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G.Kopp- Rompilat

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Deutsche Volksturst

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159-165. Siebenbärgisch- fächsischer Hausfleiß aus Honigberg bei Kronstadt  , Ungarn  .

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Die Arbeiten wurden meist in feinem weißen Waschkrepp mit farbiger Stickerei schwarz, grün, blau oder gelb ausgeführt. 159 und 163 find Beutel aus Leinen mit schwarzer und bunter Flecht und Kreuzstichstickerei. 160 einfacher Mittel­schnitt mit aufgefeßten bestickten Blenden. 161 Hemdfittel mit eingesetzten Ärmeln. 162 Mittel mit raglanartig ein­schäfte wie am Schnürchen fortgehen. Alles ist immer nett und bei der Hand, wenn sie auch nicht immer von ihrer Haus­haltung redet. Ihr Mann hat das Sprichwort: Man hört bei mir die Haushaltungsmühle nicht flappern.

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Wer die Frau Bürgermeisterin so im gewöhnlichen Leben hantieren sieht, der könnte glauben: die denkt auch nicht weiter, als bis an den Zaun ihres Küchengartens. Das ist aber nicht wahr, wie wir schon gesehen haben. Der Bürgermeister hat schon schwere Opfer bringen müssen; aber was auch kommen mag, die Frau Bürgermeisterin trägt alles mit, und das so heiter und froh, daß es jedem und vor allem ihrem Mann das Herz erquickt und ermutigt.

Die Frau Bürgermeisterin ist eine wadere Frau. Oldenburger   Gesellschafter 1847.

Deutsche   Volkskunst in Siebenbürgen  

Nicht ohne Grund beginnen wir heute unsere Abbildungen von deutscher Volkskunst mit Arbeiten aus dem uns örtlich so fern liegenden Ungarlande. In Wahrheit sind es aber Muster, die aus der Niederrhein  - und Moselgegend stammen, denn vor mehr als 700 Jahren rief ein ungarischer König einen deutschen Boltsstamm aus der alten Heimat, um den südöstlichsten Winkel des Karpathenlandes der Kultur zu erschließen. Auch in der neuen Heimat übten die Bäuerinnen den alten Brauch, die felbstgesponnene und gewebte Leinwand mit schwarzen und bunten Wollfäden zu besticken. Ihre Muster entnahmen sie

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gefeßten Ärmeln und eingefehten Seitenteilen. Die Kittel können von Knaben in den Altersstufen 2-6 Jahr getragen werden, und als Kleider von Mädchen bis zu 14 Jahren mit dem Alter 164 und 165 sind entsprechend angebrachten Gürteln. zwei Schürzen mit bunter Stiderei. Schnittmuster erhältlich für die Kittel von 2-14 Jahren. Preis jedes Kittels 60 f. der Pflanzenornamentik und der Tiersymbolik und fübrien sie in Kreuz-, Ropf- und. Stästchenstich( Holbeintechnik) aus. Aber auch funstvolle Durchbrucharbeiten und die Verzierung von Reihjalten ersianden unter ihren funstfertigen Händen, manch reizvolles Muster wurde von den umivohnenden Völkerschaften übernommen. So schmückten sie in volkstümlich geschmackvoller Weise ihre Kleidung wie ihr Heim. In einzelnen Gegenden hat sich diese Volkskunst noch erhalten, sie wäre aber jedenfalls ganz in Vergessenheit geraten, hätten nicht funstverständige Männer und Frauen die Schönheit und den Wert diesec Arbeiten richtig erkannt. Da ist zunächst Emil Sigerus   in Hermannstadt   zu nennen, der mit großem Fleiß eine Muster­fammlung zusammengestellt hat.

Das größte Verdienst um diese Arbeiten gebührt aber einer evangelischen Pfarrersfrau, Frau Leontine Reimesch in Honigberg bei Kronstadt   in Ungarn  . Ihr ivar es vorbehalten, die Sieben­ bürger Sachsen   dafür zu gewinnen und zu erziehen, die alte Bolkskunst zu gewerblichen Zweden zu benußen. Mit unends licher Mühe, mit Aufopferung von Zeit, Geduld und, auch Geld ist es ihr nach ungeahnten Schwierigkeiten gelungen, vielen armen siebenbürgisch- sächsischen Frauen und Mädchen lohnende und segenbringende Arbeit zu schaffen. Die Abb. 159-165 geben nur einen kleinen Begriff davon, wie reizvoll und eigen­artig die schönen Muster an unserer heutigen Frauen und Kinderkleidung wirken. Namentlich die reich gestickten Blusen und Kinderkleidchen fanden überall lebhaftesten Beifall und stärksten Absatz, gerade im deutschen Mutterlande. Leider bat der Krieg diesem segensreichen Streben, dessen boltserzieherischer

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