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RDie Heimat auf dem Lande&

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Bom Weben

of dann gegen das Frühjahr genug gesponnen, so tommt das Weben an die Reihe." So erzählt eine alte Frau rom Lande, die durch Jahre und Jahre all­winterlich sich dieser Arbeit hingegeben. Unglaublich groß ist er, der Webstuhl alten Schlages, die halbe Etube nimmt er ein. Doch gern wird diese Unbequem­lichkeit ertragen, vielleicht nicht einmal als solche empfunden; ist es doch selbst­verständlich, daß in jedem Jahre die Vorräte an Stoffen wieder ergänzt werden... Da geht es dann den ganzen Tag schnipp- schnapp, und feine von den Frauen sagt ber andern, wiev el fie ge­webt hat von diesem un­fchägbaren Gut. Das wird man erst im Frühjahr ge= wahr. wenn die Stücke auf der Bleiche liegen." Spricht hieraus nicht die ganze Liebe der Bäuerin zu ihren felbft gefertigten Schäßen! Mit Stola zeigt fie dann auch ge­legentlich Freunden und Be fuchern, was fich in Schrän ten und Truhen durch Jahre angesammelt an fchim. merndem Leinen. Früher war es selbstverständlich, daß das notwendige Leinen für Wäsche im Hause ge webt wurde. Immer im Vorrat mußte genügend davon vor handen sein. Und jedes Mädchen aus gutbäuerlichem Hause würde es mit Entrüstung abgewiesen haben, Hemden aus ge lauftem Stoff au tragen, folch' modisches Gelapp. Ging es in Dienst oder stand es vor der Heirat: im mütterlichen Leinen­farant war immer reichlich vorhanden, um es" däftig" aus zustatten. Denn nicht nur Leinen wurde und wird im länd lichen Haushalt gefertigt, sondern auch sogenannte Weiderwand, in anderen Gegenden Warp oder in der Eifel - Tirtey genannt Roch weitere Bezeichnungen finden sich für diesen 6.off Seine Art, wenn auch verschieden nach den einzelnen Landftriaen hat doch das gemeinsam: leinene Sette eint sich mit wollenem Einschlag. Fest wie ein Brett ist dieser Stoff, baber fast unverwüstlich. Die Wolle wurde vorher meist blau ein gefärbt, was dann mit dem ungebleichten Leinengarn zusammen eine schöne frische Farbe wurde Bon schwarzen Schafen naturs farben genommen, gab es eine äußerst praktise, bräunlich- graue Galtierung. jo eine echte Schmusfarbe, für Arbeitskleider wie gefchaffen, namentlich für Röde und Beinkleider. In den letzten Zabrzehnten wurde vielfach das Leinengarn durch Baumwolle erfezi. Der Stoff wurde weicher, aber naturgemäß weniger haltbar.

229.8leid für junges Mädchen, in Anlehnung an ländl. Tracht

Es gibt Gegenden, wo das Weben auch handwerksmäßig, das heizt zum Verkauf betrieben wurde. Doch die armen Handweber des Erzgebirges, des Eichsfeldes und anderer Gebiete fristeten in den letzten Jahrzehnten nur mehr ein fümmerliches Dasein. Die Maschine batte ihnen ihren Verdienst genommen.

versteht sich in die Kindesfeele bineinzudenken, ihre Bildchen zeigen die Kleinen, wie sie mit Leib und Seele bei Arbeit und Spit find, frisch und lebendig, mit lustigen Augen und tecken Stupsnäschen. Und mit diesen Bildern find eng verbunden die lieben, alten und neuen Kinderverschen. Für die ganz kleinen ist der bunte Fries gedacht und auch das Buch Alles fürs Kind". An den 15 Glückwunschfarten" gum Ausmalen, wie an den Albumblättern" werden sich etwas größere Kinder erfreuen.

