Berliner

Volks- Tribüne

Social- Politisches Wochenblatt.

Die Berliner Volks- Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.- Abonnements- Preis für Berlin   monatlich 50 Pfg.( frei ins Haus).- Einzelne Nummer 15 Pfg. Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches   zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 Mt. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 850 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1888.)

Redaktion und Expedition: S.O.( 26). Oranien- Straße 23.

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Ausgabe für Spediteure: " Merkur" Zimmer- Straße 54.

. 22.

Sonnabend, den 31. Dezember 1887.

I. Jahrgang.

Inhalt: Erklärung  

.- Die Lage der Arbeiterinnen

bund.

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Einladung zum Abonnement.

Die Arbeiterinnen in der Schweiz   und ihre Buchdruckerei und Buchbinderei beträgt der durchschnittliche Tagelohn 80 Cts. bis 212 Fr. ohne Beköstigung. Organisation. Viele Arbeiterinnen sind in der Schweiz   auch in den in der Schweiz  . Die Frauenfrage in Frank- r. Wie überall, in allen industriellen Ländern, so ist Schuhfabriken beschäftigt. Sie verrichten da Arbeiten, reich. Die deutschen   Anarchisten Londons   auch in der Schweiz   die industrielle Arbeiterin eine Schöpfung die ohnehin sehr ungesund und außerdem sehr anstrengend und Herr Veukert. unseres modernen Wirthschaftslebens. Wie überall, so hat find. Der Tagelohn beträgt da bei 11 stündiger Arbeits­Gedicht.- Sylvestertraum. Friedrich auch in diesem Gebirgslande das gegenwärtige Wirthschafts- zeit 1-1,20 Fr. Es giebt aber auch Arbeiterinnen, die Engels von K. Kautsky  . III.- Kapitalisti- fyftem eine Revolution in allen Beziehungen bewirkt und in 14 Tagen bloß 8-9 Fr. verdienen. sche Wohlthaten. Der Berliner   Arbeiter- namentlich das Familienleben vollständig umgestaltet. Von sämmtlichen Kantonen ist es bisher nur der Auch hier wurde die weibliche Arbeitskraft ein immer ge- Basler, der auch die Konfektion unter das Fabrik­Politische Nachrichten. Kleine Mitthei- suchteres Ausbeutungsobjekt seitens des Kapitals, welches gesetz gestellt hat. Es darf demnach nur 11 Stunden lungen. Vereine und Versammlungen. hier einen größeren Entbehrungslohn" herausschlagen lang täglich gearbeitet werden, am Sonnabend nur 10 Stunden fonnte wie beim anspruchsvolleren männlichen Arbeiter. und an Sonn- und Festtagen gar nicht. Die Werkstätten Von den vielen Berufsarten, auf die sich gegenwärtig werden von Organen der Gesundheitsbehörden untersucht. die weibliche Thätigkeit erstreckt, sind es vor Allem die Was nun die Organisation der Arbeiterinnen in verschiedeuen Arbeiten in der Textil branche, welche die der Schweiz   anbelangt, so ist dieselbe zu jungen Datums, Wir bitten die Freunde unseres Blattes, recht größte Zahl weiblicher Arbeiter und die größte Verdrängung um schon mächtig sein zu können. Das, was in dieser eifrig für seine weitere Verbreitung einzutreten. der Männer aufweisen. Die Löhne, die in dieser Industrie Beziehung geschaffen, ist das Werk der begeisterten, edlen Wir haben nach besten Kräften der Sache der Arbeiter gezahlt werden, sind überall elende und es wäre daher Vorkämpferin der Arbeiterinnen, der Frau Guillaume­zu dienen gesucht, mögen nun die Arbeiter auch das Blatt eine wunderbare Erscheinung, wenn die schweizerischen Schack. Ihre Ausweisung aus Deutschland   ist der armen mit voller Energie unterstützen. Aus diesem Zusammen- Schlotjunker hier eine Ausnahme machten. Sie zahlen Schweizerin zu Gute gekommen. In rastloser, selbstloser wirken werden beide Theile immer neue Anregung und denn in der That auch miserable Löhne. Tausende von Weise agitirt und belehrt sie, und überall, wo sie war, Kraft schöpfen. Arbeiterinnen der Textilindustrie verdienen bei 11 stündiger hat sie die Spuren ihrer Thätigkeit in Form von gegrün­Arbeitszeit in 14 Tagen zwischen 10 und 15 Franken. deten Arbeiterinnenvereinen hinterlassen. Es sind deren Darüber hinaus verdienen pur die besten Arbeiterinnen. fchon vorhanden in Zürich  , Basel  , St. Gallen  , Schaffhausen  , Wir verfügen für die Schweiz   leider über keine umfang- Rorschach, Winterthur  , Bern  , Aarau   u. s. w. Der Züricher  reiche amtliche Lohnstatistik aber wenn man sich etwa Verein war der erste und er steht jetzt schon sehr gefestigt zu Mittag vor eine Fabrik stellt, in der beinahe 600 Ar- da. Er hat mehrfach Erhebungen über die materielle Lage beiterinnen beschäftigt sind, dann kann man in den blassen der Arbeiterinnen vorgenommen und veröffentlicht, er hat abgehärmten Gefichtern dieser schwächlichen Gestalten den praktische Unterrichte eingeführt und durch Vorträge läßt furchtbaren Ausdruck jener schlechten Löhne finden; es er seine Mitglieder belehren. Im gleichen Sinne wirken spiegelt sich darin eine sehr unwiderlegliche, positive, in die Vereine an den anderen Orten. Sie betrachten sich Fleisch und Blut übergegangene Lohnstatistit. Man nennt als ein Glied der allgemeinen schweizerischen Arbeiter­häufig in schweizerischen Arbeiterkreisen die kolossalen bewegung und suchen nach Kräften zu deren Förderung Fabrikgebäude Buchthäuser". Und daneben erheben sich beizutragen. die stolzen Paläste der Fabrikanten, der humanen Brod­geber", die bei Schüßenfesten und Fahnenweihen von Frei­heit und Recht, von Volkswohl und Gerechtigkeit reden!

