter im Reichstag wesentlich zu unterſtüßen. werfen. Das„ Reisegeschenkwesen" unter der Obhut der Nun wird man uns freilich einwenden, daß die Personen, die in der Gewerkschaftsbewegung stehen oder Innungen ist insofern gar nicht zu mißachten, als es in Meisterwünsche durchaus einseitige wären und daß wir standen und die geneigt sind, Berichte zu übernehmen, den wandernden Arbeitern die Ueberzeugung warm erhält, nicht in den Fehler verfallen dürften, ebenso einseitige wollen davon den Redakteur dieses Blattes behufs vor- daß die Herren„ Arbeitgeber" doch die eigentlichen Wohl- Forderungen zu Gunsten der Arbeiter zu erheben. Darauf heriger Rücksprache geft. in Kenntniß setzen. Mit der Ver- thäter der Menschheit sind und( das ist ja schließlich des erwidern wir aber: die Wünsche der Meister sind allerdings öffentlichung der uns bereits zugegangenen Berichte hoffen Pudels Kern!) auch insofern, als es die Meister direkt zu verurtheilen, weil durch ihre Verwirklichung eine große wir in nächster Nummer beginnen zu können. mit den ,, armen Reisenden" in Verbindung bringt, die und segensreiche Gesammtentwickelung verhindert und bekanntlich wenigstens wenn sie wegen Arbeitslosigkeit verschleppt werden würde, um einer ganz winzigen und unterwegs sind eher zu Hungerlöhnen zu haben sind, täglich mehr zusammenschrumpfenden Minorität eine wie die ewig unzufriedenen" Arbeiter im Orte. Das Stärkung ihres Einflusses und eine Erhöhung ihrer Renten Geschent" wesen lohnt sich für die Meister, wenn sie auch zu sichern. Die Arbeiter aber sind heute schon eine Der deutsche Zentral- Innungsausschuß, mit dem wir nur ein paar der Wandernden zu einem„ bescheidenen" gewaltige, schier unübersehbare Maffe, und wie lange wird unsere Leser bereits bekannt machten, hat natürlich auch Lohn für sich ergattern. Ganz dasselbe gilt bei den Her- es währen, so wird der Zersetzungsprozeß der industriellen sein besonderes Programm ausgearbeitet und dieses ver- bergen. Herbergen unter der Botmäßigkeit der Innungen Gesellschaft soweit fortgeschritten sein, daß nahezu alle dient die ernsteste Beachtung, weil es deutlicher als alle erleichtern es den Meistern ungemein, beständig Fühlung Bürger der modernen Staaten in demselben Gegensatz langen Reden auf den Handwerkertagen zeigt, daß mit der induſtriellen Reſervearmee zu erhalten, die, aus zum Kapital und zu den wenigen Riesenkapitalisten stehen wenigstens die maßgebenden Hintermänner der biederen allen festen Erwerbsverhältnissen hinausgeworfen, zu jedem und darum alle dieselben Interessen verfechten werden, wie Zunftbrüder sehr genau wissen, was sie wollen; und da Preise bereit ist, alle angebotenen Stellungen auszufüllen. heute schon die zielbewußten Arbeiter? Wer also heute man ihnen beim besten Willen Schüchternheit nicht nach- Lohnt das die Mühe der ersten Einrichtung und gelegent- Arbeiterpolitik treibt und nichts als Arbeiterpolitik, macht sagen kann, so wird man sich rechtzeitig darauf gefaßt lichen Revision einer Herberge nicht? Und dann die nicht sich keiner Einseitigkeit schuldig; er verficht die leider noch machen müssen, daß die„ Retter des Handwerks" festen zu verachtende Gelegenheit, zu verhüten, daß Arbeiter vielfach von den Betroffenen selber nicht erkannten InterSchrittes zuschreiten werden auf ihr Strebeziel: alle ge- blätter ausliegen, welche in dem Kopf manches unschul- essen der Mehrheit des Volkes und er streitet damit zuwerblichen Einrichtungen und Organisationen digen Provinzialen den Keim zu böseu Gedanken über gleich für die Zukunft der ganzen Menschheit und ihrer unter die Botmäßigkeit der Innungen zu bringen. Meister und Unternehmer legen, die Möglichkeit, alle Kultur. Ist das noch Einseitigkeit, so werden wir den Daß sie dieses Ziel niemals erreichen werden, dafür Wühler" fernzuhalten, die sich sonst wie Wölfe unter die Vorwurf derselben mit Stolz tragen. sorgt freilich die ganze wirthschaftliche Entwickelung, die von den Meistern zu scheerenden Lämmer einschleichen täglich mehr und mehr über die kümmerlichen Formen des könnten. Wir verstehen also den Zentralinnungsausschuß handwerksmäßigen Kleinbetriebes hinauswächst und die sich recht wohl, wenn er solche Forderungen in sein Programm
Unternehmerverbände und Arbeiter
Organisationen.
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