Volks- und Kinderlieder*. Männer, wie Uhland, Sim­rock, Erk, Boehme, Scherer und ungezählte andere haben sich um diesen Schatz bemüht und eine unendlich große Anzahl von Sammlungen alter und neuer, hoch- und niederdeutscher Volkslieder geschaffen. Wir finden dort die herrlichsten Weisen: Liebes und Vaterlands­lieder, Natur- und Früh lingslieder, religiöse Ge. dichte, Reigen- und Tanz­lieder, Trinklieder, Rätsel und Lügengedichte.

Wir bringen heute eine fleine Probe alter Lieder; von den Blümeleien im Maien wissen wir aller­dings, daß Hans Sachs  den ersten Vers geschrieben hat, wer das Liedlein weiter dichtete ist eben­so unbekannt, wie die Dichter der beiden fol genden herzigen Kinder­lieder.

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Mit der Wiederbelebung der Tanzliedchen ist fürz­lich in Köln   ein ganz fleiner Anfang gemacht worden. Der Ausschuß Kölner Frauenvereine für deutsche Kultur veranstal tete einen Abend, an dem Volkslieder und Kinder­spiele, Reigen und Tänze, die alten Kölner   Sagen entnommen waren, von Kindern und Erwachsenen vorgeführt wurden. Wer die Glückseligkeit der mit wirkenden und der zu schauenden Kleinen be. obachten durfte, wer die frischen Stimmen unserer jungen Mädchen in den mehrstimmigen Liedern hörte, wer ihre anmutigen Bewegungen fah bei den Kinderspielen oder bei den Tanzliedchen, der wird

14. Kleid für kleine Mädchen. Das Kleidchen ist aus blauweiß fariertem Stoff gearbeitet und mit einer leichten Stickerei aus blauer Wolle oder aus blauem waschechten Stickgarn geschmückt. Das Karo­muster ist als Grundform für die Stickerei genommen, legtere iſt in Spannsticharbeit auszuführen, siehe 14 a und b. Für das furze Leibchen ist die Schnittübersicht 14c negeben. Der Halsausschnitt ist vorn tiefer als im Rüden, das Rückenteil ist am unteren Rand nach der gebogten Linie zu schnei den. Das Röckchen ist etwa 1,40 m weit zu schneiden. Die Gürtelschnur aus geflochtener Wolle oder Stic garn wird mit Quaften abgeschlos­sen; sie ist am Leibchen durch ge schürzte Ösen festgehalten. Normal schnittmuster für 2-4 und 4-6 Jahr. Preis 40 Pf. Erforderlich 1,60m Stoff, 70 cm für 4-6 Jahr.

ficher überzeugt sein, daß dieser Abend nur der erste von sehr vielen ist. Aber die Pflege des deutschen Liedes darf natürlich nicht auf Vorführungen beschränkt werden, diese können nur anregen; ebenso sind auch die schönsten

* Die Volkslieder, die bis dahin mündlich überliefert, wurden im 14. Jahrhundert zuerst aufgezeichnet und noch häufiger geschah dies im 15. Jahrhundert. Mit dem Eintritt des 16. Jahrhunderts schwillt der Strom des Volksliedes XXXXXIXE überhaupt mächtig

14 a.

14b.

an, und nun wer den sie nicht mehr nur niedergeschrie ben, sondern mit den alten zusam men auf fliegenden Blättern und in

Liederbüchlein zu Straßburg  , Basel  , Augsburg   und Nürnberg  gedrudt, oft mit hinzugefügten Singnoten.

( Aus Königs Literaturgeschichte).

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Sammlungen nur totes Gut, wenn wir selbst es nicht zum Leben erwecken. Der Same fann nur aufgehen, wenn wir überall unsere deutschen Lieder und Reigen fingen, im Hause und in der Schule, auf der Dorfstraße und dem Spielplay, bis sie uns ganz zu eigen ge­

BM- B

15. Araber- Kittel für kleine Jungen.

Der Kittel ist aus hellem Woll. oder Waschstoff zu arbeiten. Die Stiderei ist für wollene Kleider in roter Wolle und schwarzen Perlen zu arbeiten, für Wasche fleider in waschechter Stidseide. Für den Verschluß ist in der borderen Mitte ein Schliz ein zuschneiden. Die Schlipfanten werden auf der Innenseite ab= gefüttert und auf eine unter genähte Leiste mit Druckknöpfen geschlossen. Die Ärmel werden am oberen und unteren Rand je drei mal mit Köpfchen eine gefrauft. Mittels Bogenstichen setzt man die Kittelteile feit lich zusammen und die Armel

ein.

Erforderlich 1 m Stoff 100 cm breit. Normalschnitt­muster für 1-3 und 3-5 Jahr.

Preis 40 Pf.

worden sind, und dazu muß jeder das Seine tun, ganz besonders aber un­sere deutschen Mütter.

Zu unsern Bildern

Hübsche einfache Kleider für fleine und große Mäd. chen, so wie unsere heu­tigen Bilder sie zeigen, sind nicht immer bei uns Mode gewesen. Vor gar nicht langer Zeit war ein Mädchenkleid ein sehr komplizierter Gegenstand. Es bestand aus zwanziger­lei Teilen und Teilchen, aufgesetzten Kläppchen, aufgehefteten Büffchen, und wenn man solch ein Kleid auseinandertrennte, um es zu erweitern oder etwas anderes daraus zu machen, so blieb oftmals von der ganzen Herrlich feit nichts übrig als aller­lei Puppenlappen. setzte vor etwa fünfzehn Jahren in Deutschland  eine Reform der Kinder­fleidung ein. Diese Ne form wurde nicht von der Modeindustrie eingeleitet, sondern von

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Da

deutschen

Müttern und deutschen Kunstgewerblerinnen. Die Kleider, die sie ausdachten,

sollten das Kind nicht be­engen, leicht zu reinigen fein und Gelegenheit bie­ten, hübsche Handarbeiten anzubringen. Zweierlei Grundformen wurden an gewendet: das ländliche fogenannte Dirndlkleid und mehr noch der einfache Herrgottsfittel, ähnlich dem Russenkittel, den unsere Kinder dann und wann schon vorher trugen. Diese beiden Grundformen sind natürlich vielfach verändert worden, andere ähnliche Formen sind daraus entstanden, aber immer blieben sie einfach, und nach und nach verschwand auch aus der fabrikmäßig hergestellten Kon­fektion, sowohl in Deutsch­ land   wie in andern Län­dern, das komplizierte und reich garnierte Kinderkleid. In dem Kleide, das jetzt gebräuchlich ist, fühlt das Kind sich wohl und die 28 Machart ist so einfach, daß die Mutter oder die ältere Schwester es selber herstellen kann. Was es aber heutzutage bedeutet, wenn wenigstens für die fleinen und größeren Mädchen zu Hause geschneidert wird, das weiß jeder.

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14 o. Suittübersicht.

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