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Erklärung.

Vor einigen Wochen erklärte ich an dieser Stelle, daß ich die Redaktion der Berliner Volkstribüne" niederlegen würde, falls ein von mir angerufenes Ehrengericht bis dahin nicht wenigstens vorläufig zu meinen Gunsten

entschieden hätte.

Nachdem diese Entscheidung gefallen ist, würde ich es vorgezogen haben, kein Wort mehr über die ganze An­gelegenheit zu verlieren und ruhig die Veröffentlichung des Schiedsspruches abzuwarten.

Darin liegt auch der Unterschied zwischen der Arbei­terinnen- und der Frauen" oder der sogenannten Damen­bewegung. Es verhält sich damit ähnlich, wie mit den von schlauen Bourgeois und ihren Werkzeugen gegründeten Arbeiter­bildungsvereinen vor Entstehung der klassenbewußten sozial­demokratischen Arbeiterbewegung. Schulze- Delitzsch   hat seine Fortseßung im Unterrock gefunden.

Nächst der Textilindustrie ist es die Koufektions­branche, in der die meisten Arbeiterinnen beschäftigt find. In einer Schrift,*) die kürzlich erschienen ist und den be­kannten demokratischen Nationalrath Schäppi zum Ver­faffer hat, finden wir einige bezügliche Lohndaten. Darnach verdient eine Weißnähterin in der Stadt Zürich   täglich 1 bis Schweiz   noch stärker als die der Arbeiterinnen. Jene ist Vorläufig ist freilich die Frauen" bewegung in der 2,50 Fr. bei wöchentlicher oder vierzehntägiger Auszahlung. aber schon seit Jahren geschaffen; in allen Städten haben Wo die Arbeit nach dem Stück bezahlt wird, ist der Lohn sehr sich Vereine gebildet, die sich vor vier Jahren zu einem verschieden. Ein einfaches Frauenhemd wird mit 25 bis Verbande zusammenschlossen und auch ein eigenes Organ, 65 Sts., ein Herrenhemd mit 25-60 Sts., eine Schürze Die Schweiz  , Frauenzeitung"( St. Gallen) gründeten. mit 10-30 Cts. bezahlt. Dazu müssen die Arbeiterinnen Sie haben also den Arbeiterinnen gegenüber einen bedeu­das Nähmaterial stellen, so daß sie bei ſtrenger Arbeit tenden Vorsprung. Aber dieser Umstand ist ohne Werth, an manchen Orten nur 6-9 Fr. in 14 Tagen verdienen denn wie zwischen den Arbeitern und ihren Herrn", so Da aber die Reichstagsferien die Mitglieder des können. In der Kleiderfabrikation beträgt der Lohn Armen, die alltäglich den Kampf um's Dasein durchfechten muß sich die soziale Scheidung auch vollziehen zwischen den Schiedsgerichtes auseinander führten und darum eine end­einer Arbeiterin etwa 1/2 Fr. täglich, oder wo Kost und müssen und den Frauen der Besitzenden, die noch nie em­giltige formelle Abfassung des Urtheils bisher nicht Logis geboten wird, 5-6 Fr. per Woche, Anfängerinnen pfunden, was Noth heißt. Da hat also jede Bewegung möglich war, da ferner diese, lediglich aus räumlichen