Jahrg.2

1920

= Heft. 7=

17. April

Die Frau und ihr Haus

Zeitschrift für kleidung Gesundheit Körperpflege und Wohnungsfragen

Beilage

Vom Kleingartenbau

z#r

w Ein Gang um die Städte und Dörfer, vorab aber um die Arbeiterkolonien, zeigt uns fast überall, daß der Klein­gartenbau durch den Krieg mit feinen Folgen stark gefördert worden ist. Jedes geeignete Fleckchen Erde  ist in fruchtbares Gartenland ver­wandelt worden. In sogenannten Schrebergärten sieht man jung und alt nach Feierabend emsig ar­beiten.

Reicher Segen lohnt diese Arbeit. Wird der Kleingartenbau auch für die Zukunft lohnend und deshalb nötig sein? Groß ist vor allen Dingen der wirtschaftliche Nutzen. In der gegenwärtigen Zeit, in der die Teuerung die Wirtschaftsführung so unendlich erschwert, ist es eine große Erleichterung und Hilfe für die Hausfrau, wenn sie in ihrem Gar­ten das nötige Gemüse für den Mit­tags- und Abendtisch findet, anstatt es auf dem Markt zu hohen Prei­sen kaufen zu müssen. Die Er­sparnisse, die sie dabei macht, sind ganz erheblich. Man kann an­nehmen, daß eine Familie von vier Köpfen für Gemüse pro Tag min­

destens 1.50 bis 2 M. oder im

Monat 45 bis 60 m. auf dem

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Gleichheit

viel billiger, da nur die verhältnismäßig geringen Aus­gaben für Dünger, Samen, Seppflanzen u. dergl., nicht aber die eigene Arbeit, der Transport und der Handels­gewinn in Betracht kommen. Die Ausgaben für Dünger können noch vermindert oder erspart werden, wenn die

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Gartenabfälle kompostiert, d. h.

an geeigneter Stelle des Gartens angehäuft und falls diese nicht zur Kleintierzucht verwendet werden müs­sen mit Küchenabfällen und Spül­wasser vermengt werden.

Der wirtschaftliche Vorteil ist noch größer, wenn die Hausfrau gelernt hat, durch Einmachen, Dörren und Einkochen der Gartenerzeugnisse Vor­räte für den Winter zu sammeln. ( Wie selten die Gemüse im Winter sind und was sie kosten, das weiß wohl jede Hausfrau.) Ist der Garten groß und versteht der Besizer ihn zweckmäßig zu bewirtschaften, so ge­lingt es vielleicht gar noch, Garten­erzeugnisse über den eignen Bedarf hinaus zu ziehen und hierfür will­kommenen Erlös zur Bestreitung anderer nötiger Ausgaben im Hause zu erzielen. Auch zum Betrieb von Kleintierzucht Kaninchen- fann der Garten beitragen, indem man­cherlei Abfälle als Futtermittel Ber­wendung finden können.

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Voraussetzung dafür, daß der Garten den erwähnten wirtschaft­

Markte ausgeben muß. Das be- 92 und 93. Anzug für landwirtschaft. lichen Nutzen in der richtigen zieht sie aus dem eigenen Garten liche oder gärtnerische Arbeit.

Siehe den Auffaz: Das Arbeitskleid Seite 51.

Weise bietet, ist, daß der Garten­

Der Anzug besteht aus kurzer Unterziehbluse. mit der üblichen Unterkleidung und dem Miederrock. An sehr heißen Tagen genügt eine Blusenhemdhose unter dem Miederrock. Dieser ist mit Taschen an den Seitennähten gearbeitet. Das Mieder ist unter den Armen wenig ausgeschnitten, es hat in der vorderen Mitte ein paar aufgesteppte Falten und ist mit luftdurchlässigem Waschstoff abgefüttert. Der Rod ist am oberen Rand der Hinterbahn eingekräufelt und rundum auf das Mieder aufgesteppt. Verschluß in der Rückenmitte. Für kühle Tage wird die überbluse darübergezogen. Sie ist mit angeschnittenen Ärmeln gearbeitet. Ver­schluß in der vorderen Mitte. Sehr empfehlenswert als überblusen sind auch die schwarzen gestrickten Jacken, sogenannte Gebirg lerin aus Berchtesgaden  . Anstatt des Unterrodes trage man eine dunkle Hose, die für fältere Jahreszeiten mit angeschnittenem Mieder gearbeitet werden kann. Siehe Hose und Blusenhemdhose Seite 51. Die Hose wird am unteren Rand mit Avnäher und Snopfschluß gearbeitet, damit sie sich der nieform gut anlegt, ohne irgendwie einen Drud auszuüben. Normalschnittmuster in den 4 Oberweiten 90-116 cm erhältlich. Bluse 50 Pf., Miederrod 80 Pf., Hofe 60 Pf., Blusenhemdhose 80 Pf., überbluse 80 Pf. Maßschnitte: Bluse 1 M.. Miederroc 2 M., Hose 1.50 M., Blusenhemdhose 2 M. Grforderlich zur Bluse 1,50 m 80 cm breit, zum Wieberrod 3 m 80 cm breit, zur poſe 2,25 m 80 cm breit, zur Blusenhemdhose 3,25 m 80 cm breit. Schnittmuster zur Bluse und Miederrock L. 501. Schnittmuster zur Überjacke L. 502.