Berliner

Volks- Tribüne

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Social- Politisches Wochenblatt.

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Sonnabend, den 10. Dezember 1887.

Einzelne Nummer 15 Pfg. zur Zeitungspreisliste.)

Ausgabe für Spediteure: " Merkur" Zimmer- Straße 54.

L. Jahrgang.

nen Gewerbe durchaus nothwendig wäre, nicht gelten, auch der überall herrschenden Konkurrenzjagd und dem daraus gewährt sie der Willkür der einzelnen Regierungen wie reſultirenden Druck der Preise sucht jeder seinem Kon­der einzelnen Unternehmer den weitesten Spielraum, und furrenten durch immer billigere Waarenpreise zuvorzu­Bebel über die Sonntagsarbeit in Deutsch  : so braucht man sich nicht zu wundern, daß das Drängen kommen, und das einfachste und nächstliegendste Mittel land. Frauen und Kinderarbeit in den nach gleichmäßiger gesetzlicher Regelung im Sinne eines dazu ist die immer maßlosere Ausnußung der Arbeits­Vereinigten Staaten.- Sozialistische Sekten möglichst umfänglichen Verbots der gewerblichen Sonntags- kräfte durch Verlängerung des Arbeitstags, durch Ein­in Frankreich  . Die Regierung und das arbeit in den Arbeiterkreisen immer stärker wurde. Koalitionsrecht. Aus dem Reichstage. führung von Ueberstunden, Nachtarbeit, Sonntagsarbeit. ,, Hierfür macht sich noch ein anderer sehr wichtiger Wer diese Ausbeutung am gewissenlosesten betreibt, erlangt Der Vaterlose. Novelle.- Die Ausschrei- Grund geltend. Die zunehmende Verschärfung des über den gewissenhaften, humanen Unternehmer schließlich tungen des Großgrundbesitzes. Bemerkun- Konkurrenzkampfes der Unternehmerklasse unter sich, den Sieg, wenn dieser sich nicht entschließt, die ihm noch gen zu den Grundzügen der Altersversiche und namentlich seitdem die deutsche Industrie in erheblichem so widerwärtigen Praktiken gleichfalls nachzuahmen. Er rung. Eine Entscheidung der Reichskom- und stets wachsendem Umfange für den Export produzirt, mag also wollen oder nicht, er muß dem Strome folgen, mission. läßt einer großen Zahl von Unternehmern die Aus- und so wird, was Anfangs Ausnahme war, in kurzer Die Präsidentschaftswahl in Frankreich  . dehnung der Arbeitszeit auf die Nächte und die Zeit Regel, aber ohne daß dadurch die Chancen der Kleine Mittheilungen. Vereine und Sonn- und Festtage als das geeignetste Mittel er- Unternehmer sich nur im Geringsten verbesserten. Das scheinen, den Konkurrenzkampf um so leichter zu bestehen. Gegentheil tritt ein, sie verschlechtern sich. Die Ueberpro­Die Betriebskosten werden dadurch sehr wenig gesteigert, duktion wird nunmehr noch größer, die Preise sinken noch fie vertheilen sich aber auf ein bedeutend größeres Produkt, mehr, und so hat alle Berechnung der Unternehmer ein Die Sonntagsarbeit und die Gesetzgebung und diese Arbeitsweise gestattet die Ausnutzung der Ma- Loch. Die Arbeiter aber sind am schlimmsten daran, sie schinerie und der technischen Hilfsmittel bis zur äußersten werden bis auf's Aeußerste ausgenugt, ihr Lohn sinkt immer in Deutschland  . Grenze. Greift die Gesetzgebung nicht ein und gebietet sie mehr. Was fie früher in sechs Tagen verdienten, ver­In der Session 1884-85 beschäftigten den Reichs- nicht der wilden Konkurrenzjagd und dem Ausbeutungs- dienen sie jetzt nicht einmal in sieben. Sind sie Haus­tag eine Reihe von Anträgen zur Arbeiterschußgese zeifer der Unternehmerklasse ein Halt, so wird in furzer industrie- Arbeiter und können sie auch noch Weib und gebung. Zentrum, Konservative, Nationalliberale und Beit auch der Sonntag als regelmäßiger siebenter Kind sieben Tage statt sechs anspannen, um so schlimmer. Sozialdemokraten hatten je nach ihrer Eigenart Stellung Arbeitstag in der Woche figuriren und die Lohnver- Der Lohn sinkt nur um so tiefer. Daher die Erscheinung, zu der Ausbildung der Fabrikgeseße genommen, und ihre hältnisse werden sich so gestalten, daß die Arbeiter in daß in allen Gewerben und Industrien ohne Ausnahme, Anträge lagen zu Anfang des Jahres 1885 einer eigens als jetzt in sechs. Die Thatsache, daß in allen Gewerben Kinder- und Frauenarbeit die stärkste ist, die Löhne am Anträge lagen zu Anfang des Jahres 1885 einer eigensieben Tagen anstrengender Arbeit nicht mehr verdienen wo die Arbeitszeit am längsten, die Anspannung der dazu erwählten Kommission vor. Diese kam nur dazu, Diese kam nur dazu, sich mit der Frage der Sonntagsarbeit abzugeben; der und Induſtrien mit regelmäßiger oder häufig vorkommen- allertiefsten stehen. Die Verlängerung des Arbeitstags, die Gesetzentwurf, den sie als Endergebniß ihrer Berathungen der Sonntagsarbeit die Löhne durchschnittlich eher niedriger Verstärkung der Ausbeutung der Arbeitskraft, steigert vor das Haus brachte, gelangte erst am 9. Mai 1885 als höher sind wie dort, wo Sonntagsarbeit nicht üblich nicht, sondern senkt den Lohn, das ist in der bürgerlichen Welt ein ökonomisches Gesetz. zur Verhandlung, die Verhandlung wurde vertagt, aber ist, zeigt, wohin wir steuern....

