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107, 108 und 109. Kinderkleidung mit verzierender Handarbeit.
107. Das Kittelkleidchen ist aus weißem Leinen, leuch tend fönigsblaues, frischrotes Perlgarn zur Verzierung. Die Bogen am Ausschnitt und Ärmelrand werden tadellos aufgezeichnet, am Schlib etwas größer mit Bindloch an den Treffpunkten zum Einziehen der roten Schnur. Rot auch die Gürtelschnur mit blauen Haltern . Diese sind eingezogene, durchgestopfte Berlgarnfäden. Schnittmuster für 2-4 und 4-6 Jahr erhältlich. Preis 40 Pf. Erforderlich 1,40 m Stoff 80 cm breit. Schnittmuster F. H. 107.
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108. Der Reiz des Kleidchens liegt hauptsächlich in der Farbe. Leuchtend goldgelber Seidenbatist, dunkelviolettes, pfauenblaugrünes Perlgarn Nr. 7. Das Leibchen ist von doppeltem Stoff, der Umschlag der beiden Teile gegeneinandergelegt mit Luftmaschen und festen Maschen behäkelt. Ärmel und Röckchen sind ganz fest, ohne Zwischenräume angehäkelt. Am Leibchen- und Rockrand( nicht an Verbindungsnähten) ist ein blaugrüner Faden durch die Häfelei gezogen, der, am unteren Ärmelrand verstärkt, den Durch aug bildet und in runde Garnbällchen endet. Verschluß des Kleides in der Rückenmitte mittels Glasknöpfen und Knopflöchern. Schnittmuster für 2-4, 4-6 und 6-8 Jahr er hältlich. Preis 40 Pf. Erforderlich 2 m Batist 80 cm breit. Schnittmuster F. H. 108.
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109 und 109 a. Der Knabenkittel ist mit Kreuzstichen berziert. Die Art dieser Verzierung könnte auch gut für jede Decke, jedes Kissen sein, wenn der Stoff zur Verwendung kommt. Er besteht aus einfachem Leinengewebe, hat aber im Quadrat einen erhöht liegenden Faden, der das Ganze durchkariert. Zwischen den Fadenrippen des schieferblauen Leinens liegt ein einfaches Kreuzchen, rot, 3 reihig um den Hals, 1 Reihe um die Ärmel, 1 Reihe um den Gürtel mit Berzierung an der Spike. Oberund Unterstich find am Kreuzungspunkt von einem weißen Stich ge halten. Siehe Abb. 109 a! Das Höschen aus dunklem Stoff ist an ein Futterleibchen geknöpft. Schnittmuster für 2-4 und 4-6 Jahr. Preis 40 Pf. Erforderlich 1,30 m Leinen 80 cm breit, 50 cm Futter 80 cm breit zum Leibchen, 50 cm Stoff 100 cm breit zum Höschen. Schnittmuster F. H. 109.
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wenig reiben, um zu sehen, ob er geklandert" ist. So nennt der Volksmund diese Zurichtung des Stoffes. Der Name soll von Kalander herrühren, dem Erfinder der Maschinen, die dem Stoffe die täuschende Appretur verleihen.
Um den Stoff auf seine Haltbarkeit, zu prüfen, löse man ferner ein Stück Faden aus der Länge und aus der Breite und reiße es mit kurzem Ruck auseinander.
Schon aus dem mehr oder weniger großen Widerstande merkt man die Festigkeit des Fadens heraus; aber auch die Nißstelle sagt uns etwas darüber. Ist sie ungleich faserig, so sind die Fasern gewiß sehr kurz oder mit scharfen Mitteln bearbeitet. Noch besser läßt sich die Länge der Fasern durch Aufdrehen des Fadens erfennen.
Manchmal ist es von Wichtigkeit zu wissen, ob ein Gewebe aus Leinen oder Baumwolle besteht. Beide haben ja ihre Vorzüge, sind aber im Preise verschieden, und es ist doch betrübend, wenn man für einen Stoff den Preis des teueren Leinenmaterials bezahlt hat, der dieses teuere Material nur vorfäuscht. Wer sich ein wenig darin übt, kann meist durch Befühlen schon feststellen, ob ein Wäschestoff aus Leinen oder Baumwolle besteht. Das Leinen fühlt sich glatt und kühl an im Vergleich zu Baumwolle, diese warm und rauh im Vergleich zu Leinen. Auch das Auge hilft beim Unterscheiden mit. Der aus den langen Flachsfasern gebildete Faden des Leinengewebes ist meist ungleichmäßig, der aus den feinen, weichen, ziemlich kurzen Samenhaaren der Baumwollpflanze gewonnene Faden dagegen sehr gleichmäßig im Gewebe erkennbar, was sich besonders gut feststellen läßt, wenn man den Stoff gegen das Licht hält. Auch ist der Leinenfaden glänzend, der Baumwoll faden meist stumpf. Falscher, d. h. durch Appretur aufgebrachter Glanz geht beim Reiben, sicher aber beim Waschen einer Stoffprobe verloren. Als andere Prüfungsmittel werden die Öl- und Tintenprobe empfohlen. Bringt man auf die Stoffprobe einen Tropfen Öl und legt sie auf eine schwarze Unterlage, so zeigt sich die geölte Stelle bei Leinen dunkel, gegen das Licht gehalten ist sie hell; Baumwolle bleibt undurchsichtig. Ein aufgespritztes Tintenfleckchen bleibt auf Leinen einige Zeit stehen; in Baumwolle dringt es sofort ein.
Unter Halbleinen versteht man Stoffe, deren Fäden in der einen Richtung aus Leinen-, also Flachsfasern, in der anderen aus Baumwollfasern bestehen. Aus den stärkeren Leinenfäden ist dann meist die Kette gebildet worden, d. h. jene Fäden, die in der Richtung der Webefanten verlaufen. Sie werden beim Herstellen eines Gewebes aufgespannt und von den Quer- oder Schußfäden durchzogen.
Beim Einkauf von Stoffen sollte man nicht versäumen, die Breite des Stoffes in Berechnung zu ziehen. Manchmal scheint eine Ware preiswerter als eine andere, erweist sich aber nachher auch als schmäler. Zu große Breite ist manchmal unpraktisch und unvorteilhaft, weil fich unzweckmäßige Abfallstücke beim Zuschneiden ergeben. Gewöhnliche Beiten sind 80, 84, 90, 135 cm, für Nessel auch 70, 140 cm.
A. M.
Berzierende Handarbeit an Kinderkleidung
Hierzu Abb. 107--113
Welche Mutter hätte nicht in der heutigen Zeit, da die Preise für Stoffe und Arbeitslöhne ins Ungemessene steigen und sich außerdem ein Mangel an gut arbeitenden Schneiderinnen fühlbar macht, den Wunsch und guten Willen, wenigstens einen Teil der Kinderkleidung selbst herzustellen. Ein wenig Zeit, wenn auch nur stundenweise, wüßte man schön noch aufzutreiben; es fehlt oft nur an dem nötigen Selbstvertrauen. Man mutet sich wohl zu, irgend einen alten Stoff zu einem Spielkleidchen nach erprobtem Schnittmuster zuzuschneiden und schlecht und recht zusammenzunähen; aber an ein besseres Kleidchen wagt man sich nicht, oder man zahlt in Handarbeitsgeschäften hohe Preise für zugeschnittene, halbfertig genähte Kleidchen mit irgend einem aufge