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Mit der Puppe spielen Gierzu Abb. 285

A Das Spiel mit der Puppe ist eine uralte Eite bei allen Bölfern. Ich will mich aber heute nicht in gefchichtlichen Be trachtungen ergehen, sondern die Frage aufwerfen: Mit welcher Buppe spielt das Kind am liebsten? Es muß aber erst gesagt werden, daß es in unseren Beitläuiten eine Unmaffe Buppen­forten gibt. Wir fangen bei der fleinsten Puppe an, dem Bade­püppchen. Das pflegt man schon dem kleinen Kinde als Spiel­geug ins Badewasser zu werfen: denn es ist aus Zellu oid, also fehr leicht, und schwimmt. Aber wieviel Sorten, Größen und Formen gibt

es davon!

Die vor Jahren beliebteste Form der, Buppen war der ab­waschbare Lederbalg, bem dann ein Bor gellan- oder Papier­maché Stopf aufge leimt wurde. Ich er innere mich gern der porzellanenen Köpfe, benen die schwarze, blonde oder braune Haarfarbe, die roten Lippen, die Augen und Augenbrauen Imallblant wie bei Ges schirr vor dem Gla fieren eingebrannt waren. Wer nicht das Geld zu einem Leder baig hatte, ber faufte für ein paar Pfennige einen solchen aus Stoff, bei dem es aber fehr leicht geschah, baß er Sägemeh! #treute. Die aus Bapiermaché herge stellten Köpfe hatten

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ähnliches Gesicht bekam und wie ein Baby angezogen wurde. Zweifellos haben viele Kinder über diese abys, die teils aus Belluloid, teils ganz aus abwaschbarem Bapiermaché waren, die größte Freude emp unden, und sie empfinden sie noch. Das Baden, Wickeln, Jäckchenanziehen werden die kleinen Puppenmütter nicht so leicht satt, und es g bt Kinder, die eine solche Innigfeit im Spiel entfalten, daß sie ganz weltenirüdt find. Nicht alle können sich so vertiefen. Die Anlagen und vers schiedenen Reigungen der fleinen Mädchen lassen sich im Buppen­spiel erkennen. Ich kannte ein fleines Mädel, das nur mit seinen Buppen spielte, wenn es etwas für sie schneidern konnte. Ein anderes wird für

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285. Zu dem Aufsatz: Mit der Puppe spielen. Schnittmuster erhältlich: zum Bär in 16 und in 20 cm Höhe, Breis 1.20 m., F.H. 285a; au Hemd, Bluse, Hose, Schürze des Puppenjungen für 35 oder 45 cm Puppenhöhe( mit Kopf) Preis 1.20 m., F.H. 285b; au Hemd, Hose, Leibchen, Unterrod, Bluse, Kleid und Schürze des Puppen­mädels für 35 oder 45 cm Puppenhöhe( mit Kopf) Preis 1.20 M.

und haben meist bewegliche Augen und einen täuschend echten Baarschopf, manchmal sogar echte Haare".

Während die von der Mutter hergerichteten Buppen ihr Hemd­chen, Höschen, Rödchen und Kleid an- und ausziehbar bekommen, haben die fertig gefauften, die im Buppenladen jo glänzend ausschauen, ihre Wäsche und Kleider teils angeleimt, teils auf­geheftet und gar angestedt. An einer solchen Buppe, die zuerst fehr staatsgemacht und glänzend aussieht, wird jedes Kind eine Enttäuschung erfahren. Es weiß nicht, was es mit dem fteifen Ding anfangen soll. Bieht es die Puppe aus, wird es von der Mutter gescholten über seine Zerstörungsluft. Denn eine solche Buppe bleibt nicht heil, wenn Kinderhände die Sachen lösen. Dieselbe Unvernunft ist es auch, wenn Mütter Puppen faufen, die nur an Sonn- und hohen Feiertagen vom Sofa in der guten Stube genommen und spazieren" getragen oder gefahren werden dürfen. Solche Mütter gab es in meinen Rinderjahren, solche Mütter gibt es noch heute. Gewöhnlich sind es dann die riesengroßen Puppen, an denen das Kind zu Schleppen hat, und die so schredlich teuer" waren. Arme Kinder!

Bor ungefähr fünfzehn Jahren begann eine Reform" der Puppen. Es tauchte die Charakterpuppe" auf, die ein finder.

