Jahrg. 2

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Die Frau

und ihr Haus

heft. 18

9. Oktober

Zeitschrift für kleidung Gesundheit Körperpflege und Wohnungsfragen Die Heimat auf dem Lande

Beilage

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Gleichheit

In einer Welt, in welcher alles schwankt, bedarf es eines festen Bunftes, auf den man sich stüßen kann. Dieser Punkt ist der häusliche Herd; der Herd aber ist kein fester Stein, wie die Leute sagen, sondern ein Herz, und zwar das Herz einer Frau.

Deutsches Familienleben

Michelet  .

a Häuslichkeit, Gemütlichkeit und Heimdas sind. die Begriffe, die sich mit der Vorstellung deutschen Familien­lebens verbinden. Aus dem Kreis der Familie hat das deutsche Gemüt vor allem seine Nahrung gesogen. Hier fand es die Wärme, das Behagen, das für den Lebens­kampf immer neue Kraft gab. Hier lebte aber auch das Verantwortungsgefühl für das, was dem einzelnen an körperlichen, geistigen und sitt­lichen Kräften fürs Leben mitzu­geben sei.* So konnte das Eltern­haus das ganze Leben hindurch für die einzelnen Familien­glieder Heimat" bleiben. Ein Beugnis dieses Zusammen­gehörigkeitsgefühls bildet unser deutsches Weihnachtsfest, dessen Wärme und Innigkeit mit nichts ähnlichem verglichen werden kann.

Trifft eine solche Vorstellung deutschen Familienlebens in der Wirklichkeit heute noch zu? Schon bor dem Kriege war das deutsche Familienleben schwer erschüttert worden. Die Frauen der unbe­mittelten Kreise mußten Haus­halt und Kinder vielfach im Stich lassen, um dem eigenen Verdienst nachzugehen. In den bemittelten Kreisen aber richtete sich das Hauptlebensinteresse immer mehr auf Eleganz und Schein in der äußeren Lebens­führung. Die Freuden des

* Vergl. Wychgram, Deutsche Dichtung und deutsches Voltsium, Seite 42 u. f.

GK- R

Lebens suchte man vor allem außerhalb des Hauses und die Wertschäßung häuslicher Gemütlichkeit im Kreis der Familie sant immer tiefer. Und das galt schließlich für alle Volksfreise.

Der Krieg hat an diesen Verhältnissen zunächst nichts gebessert. Vielmehr brachte er neue schwere Erschütterungen für den Bestand des Familienlebens; vielfache Ent­fremdung der Eheleute, übergroße, nervenzermürbende Inanspruchnahme der Hausfrau und Mutter im Kampf mit den wirtschaftlichen Verhältnissen, untergrabene Ge­sundheit bei den Kindern und als Endergebnis ver­wahrloste Kinder ohne Pflicht- und Autoritätsgefühl; dafür aber mit dem Anspruch aller sogenannten Freuden der Erwachsenen mindestens im gleichen Maße wie jene teilhaftig zu werden.

251. sind im Ställchen. Siehe den Auffak Das kleine Kind". Die Kleidung des Kindes besteht aus Hemb, Leibchen mit angeknöpften Windelhöschen, siehe Abb. 256-257, einer furzen Unterziehbluse aus weißem Flanell und dem Kleidchen aus blauem, weiß gepunktetem Flanell. Bluse und Kleid sind an den Rändern mit Ausbogstichen verziert. Normalschnittmuster zu Bluse und Kleid für 1-2 und 2-4 Jahre erhältlich. Preis 1.20 M. Erforderlich 50 cm iveißen 120 cm blauen Flanell 80 cm breit. Schnittmuster F.H.251.

Welches sind nun die For­derungen einer schönen, ge­mütlichen Häuslichkeit, dieser Grundlage allen Familien­lebens? Vergessen wir nicht: durch die veränderte wirtschaft liche Lage sind wir alle ge­nötigt, viel mehr noch als bis­her uns von fremder Hilfe unabhängig zu machen. Aber abgesehen hiervon: die Tätig­feit der Hausfrau bedeutet eine recht weitgehende Kenntnis einer ganzen Reihe von Hand­wertszweigen. Wir nennen die wichtigsten: Reinemachen, Rochen, Waschen, Bügeln, Nähen, Rechnen und Buchführung; dazu Säug­lings- und Kinderpflege und Krankenpflege, vielleicht auch nochGartenbestellung und Vieh­besorgung. Schließlich muß die Hausfrau- und nicht zuletzt!

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die Kinder erziehen und muß sehr viel Organisations­talent besitzen, um alle diese verschiedenen Arbeiten in richti ger Weise und zur rechten Zeit verrichten zu können.