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Die Maschine war es denn auch, die auf dem besten Wege war, das Handspinnen und- weben völlig zum Aus fterben zu bringen. Obgleich der ländliche Hausfleiß noch feineswegs so stark zurüd gegangen ist, wie in wei ten Areisen angenommen wird. Zählte man doch in bannober 1913 nocy 40000 Handwebstühle.( Ob sie tato sächlich noch alle im Ge. brauch, wird bei dieser Sta tistik freilich verschwiegen.) Dennoch. langsam doch sicher wäre diese Zeitentwidlung wohl vor sich gegangen, Handarbe t wäre durch Jn. dustrie verdrängt worden, wenn jwenn nicht der Krieg gekommen. Der Krieg mit feiner Stoffnot, der die Mädchen auf dem Land wies der zum Schnurren brachte. Und jetzt fliegen auch schon wieder die Schiffchen durch die Kelte: schon im vorigen Frühjahr sah man wieder so manche Stiege Leinen auf der Bleiche liegen.

Freilich, de studierten Bolkswirtschaftler sagen, es fei nicht meir lohnend, die einen vom Spinnen, die anderen vom Weben,

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find sich hierin feineswegs 290. Junges Mädchen in einig. Auf jeden Fall übers overheffischer Tracht sehen sie dabei, wie sehr ge

rade diese häuslichen Beschäftigungen auch das Gemüt bewegen. Wie schnell verging doch der lange Winter, belebt durch die Spinn stubenfreuden. Märchen und Sagen wurden erzählt, Lieder murden gesungen. Manches junge Menschenfind mag dadurch auf dem Lande festgehalten worden sein. Denn der Freude be darf die Jugend wie die Pflanze des Lichtes. Und wie hält diefe ganze Beschäftigungsart die Familie zusammen, wie nährt fie die Liebe zum eigenen Heim, und, fo eng mit der Scholle berwachsen, die Liebe auch zur Heimat. Ganz abgesehen von dem Sinn für das Schöne, Echte, das Wahre, der sich in unserem Landvolke, noch erhalten hat, wenigstens als Grundanschauung. Sollen wir uns alle diese hohen Borteile entgehen lassen, die der Hausfleiß uns bringt, nur weil die Maschine billiger arbeitet! Sehr zweifelhaft ist es dabei noch, ob sie das in Wirklichkeit tut, wenn man die so viel größere Haltbarkeit des Selbstgefertigten dageren in Rechnung stellt. So wollen wir denn treu festhalten an der Arbeit unserer Mütter, wollen sie selbst pflegen und auch unseren Kindern lehren- nach guter deutscher Frauen Arti Eng war der Hausfleiß immer mit der bäuerlichen Tracht berknüpft. Unser zweites ild zeigt ein Oberhessen- Mädchen im dichtgekrausten Rod aus selbstgefertigtem Stoff. Die erfte Abbildung bringt ein Beispiel, wie man auch heute noch in Anlehnung an die Form der alten Tracht- anliegendes Mieder und gradbahniger Rod eine praktische und dabei doch ane mutige Arbeitst eidung schaffen fann. Der Stoff auch zu diesem Kleide ist hausgeweht, ebenio der zur waschbaren Blufe.

Briefta ten R., Stobleng. Gie fönnen noch von allen b bildungen die Schnittmuster beziehen, auch aus dem Jahr 1919, jedoch zu den jept üblichen Breisen. Wäsche, Kinderiachen, Röde, Blusen, Jaden je 1.20 m., Kleider oder Mäntel je 2 M. nebit 50% Teuerungszuschlag.

Urheberinnen: Abb. 281 Reformhans Colonia , Köln , 283a- c Frau Dr. Wolman, Leverkusen ( Niederrhein ), 286 Anna Zuffen hofen, Karlsruhe i. B.

Grandgeberinnen: Glifabech Kihi, Gife Birminghans, bribe in köln . Berantwortlich für beu rebattlenetien Tell: G. Röhl, As- Rosenberg. Zohrbe.grafe 58, fär ben Dilberteil: 8. Säben, Rarlsruhe i. S., Karrierigstraße 14. G. Branule ofbuchbenderei und Bering, narlömbe i. 8.