nicht zu Ende geführt, weil wenige Tage darnach der ,, Es liegt also im dringendsten Interesse der Arbeiter- ,, Die Unternehmer haben aus den Vorgängen der Schluß der Session erfolgte, und man mußte sich wirklich klasse, gegen die Sonntagsarbeit als Mittel zur Lohn- letzten zehn Jahre vielfach die Lehre gezogen, daß sie mit noch wundern, daß die Regierung, die auch hier den aller- drückerei entschieden Front zu machen, wie es ihr Intereffe ihrer blinden, nach rein individueller Willkür verfahren­manchesterlichsten Standpunkt verfochten hatte, sich wenig gebietet, dem entgegengesetzten Bestreben der Unternehmer- den Produktion sich alle gegenseitig, ins Verderben reißen. stens zu einer Enquete über die Verbreitung, die Ursache klasse gegenüber auf Verkürzung der täglichen Arbeitszeit So kam man auf die Idee einer gewissen Regulirung der und die Wirkungen der Sonntagsarbeit aufschwang. und Beseitigung der Nachtarbeit zu dringen. Die Ar- Produktion- ein seinem innersten Kerne nach sozialisti­

zugleich das Folgende hervor:

Das Ergebniß dieser zeitraubenden Enquete liegt seit beiterklasse hat kein Interesse an der Entwickelung einer scher Gedanke nur daß diese Regulirung der Produktion dem Frühjahr in drei starken Foliobänden und einem Induſtrie, die nur auf Kosten der Herabdrückung der auf dem Wege der Unternehmerkartelle, nicht aus Rückſicht Generalbericht vor, und es ist sehr dankenswerth, daß der Lebenshaltung des Arbeiters profperirt, und ist auch auf die Arbeiter und das Gesammtwohl, sondern auf das Abg. Bebel das hier aufgehäufte Material in übersichtlicher das Verbot der Sonntagsarbeit im Vergleich zu den Um- persönliche Wohl der Unternehmer geplant und beschlossen Weise zusammengestellt und mit einer fortlaufenden, kurzen geſtaltungen, welche eine Lösung der sozialen Frage noth- wurde. Ihre Idee ist, das Produktenquantum zwar zu Kritik begleitet hat.*) Indem wir unsere Leser auf diese wendig macht, eine sehr unbedeutende Verbesserung seiner vermindern, aber nicht dadurch, daß man die Arbeitszeit Bearbeitung aufmerksam machen, heben wir aus Bebel's age, so muß er sie doch nachdrücklich fordern. Denn entsprechend verkürzt, sondern dadurch, daß man die Ar­wie auf der absteigenden Linie eine Verschlechterung die beiterzahl beschränkt. Eine Reduktion der Produktion, einleitenden und abschließenden allgemeinen Bemerkungen andere nach sich zieht, so folgt in der aufsteigenden Linie 3. B. um 10 Prozent, hat die Folge, daß eine entsprechende eine Verbesserung seiner Lage aus der andern. Nur eine Anzahl von Arbeitern auf's Pflaster gesetzt wird, die ,, Unter den Forderungen zum Schuße der Arbeiter, die seit geraumer Zeit den deutschen Reichstag in jeder physisch und geistig kräftige und mit Energie ausgestattete übrigen arbeiten in der alten Weiſe weiter, sie werden Arbeiterklasse kann den Kampf für ihre Befreiung auf- jeßt aber in ihren Lohn- und Arbeitsbedingungen durch Legislaturperiode beschäftigen, gehört auch diejenige des Verbots der gewerblichen Sonntagsarbeit. Doch ist der nehmen. Der Staat und das Gemeindewesen sind bei die künstlich vergrößerte Reservearmee der Arbeiter be­Reichstag bisher über theoretische Erörterungen nicht hin- dieser Art von Arbeiterſchutzgesetzgebung gleichfalls intereſfirt. drückt und zu niedrigeren Löhnen und womöglich noch Die immer intensiver werdende Ausnußung der physischen längerer Arbeitszeit gezwungen. Auf alle Fälle ist bei ausgekommen. Breitspurige Verhandlungen, in welchen Kräfte des Arbeiters, die immer