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Beruf und Kleid
Mit Abb. 171
A Die berufstätige Frau wird es stets mit Freuden begrüßen, wenn sie gute Vorbilder für ihr Kleid findet. Keineswegs wollen wir, daß die arbeitende Frau kenntlich gemacht wird durch starre Uniformierung. Zwar war es während der Kriegstätigkeit für manche Frauen geradezu geboten, fie in ein uniformähnliches Gemand zu stecken.( Straßenbahn- Schaffnerinnen und Fahrerinnen, weibliche Eisenbahnbeamte usw.) Die Möglichkeit, eigene Formen und Stoffe zu benüßen, muß fast überall gewährleistet sein. Das kann ohne Schaden geschehen.
Heute machen wir auf das" Stillfleid" Abb. 171 aufmerksam. Jede junge Mutter wird es äußerst lästig empfinden, eine Bluse, ein Kleid mit Achsel- oder Rückenschluß anziehen zu müssen. Vorbedingung ist Vorderschluß; aber das Kleid der stillenden Frau soll auch schön aussehen; fie trägt es lange Zeit, die Monate hindurch, in denen sie ihr Kind an die Brust legt. Oft wird es so sein, daß das Umstandskleid umgeändert werden kann zum Stillkleid. Manche Leserin wird sagen: Beruf und Kleid ist die überschrift! Ja ist das auch ein Beruf, sein Kind zu stillen? Gewiß ist es ein Teil eines ganz großen, heiligen Berufes: Mutter -zu sein! Und darum ist die überschrift richtig.
Stille dein Kind!
Jede Mutter foll ihr Kind selber nähren. Das sei oberstes Gesetz jeder Mutter.
Von der Pflicht des Nährens fann sich eine Mutter nur frei machen, wenn sie ihrer Gesundheit wegen vom Arzt keine Erlaubnis zum Nähren erhält.
In der Befolgung eines jeden Gesetzes liegt schon der Lohn. Es gibt keinen höheren Lohn für eine Mutter als das Bewußtsein, durch eigenes Wollen und Wirken dem Kinde, das sie geboren hat, Leben und Kraft, Gedeihen und Wachsen mitgeben zu können.. Das alles hat eine Mutter, die ihr Kind stillt, in der Hand.
Man bedenke nur den Reichtum, den die Natur einer Mutter fchenkte, als sie ihr die Fähigkeit gab, dem Kinde die Nahrung felber zu geben! Von Aliers her nährten Mütter ihre Kinder und nur Unnatur und Unfitte, Seuchen und Volkskrankheiten bermochten im Laufe der Zeit den Frauen das kostbare Gut der Fähigkeit des Stillens zu nehmen.
Stuhmilch ist wertvoll und für Mutter und Kind unentbehrlich, aber sie ist ursprünglich bestimmt, dem Kalbe als Nahrung zur Aufzucht zu dienen, nicht aber dem Säugling. Kinder, die mit Kuh- oder Ziegenmilch ernährt werden, erliegen viel leichter einer Krantheit. Bei jeder Erkrankung im Säug lingsalter ist die Gefahr, das Kind zu verlieren, eine weit geringere, wenn die Mutter ihr Kind stillt. Fast jede Mutter fann stillen, aber sie meint häufig nicht stillen zu können. Von 1000 jungen Müttern, die mit ihren Neugeborenen nach und nach bei mir in Obhut waren, haben in den ersten Wochen 997 ihr Kind gestillt und nur 3 Mütter fonnten oder durften nicht stillen. Sie sahen bei den anderen Müttern das Glück, das Kind selber stillen zu dürfen und stillen zu können und empfanden ihr Nichtstillen als Verlust.
Freilich, viele Mütter können, jetzt durch die allgemeine, Unterernährung wohl noch weit mehr, ihr Kind nicht aus schließlich stillen, sondern müssen fünstliche Nabrung, das ist Nahrung, die aus Kuh- oder Biegenmilch hergestellt wird, dazu geben. Immerhin ist der Zusatz von künstlicher Nahrung, durch die von der Mutter dazu gereichte Brustnahrung geschützt und das Kind, das eine solche Ernährung erhält, wird immer noch weit besser gedeihen können als das Kind, das nur fünstliche Nahrung erhalten kann. Selbstverständlich nur wenn die Mutter eine vernünftige Frau ist und die dazu gereichte Flaschenernährung nach bestimmten Grundsäßen regelt, denn jede überfütterung ist für das Kind zum Schaden.
