Jahrg. 2

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= Heft. 3= 14. Februar

Die Frau

und ihr Haus

Zeitschrift für kleidung Gesundheit Körperpflege und Wohnungsfragen

Beilage

Hausfrauenferien

I

3 t

Welche Hausfrau aus kleinen Verhältnissen fennt Ferien? Sie denkt nicht einmal an die Möglich. keit, daß sie jemals Ferien

haben könnte. Liegt es doch tatsächlich in dem Aufbau des Fa­milienlebens, daß die Hausfrau ein­fach das Wesen ist, das alle im Hause und außerhalb desselben liegenden Bedürfnisse zu kennen und au befriedigen hat. Für alle mub sie sorgen! Zunächst für den Mann. Es ist so selbstverständ. lich, daß er nach Geschäfts-, Büro-, Fabrik- oder Werkstattschluß seine Ordnung" hat. Das ist auch richtig; denn er ist der Verdiener, der an. geftrengt herbeischafft.( Es gibt na­türlich auch andere; aber wir reden von den Guten.) Er braucht es zu feiner Ausspannung, zum Sammeln frischer Sträfte, daß die Frau ihm nach ermüdendem Tagewerf seinen rubigen, wohligen Feierabend bereitet. Wenn sie eine geschickte Organisa­torin in ihrem Kleinen Reich ist, macht ihr das auch keine besondere Mühe.

Schwerer aber ist es schon, wenn Srinber besorgt, betreut und erzogen werden müssen. Da nimmt die

Gleichheit

Frau hat's gut, sie braucht nicht mitarbeiten, sie macht nur ihr bißchen Hausarbeit." Es sei aber auch der Gerechtigkeit halber hinzugesetzt, daß viele Frauen ihre häuslichen Arbeiten selbst gering bewerten. Das ist nachdrücklichst zu befämpfen Die falsche Meinung von

Siehe den Artikel auf Seite 18.

rbeit fein Ende. Das Tagewerk 26. Dirndl- Kleid als Hausarbeitskleid. it fo bielgestaltig und der Faden reigt nie ab". Zwischen Einkaufen. Buzen, Kochen und Waschen läuft die Kindererziehung. Am späten Abend, oftmals bis spät in die Nacht hinein wird geflickt und ge­stopft. Wie oft werden es bittere Gedanken sein, die mit dem auf- und niedergehenden Faden wandern!

Das einfache Klcib besteht aus anliegendem Leib: chen mit halblangem Armel und dem festangenähten eingefrauftem Nod. Das Leibchen ist abzufüttern, der Nock ist grabbahnig etwa 1,80 m weit zu schneiden. Erforderlich 4 m Stoff 80 cm breit. Normalschnittmuster in den Oberweiten 82, 86 bis 116 cm erhältlich. Preis 1.20 M. Schnittmuster F. II. 26.

Die Hausfrauenarbeit in ihrer ganzen verantwortungs­bollen Schwere wird von sehr vielen Menschen noch iummier nicht als ein vollwertiger Beruf angesehen. Wie eft hörte ich von manchem Mann den Ausspruch: Meine

der leichten Hausarbeit" der Frau und Mutter muß der richtigen Ein­schätzung weichen.

Es muß begonnen werden mit der sozialen Fürsorge für die Haus­frau und Mutter. Hier werden neue Wege beschritten werden müssen. Was nüßt die schönste Reichswochenhilfe, wenn die überarbeitete, abgezappelte Mutter müde und verhärmt nach ihrem Wochenbett die gewohnte Ar­beit und das Mehr an Arbeit, das der Säugling verursacht, auf schwache, unausgeruhte Schultern übernimmt. Auch bei den Haus­frauen muß man daran denken, Kräfte zu schonen und frühem Ver­fall vorzubeugen. In allen Berufen ist gesetzlich der Achtstundentag ein­geführt. Für fast alle Berufe ist die notwendige Ferienzeit errungen. Wo bleibt da die Hausfrau?

Wir wissen, daß es für sie feinen Achtstundentag geben kann, weil ja ein Hauswesen fein Fabrifbetrieb ist. Aber für die Frau mit vielen Kindern muß die Möglichkeit ge­schaffen werden, auszuspannen, be­vor sie frank und siech ist. In einem folgenden Aufsatz werden wir Bor­schläge besprechen, die hoffentlich die notwendige Beachtung finden.

Bisweilen glauben wir, uns nach ei nem fernen Orte zurückzusehnen, wäh­rend wir eigentlich uns nur nach der Zeit zurüchsehnen, die wir dort verlebt haben, da wir jünger und frischer waren. So täuscht uns alsdann die Beit unter der Maste des Raumes. Neisen wir hin, so weiben wir der Täuschung inne.

Arthur Schopenhauer  ( 1788-1860).