Durch fleine Belohnungen für gute Arbeit wird der Eifer fehr angespornt. Nur muß man sich bei materiell veranlagten Kindern hüten, diese Anlage besonders zu pflegen. Es kommt fehr darauf an, daß wir bei unseren Kindern schon in frühester Jugend das Gute wecken und die Tatkraft fördern.

Wenn der Sturm des Lebens über sie hinbrauft, dann werden sie nicht durch untätiges Jammern und Klagen die Rot vertiefen. Sie wissen dann, daß es keine Sorge und keine Last gibt, die nicht durch tatkräftiges Handeln leichter gemacht werden könnte.

Es ist sehr lehrreich für uns Mütter, wenn wir die Kinder unter fich beobachten und sehen, wie sie ürger und Enttäuschung, Schmerzgefühl und Widerwärtigkeiten aufnehmen. Hierbei können wir am ersten erkennen, wie unsere Kinder die Nöte des Lebens zu meistern gedenken. Durch Liebe und Beispiel muß man ihnen die rechten Wege weisen. Die Kinder lernen am meisten von dem, was sie vor Augen sehen. Das Beispiel was wir ihnen geben, ist unbewußt ihr Lehrmeister! Das bürfen wir nie vergessen. W unser Tun und Reden soll darum rein und flar fein, damit es nicht zum Gift für die Seelen unferer Rinder wird. M. Friedel Schneider.

fein Büppchen lieber toden, um den füßen Brei mit seinen@ piel lameraden selbst au effen uw.

Man ist in der Buppenindustrie nicht beim Baby stehen ge blieben.Hier ist Käte Kruse, die Puppen­tünstlerin, bahn. brechend geweien. Mit ihren Buppen läßt sich alles an­fangen, man fann fie heut als Kleinkind, morgen als Backfisch und dann auch ein bischen als Dame anziehen, sie können als Junge und in Trachtenpuppen ( Dirndl, Bua) vere wandelt werden. Sehr fostspielig und für gewöhnliche" Menschen( das heißt folche, die nicht reich find, eigentlich un erfchwinglich find

diese Käthe Kruse - Buppen. Aber die Industrie bat ähnlice, aus biegsamem Material hergestellte Buppen erzeugt, die billiger find, als die sogenannten Künstlerpuppen. Ich habe aber die verschiedensten Urteile darüber gehört, in welchem Maze die Kinder mit diesen Buppen spielen; manche Mädchen follen fich gar nichts aus den menschenähnlichen Gebilden machen, manche sollen fie leidenschaftlich lieben.

Ich habe eine tieine Freundin und einen kleinen Freund, erftere wird vierzehn Jahre alt, lepterer ist zwölf gewesen. Beide betamen in ihren ersten Kindertagen einen fleinen Wär, be de haben eine rührende Liebe zu ihren jetzt schon sehr ramponierten Bären. Jm Spielzeug nehmen beide den Ehrenplatz ein. Denn für meine Freunde besißen beide Wesen eine Seele. Kinder fannte ich, die sich aus Lümpchen Puppen widelten, und diese formlofen Geschöpfe mit heftigster Kinderzärtlichkeit ans Hers brüdten. Und ich fannte Kinder, die mit einer Fußbant, der ein Tuch umgeknüpft war, selig" Buppe spielten". Mit welcher Buppe das Kind am liebsten spielt? Wahrscheinlich nicht mit den staatsgemachten", sondern mit denen, bei denen Phantafie und Innigfeit helfen, dem Wesen eine Seele zu geben, die Seele, die ihm das Kind in schöpferischer Kraft gibt.

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Die Schulkinder

fommen im freien Verkehr mit ihren Kameraden zu jenen ersten Regungen sozialen Empfindens, wie wir in einer Art Berschämtheit das Selbstverständlichste aller Religionen nennen und bekommen den ersten lebendigen Eindrud davon, daß nicht die Kleider den Menschen machen, und daß der große Sämann feinen Samen für alle Felder vor dem Auswerfen gut untereinander gemischt hat. Nur das Gesindel in den oberen Klassen schimpft auf seine Verwandtschaft in den unteren, aber wirkliche Edelleute kennen sich, ob sie Lackschuhe oder Holzpantoffeln tragen. Wo das Elternhaus als ein starkes Vorwerk hinter der Schulfestung steht, da ist noch nie ein Kind durch die Schule verdorben worden, und oft geschicht es nicht einmal, wenn das Elternhaus ebensowenig taugt als der Lehrer

Enton Beabrid,

Kas: ke Genne, bad Bächlein von ber Siebe sab buc.