stärkere Heranziehung der dieser Manipulation, die vielfach als ein Ausfluß hoher die Frage von allen Seiten pro und kontra beleuchtet wurde, haben anläßlich von bezüglichen Anträgen und Frauen und Kinder in die Induſtrie wirken auf die De- Unternehmereinſicht gepriesen wird, der ganze Vortheil auf Interpellationen in den Jahren 1877, 1878, 1882, 1883 generation der Rasse, sie zerstören das Familienleben des Seiten der Unternehmer und der ganze Schaden auf Seiten Arbeiters und berauben ihn jedes moralischen Halts. der Arbeiter. und 1885 stattgefunden, aber zu einer befriedigenden ge- Daraus resultiren: Zunahme der Verbrechen, Massenver- Eine etwaige Produktionseinschränkung durch Verbot seßlichen Regelung ist man nicht gelangt. Von fast allen Seiten wird zugegeben, daß die Bestimmung im§ 105 armung, Untauglichkeit zum Militärdienst bei den Männern, der Sonntagsarbeit 2c. würde also unter allen Umständen der Reichsgewerbeordnung durchaus ungenügend ist. Dieſe phyſiſche Entartung für das eheliche Leben bei den Frauen, dem Arbeiter zu Gute kommen, ohne daß der Unternehmer lautet: Zum Arbeiten an Sonn- und Festtagen können lautet: Zum Arbeiten an Sonn- und Festtagen können Ausbreitung der Schnapspest. Letztere iſt dort am ver- merkbaren Schaden hätte. die Gewerbetreibenden die Arbeiter nicht verpflichten. breitetsten, wo die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse Freilich muß unumgänglich mit der Regulirung der Arbeiten, welche nach der Natur des Gewerbebetriebs einen in Folge von übermäßiger Arbeitszeit bei niedrigsten Sonntagsarbeit die Regulirung der Wochenarbeits­zeit vorgenommen werden. Die Berichte enthalten zahl­Aufschub oder eine Unterbrechung nicht gestatten, fallen Löhnen die ungünstigsten sind...

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unter die vorstehende Bestimmung nicht. Welche Tage als Was nun speziell die Frage der Sonntagsarbeit reiche Andeutungen über die nahen Beziehungen der Sonn­Festtage gelten, bestimmen die Landesregierungen." Dabei anbetrifft, so kann für Niemand, der die Ergebnisse in dem tags- zur Nachtarbeit. Nicht wenige Unternehmer, welche vom Reichsamt des Innern erstatteten Bericht nur einiger- fich für ein Verbot oder eine Einschränkung der Sonntags= ist es bis jetzt geblieben.

Diese Gesetzesbestimmung kann als eine einheitliche maßen durchgesehen hat, der geringste Zweifel bestehen, arbeit aussprachen, trösten sich mit der Hoffnung, daß der Regelung der Frage für das Reich, wie sie schon allein daß eine reichsgesetzliche Regelung absolut noth- Ausfall dort mit Verlängerung der Wochenarbeit, durch in Rücksicht auf die Konkurrenzverhältnisse in jedem einzel- wendig ist. Es handelt sich nicht nur um einen all- Ueberstunden und Nachtarbeit, wieder eingeholt werden gemeinen, weit eingeriffenen Mißbrauch, der nicht blos in könne. Das hieße den Teufel durch Beelzebub aus­den verschiedensten Gegenden, nicht blos in den verschiede- treiben.

*) Die Sonntagsarbeit. Auszug aus den Ergebnissen der und Festtagen nebst kritischen Bemerkungen von August Bebel. broschirt 1 Mk. Verlag von J. H. W. Diez in Stuttgart  .

Er- nen Betrieben ein und desselben Gewerbe- oder Industrie- Und nicht wenige Arbeiter, die sich gegen ein Verbot zweigs im Grade sehr ungleich gehandhabt wird, sondern der Sonntagsarbeit erklärten, thaten dies wieder nur aus auch innerhalb der Betriebe ein und desselben Drts. Bei der Befürchtung, daß ihnen fünftig statt der Sonntags=

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