erhalten durchschnittlich 21/ 2-3 Fr. per Woche. Hindernissen zu erklärende Verzögerung zu allerlei falschen Nach den Erhebungen des Züricher   Arbeiterinnen einander bei Eroberung von Gebieten in Konflikt. Die ihr gegebenes Thätigkeitsfeld und sie kommen nicht mit Gerüchten über mich Anlaß giebt wird doch sogar ge- vereins, die vor einiger Zeit Frau Guillaume- Schack   gnädige Frau des Fabrikanten kann allerdings ihren Mann redet, ich sei nunmehr auch mit dem Abg. Bebel in offenen mädchen in der Kleiderbranche darüber bitter, daß sie von treffenden Vereinigungen zu untersagen­in öffentlichem Vortrage verwerthete, beklagen fich die bestimmen, seinen Arbeiterinnen den Beitritt zu den be= Konflikt gerathen so fühle ich mich zu dem vorläufigen 5 oder 52 Uhr Morgens an bis Nachts 12 oder auch geschieht dies in der That, wofür Beweise vorhanden Hinweis gezwungen, daß das Schiedsgericht nach ein- 1 Uhr arbeiten müssen, sehr schmale Kost bekommen und aber sie kann diese wenig weibliche Taktik nur so lange gehendster Prüfung anerkannt hat: elende Schlafstätten mit Ungeziefer haben. Bei solcher befolgen, als die Arbeiterinnen noch zu schwach sind, gleich weder liege in meiner ganzen Vergangenheit irgend Arbeitszeit und kost erhalten nach Schäppi, wie angeführt, den Männern jeder Willkür den organisirten Widerstand etwas vor, was mich einer politischen Unehrenhaftig die Mädchen 5-6 Fr. per Woche! Glätterinnen und Wäscherinnen verdienen 2 Fr. pro keit fähig erscheinen lasse, Und dahin gelangen wir. Der Anfang ist gemacht Tag, Kravattenmacherinnen 2-3 Fr., Korsettarbeiterinnen und beide Geschlechter werden fünftighin ihre gemeinsamen 1,50-4 Fr., Möbelarbeiterinnen 2-4 Fr. oder wöchent Interessen auch gemeinsam vertheidigen. Dem vorgeschrittenen lich 5-6 Fr. bei freier Station. Leider sagt uns Schäppi Manne obliegt die Pflicht, die Arbeiterin zu sich heran­nicht, wie lange in diesen Berufen gearbeitet wird. Ezuziehen und sie einzuführen in das Wesen der gegen­ist als sicher anzunehmen, daß in denselben die 11stündige wärtigen Gesellschaft, sie vertraut zu machen mit den Arbeitszeit nicht die Regel bildet. In der Lithographie, Jdeen, die Millionen von Arbeitern erfüllen, und sie vor­*) Arbeit, Verdienst und Besserstellung der unverheirathet blei- zubereiten auf eine neugestaltete bessere Zukunft. benden Frauen. Von J. Schäppi. Verlag von Schröter und Meyer

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noch sei meine Thätigkeit unter den Berliner   Arbeitern jemals auf Erzeugung von Zwiespalt oder auf die Befriedigung selbstsüchtigen Ehrgeizes gerichtet ge­

wesen. Berlin  , am Jahresschlusse.

Mar Schippel.

in Zürich  . Preis 1 M.

entgegenzusetzen.

und es