Jahrg.2
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= Heft. 2
31. Januar
Die Frau und ihr Haus
Zeitschrift für kleidung Gesundheit Körperpflege und Wohnungsfragen
Beil e i la g ge
tr GI e ich heit Gleichheit
Bom deutschen Bolts- und Kinderlied
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w Wer unser Volksleben in den letzten Jahrzehnten mit Aufmerksamkeit beobachtet hat, wird wissen, daß von Zeit zu Zeit, fast mit elementarer Ge walt, eine bestimmte Melodie auftaucht, die von jung und alt, im Salon und auf der Gasse, im Theater und in der Werkstatt, gesungen, gepfiffen, gegeigt und geflötet wird. Sind das nun Volkslieder, diese Melodien, die das ganze Volf singt? Ihrer Verbreitung nach fönnten sie es sein, da sie alle Kreise unseres Volkes erfassen, aber wirkliche Volkslieder sind sie nicht. Sie wirken wie eine große überschwemmung, die, wenn sie abgelaufen ist, feine Spur hinterläßt. Diese Schlager" mit ihrem oft unsäglich blöden Text, die zum großen Teil der gerade zugkräftigen Operette entnommen sind, sie kommen und verschwinden, wie es die Mode eben will.. Ein Volkslied aber ist ein Teil des Volfes selbst; es wächst hervor aus feiner Freude und seinem Leid, seiner Liebe und seinem Haß, aus seiner Sehnsucht und seiner Frömmigkeit, und es spiegelt wieder die Freude an der Natur und das Glück in der Familie. Da wird irgendwo jemandem ein großes Glück zuteil, die überquellende Freude spricht er in schlichten Reimen aus, es fällt ihm vielleicht auch eine Melodie dazu ein, vielleicht findet auch ein anderer eine einfache Singweise das kleine Lied pflanzt sich fort und bald flingt und singt es überall. Ist es in einer bestimmten deutschen Mundart entstanden, bleibt es wohl auf ein Kleineres Gebiet beschränkt, sonst wandert es, soweit die deutsche Zunge flingt, ein fräftiges Band zwischen den Volksgenossen. Aber nicht nur beim Einzelnen, auch im Kreise fröhlicher Gesellen fann das Lied entstehen, an dem dann der ganze Kreis teilnimmt; die Melodie findet sich hinzu und je nach dem Inhalt bindet sie sich mit lustiger Bewegung zu Spiel und Tanz.
Ebenso wie das Lied ist der Tanz ein unlösbares Glied deutschen Volkslebens und seine Entstehung reicht bis in die ältesten Zeiten.
Was vom Volkslied gilt, das gilt auch vom Kinderliede: auch für dieses ist kennzeichnend das Unbekanntsein des Verfassers; ohne Pflege sproßt es wie Feld- und Waldblumen hervor, ein gemeinsames Erbe der ganzen, deutschen Kinderwelt. Was die Mutter den Kindern singt zur Unterhaltung, das wird von ihnen aufgenommen und umgeformt, sie schaffen in der Freude am Klange, aus der übersprudelnden Fülle ihrer kindlichen Phantasie. Seine Stoffe wählt das Kind aus der umgebenden Natur, die Tiere sind seine Freunde, es singt vom Wind und vom Wetter, vom Baum im Walde und dem Grashalm auf dem Feld. Es hat oft Freude am Kling= Klang der Silbenspielerei, es formt auch Spott- und Lügengedichte. Und mehr noch wie beim Lied der Erwachsenen findet sich beim Kinde zu Wort und Lied auch Spiel und Tanz; das Kind will im Spiel darstellen, was es er lebt und fröhliche Bewegung ist ihm Lebensbedürfnis.
13. Rittelkleid für kleine Kinder. Das Kleidchen läßt sich aus jedem be. liebigen Stoff nacharbeiten. Es ist im einfachen Kittelschnitt eingerichtet, hat zu jeder Seite eine eingelegte Falte, die bis zum Gürtel abgesteppt wird. Der Gürtel ist seitlich durch Spangen festgehalten. Verschluß des Kleides in der Rückenmitte. Am Ausschnitt sind kleine Spizen. eden eingeheftet. Zur Vergierung ist ein einfaches Börtchen mit Flachstich eingestidt am Ausschnitt, Armel- und Rod rand. Das Börtchen fann zum Stoff in kräftig abstechender Farbe oder auch aus bunten Farben gearbeitet werden, z. B. man slidt 5 Stiche schwarz, 2 Stiche grün, 1 Stich rot, wieder 2 Stiche grün und wiederholt nun das Muster. Schnitt muster für 1-3 Jahr. Preis 40 Pf.
Leider sind die Volkslieder, wie so manches Ursprüngliche mehr und mehr verschwunden, besonders in den Städten.
Sie sind überwuchert durch den Gassenhauer, die schönen Reigen und Bewegungsspiele sind verdrängt durch den Walzer, in letzter Zeit durch die abscheulichen Modetänze, Tango, two- step und wie sie alle heißen mögen. Muß das so bleiben? Müssen wir sogar jezt von Fremden borgen, was wir so viel schöner und reicher besitzen? Jezt, wo uns so manches genommen, was uns vor kurzem noch unentbehrlich däuchte, wollen wir uns auf die reichen Schätze befinnen, die wir früher gering geachtet haben. Wir wollen unsere deutsche Eigenart pflegen und die edelsten Freuden schöpfen aus dem reichen Quell unserer
Erforderlich 1,50 m Stoff 80 cm breit.