Jahrg. 2

19 20

heft. 15 25. September

Die Frau

und ihr Haus

Zeitschrift für kleidung Gesundheit Körperpflege und Wohnungsfragen

Beilage z ur

Gleich he i t

Wo Eitelkeit und Puzsucht anfängt, da hört der innere Wert auf.

Bom Sommer zum Herbst

Der Herbst zieht ein. Von dem unbeschreiblich schönen Sommer, der uns in diesem Jahre beschieden war, nehmen wir Abschied.

"

Abschied müssen wir auch nehmen von unseren lieben hellen Sommerfähnchen, von den luftigen Blusen und. und Röcken, von der leichten Kleidung, die für uns Frauen viel vorteilhafter und bequemer erdacht ist, als für die Herren der Schöpfung. Umstellen müssen wir uns, sorgend und vorbereitend, für die An­forderungen der fühlen und falten Zeit, die jetzt kommt, für uns, für die Familie. Wenig Schmerzen wird uns die Mode, die neue Linie und alles Drum und Dran machen. Denn wir gehören ja( zum Glück) nicht zu den Tonangebenden", denen die Mode der Inbegriff der Schönheit des Daseins ist. Wir gehören nicht zu jenen, die wirklichen, ernsthaften Summer darüber empfinden, wenn eine Anhängerin des schicken, allermodernsten" der anderen um eine Nasenlänge im voraus ist. Und wir sind dessen froh! Selbstverständlich sind auch wir in gewissem Sinne abhängig von der Mode. Wenn wir einen neuen Hut brauchen( und wir gestehen gern die Freude ein, die wir bei einer solchen An­schaffung haben), dann wollen wir keinen alten Ladenhüter, den man vor so und

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225 t. 225 a. Brant kleid aus weißemChina trepp, Schleier aus weißem Krepp Chiffon. Rod und Bluse ist zus sammengesetzt und auf ein Gurtband genäht. Nücken­schluß mittels Stofffnöpfen und gepaspelten Knopf­löchern, gleicher Schluß an

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so vielen Jahren trug. Beinahe selbstverständlich ist, daß man im täglichen Leben wechselnden Formen und Farben unterworfen ist.

Ob es nun im Zug der Zeit überhaupt liegt, oder ob die Bestrebungen bestimmter Frauenkreise Einfluß ausübten: man fann von einer Vielseitigkeit der Formen, aber auch von einer Vereinfachung sprechen. Das sagen wir, obgleich wir in bestimmten Kreisen wachsendes Luxusbedürfnis, wahnsinnige Verschwendung beobachten. Abgesehen also hiervon, und auch von den übertreibungen

des Halsausschnittes und dem Begriff, fuß­frei" abgesehen, ist seit einigen Jahren die Form des Kleides( Kittel, Hänger, überbluse) einfacher geworden und viel seitiger. Früher war es oft etwas ganz be­stimmtes, das die Mode ausdrückte, denken wir an den Schinkenärmel( o Ungetüm!) und den klipekleinen Hut, der hoch oben auf der Frisur angepieft war. Die Ärmel­form herrscht heute nicht tyrannisch, ver­schiedenen Wünschen ist Spielraum gegeben. Und man trägt nicht entweder das Wagenrad oder den J- Punkt, man bewegt sich in vielen Abstufungen in der Mitte. Heute fällt die Frau, die ihrem Anzug die eigene Note gibt, nicht auf, wie es rroch vor einigen Jahren der Fall war. Wir können beinahe von einer Toleranz in der Mode sprechen. Wollen wir des­halb Frieden mit der Mode schließen? Nein, und nochmals nein. Ihre Herr­schaft ist und bleibt tyrannisch und läßt die Frauen nicht zu Persönlichkeiten mit eigenem Ausdruck und eigener Note werden.

den angeschnittenen Ärmeln. Für die Passe ist ein gerader Streifen über feine Schnur­einlage eingefraust, dem sich der über Schnur eingefcauste Ausschnittrand der Bluse möglichst unsichtbar anschließt. Die Schärpen­enden sind mit handgeknüpfter Franse ab­geschlossen. Normalschnittmuster für 90 un 98 cm Oberweite erhältlich. Preis 2 M. Maßschnitt 6 M. Erforderlich 4 m Stoff 100 cm breit. Schnittmuster FH 225.