Muß ein Kind künstlich ernährt werden, gibt man: im ersten Monat 1 Teil Milch, 2 Teile abgefochtes Wasser und 1½ Teelöffel Zucker; bom zweiten Monat ab: 1 Teil Milch und 1 Teil Wasser und wenn das Kind ein halbes Jahr alt geworden ist, kann man am Mittag eine Suppe, bestehend aus Brühe mit Gries, Graupen( feine), Haferflocken, Mehl oder. dergleichen, hinzufügen. Auch ist es gut und notwendig, zer quetschte Kartoffeln und fein zerrührtes oder durch etn Sieb gegebenes Gemüse beizugeben. Diese Zugabe nennt man Beitost. Obst jeder Art, freilich zunächst gekocht, oder mit einem Löffelchen der reifen Frucht abgeschabt, ist gleichfalls der täglichen Stoft zuzugeben. Man merte sich aber: Überfütterung ist das ärgste übel für unsere Kleinen. Niemals mehr als 1 Liter Flüssigkeit am Tage verabreichen.
Eine Mutter, die ihr Kind stillt, bedarf dieser Mahnung und Warnung weniger. Die Brusternährung wird durch die Natur mitgeregelt, die dem Kinde die notwendige Menge durch die Mutter gibt und auch für die Verdauungsfäfte in der Nahrung selber sorgt. Darum Mutter, die es kann: Stille dein Kind! Schwester L. Möller.
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181. Sommerkleid oder einfaches Festkleid ans gestreifter Seide.
Der Rod ist aus geraden Bahnen, etwa 2 m weit, oben leicht eingeträufelt, an ein Leibchen genäht, am unteren Mand mit einer Blende besetzt. Die Bluse ist mit kurzen überärmeln gearbeitet. Die. Achselnähte find abgeschrägt, so daß die querlaufenden Streifen im spiten Reil auf dem Ärmel zusammentreffen. Das Oberteil der Bluse mit den Ärmeln ist abgefüttert, der Ärmelrand ist nach außen umgeschlagen. Die glatten Unterärmel sind dem Futterleibchen eingenäht. In der Rückenmitte ist die Bluse einzuschneiden und mit Knopfberschluß zu arbeiten. Die am Ausschnitt eingeheftete schräggeschnittene Falbel ist am Randsaum mit gedrahteter Schnur durchzogen. Die Weite der Bluse wird durch einen an den Seiten aufgefnöpften Gürtel zusammengehalten. Hierzu das Schnittmuster auf dem Schnitt musterbogen Nr. 2, Fig. 31-34. Normalschnittmuster in den 4 Oberteiten 90-116 cm er hältlich. Bluse 80 Pf., Rock, Leibchen und Ärmel 80 Pf. Nach Maß gezeichnet: Bluse 2 M., Rock , Leibchen und Ärmel 2 M. Erforderlich 4,50 m Stoff 100 cm breit, 1,50 m Batist 80 cm breit zum Leibchen; 1 m Seide 80 cm breit, zum Füttern der Bluse. Schnittmuster D. F. F. 7.
Bücherschau
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Säuglingspflege in Reim und Bild von Elisabeth Behrend . Berlag B. G. Teubner, Leipzig und Berlin , Preis broschiert 1 M. Von In größeren Mengen bestellt, entsprechend billiger. Herzen kann man wünschen, daß dies wunderschöne Büchlein in die Hände aller jungen deutschen Mütter gelangt. Es ent hält das Alphabet der Säuglingspflege in Reimen, die einen ganz leisen Hauch von Humor haben, die in ihrer köstlichen einfachen Art leicht in Herz und Verstand dringen. Ganz entzückende fleine Zeichnungen veranschaulichen der Leserin die Handgriffe, die bei der Behandlung des kleinen Kindes unge
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